„Da muss man jetzt gewaltig dagegensteuern.“ – Interview mit Josef Pellkofer, Bürgermeister a.D. und Vorsitzender des WIT

Herr Pellkofer, vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für uns!

Das mache ich doch gerne – ich denke, es ist wichtig, dass man die Leute für das Thema Wasser sensibilisiert. Viele Leute wissen oft gar nicht, was alles dahintersteckt, wenn sie einfach sauberes Wasser aus der Leitung bekommen. Das ist bei uns selbstverständlich. Aber das ist es eben nicht. Damit müssen wir noch viel mehr an die Öffentlichkeit gehen!

Wenn man sich umschaut in der Welt, gibt es ungefähr zwei Milliarden Menschen, die ohne Zugang zu sauberem Wasser sind. Zwei Milliarden, das ist schon eine Hausnummer. Und jährlich sterben nach Schätzungen ungefähr 500.000 Menschen an verunreinigtem Wasser! Das alles muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Es ist eben keine Selbstverständlichkeit, sauberes Wasser zu haben.

Und mittlerweile trifft es ja auch die sogenannten wasserreichen Regionen. Früher hat man gesagt, man soll das Wasser verbrauchen, damit die Leitungen sauber bleiben, da war Wassersparen überhaupt kein Thema. Da war ich schon Bürgermeister, da hat sich noch kein Mensch Gedanken über Wassermangel oder Wasserverschmutzung gemacht. Dass das jetzt so schnell gegangen ist, dass der Klimawandel und das Verhalten unserer Gesellschaft in den Wachstumsjahren so schnell Auswirkungen auf unser Leben in der Gegenwart haben, dass wir wirklich in konkrete prekäre Situationen kommen könnten, das konnte man sich bis vor wenigen Jahren noch gar nicht vorstellen.“

Ja, eigentlich ist es ja schon fünf nach zwölf…

„Ja genau! Das stimmt! Wir müssen dafür jetzt ein Bewusstsein schaffen. Man kann das gar nicht oft genug wiederholen, was für ein großer Schatz unser Trinkwasser ist!“

Herr Josef Pellkofer war 18 Jahre lang Bürgermeister von Dingolfing, er ist Kommunalpolitiker mit Herz und Seele. Dabei war es gar nicht sein Lebensplan, Politiker zu werden. Nach dem Jurastudium ist er „überraschend“ beim Staat gelandet, und wurde dann, vor mittlerweile 19 Jahren, gefragt, ob er sich nicht zur Wahl stellen würde in seiner Heimatstadt Dingolfing.

Erst hat er nein gesagt, weil auch seine Familie nicht begeistert war von der Idee, aber schließlich ließ er sich doch überzeugen, und hat es über die vielen Jahre nie bereut. Seit einem Jahr ist er jetzt im Ruhestand. Er erzählt, dass er es sich wirklich gut überlegt hat, aber in dem Bewusstsein, dass man ja nie weiß, wie lange der nächste Lebensabschnitt dauert, und weil er noch so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie, im Besonderen seinen drei Enkelkindern, verbringen wollte, hat er sich dann gegen die Politik, und für eine schöne gemeinsame Zeit im Kreis seiner Lieben entschieden.

Und die Entscheidung war wohl rundum die Richtige. „Wenn´s mir ned guad gang!“ lacht er herzlich in die Kamera.

Was sein Lieblingsthema ist, wenn es ums Wasser geht?

„Ganz klar die kommunale Daseinsvorsorge.“

Wir vom WIT geben schon zu, dass das für Leser und Leserinnen, die nicht so viel mit Politik am Hut haben, eher langweilig klingt. Aber das ist es ganz und gar nicht, Josef Pellkofer beweist uns anschaulich und mit einem großen Wissensschatz gerade das Gegenteil. Wenn man ihm so zuhört, hat man kein bisschen das Gefühl, dass es da nur um trockene politische Themen geht. Er erzählt es mit so konkreten Beispielen und so einer Begeisterung, dass man einfach nur gebannt zuhört, und gleich noch unwahrscheinlich viel lernt. Und wenn er von der großen Politik in Brüssel erzählt, von Konzernen, die gerne mit unserem Trinkwasser Geld verdienen würden, bekommt der eine oder die andere vielleicht zum ersten Mal ein Gefühl dafür, dass Politik doch spannender und näher an uns dran sein könnte, als man vielleicht ursprünglich gedacht hat.

Das Verhindern von Privatisierungen war für ihn immer ein Thema von höchster Priorität.

„In Zukunft werden große Konzerne noch viel mehr Interesse an unserem Wasser entwickeln. Mit Wasser kann man Geld verdienen. Alles, was knapp ist, ist teuer. Beim Strom ist ja zum Teil schon passiert, dass er privatisiert wurde.

Strom ist auch ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn man kein Bewusstsein für die Folgen hat. Atomstrom ist die teuerste Energieform aller Zeiten. Aber darüber hat man einfach nicht nachgedacht – der war angenehm für die Wirtschaft und unser aller Leben. Da hat man einfach ein Atomkraftwerk hingebaut und gut war´s. Jetzt müssen der Staat und die Allgemeinheit die Kosten von damals übernehmen. Weil man sich über die Folgen einfach keine Gedanken gemacht hat.

Deswegen ist die kommunale Daseinsvorsorge eben so wichtig. Und auch das Bewusstsein dafür. Trinkwasser hat ein langes Gedächtnis, in der Vergangenheit wurden manche Dinge übersehen, die wir heute korrigieren müssen. Wir haben in so vielen Punkten auf Kosten der nächsten Generationen gelebt, da muss man jetzt gewaltig dagegen steuern!“

Auch deswegen findet der Herr Pellkofer das Wasser-Info-Team so wichtig, und hat gerne den Vorsitz dafür von Herrn Georg Riedl übernommen. „Die Öffentlichkeit muss noch viel öfter und viel intensiver daran erinnert werden, dass NIX im Leben eine Selbstverständlichkeit ist. Und Wasser schon gleich gar nicht!“

Er bekräftigt auch seine Meinung, dass Trinkwasser auf keinen Fall zu teuer ist. Eigentlich wäre da schon noch „Spielraum nach oben“, was die Preisgestaltung angeht.

Immerhin müssen von den Wassergebühren alle Wartungs-, Personal-, und Materialkosten finanziert werden. „Auch das ist den meisten Leuten einfach überhaupt nicht bewusst.“ meint er dazu. Was ihm wichtig ist: Es dürfen da keine einzelnen Gruppen stigmatisiert werden. Alle Themen rund um Trinkwasser und Wasserversorgung gehen alle an.

„Wir dürfen da zum Beispiel nicht die Landwirte in eine Ecke stellen.“ sagt er entschieden. „Die versuchen genauso, Ressourcen zu schonen. Wenn ihnen darauf ein Nachteil entsteht, muss man das dann auch ausgleichen. Bei uns in Dingolfing klappt das ganz gut. Man kann nicht die Lasten auf einen Einzelnen legen, wir müssen da miteinander was machen.“

Auf das WIR hat Josef Pellkofer schon immer großen Wert gelegt. Ob als Bürgermeister, oder im Bayerischen Städtetag, ihm war ein gutes Klima immer wichtig.

„Es gibt natürlich unterschiedliche Meinungen, aber es ging dabei nie ums Persönliche. Dass der Ton in der Politik rauer geworden ist, und auch der Ton der Bürger gegenüber den Politikern, ist eine Entwicklung, die nicht schön ist.“

Da müssen wir ihm leider recht geben. Um einen Eindruck vom rauen Ton zu bekommen, reicht in Blick in die sozialen Medien.

Die gesamte Wasser-Branche scheint da eine sehr außergewöhnliche Blase zu sein. Wir kennen wirklich kein anderes Fachgebiet, in dem der Ton so wertschätzend und ausnehmend freundlich ist. Da passt der Herr Pellkofer natürlich bestens in die Reihe!

„In der gesamten Branche sind so viele hochkarätige Fachleute. Jetzt müssen wir das eben noch gut rüberbringen, einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. Dafür ist das Wasser-Info-Team wirklich eine richtig gute Sache. Wir kriegen das schon hin.“, und er lächelt zuversichtlich in die Kamera.

Lieber Herr Pellkofer, vielen Dank für die spannende Zeit mit Ihnen, für Ihre weisen Worte, und für ihre positive Art!

Ihnen und Ihrer Familie von Herzen die besten Wünsche und eine wunderbare Zeit mit Ihren Enkelkindern!

Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.

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