Die Achengruppe, der Wasserversorgungsbetrieb von Werkleiter Wolfgang Grösch, hat Großes vor: Sie möchte einen Röhrenbehälter zur Trinkwasserspeicherung in der Größe von 1.000.000 Liter Wasser bauen.
Wenn Sie aus der Wasserwirtschaft kommen, wird sie diese Nachricht möglicherweise überraschen, weil es von diesen Behältern deutschlandweit bisher nicht sehr viele gibt. Und wenn Sie ein „normaler Mensch“ sind, der sich nicht gefühlt 24 Stunden am Tag mit Wasser beschäftigt, könnten Sie jetzt vielleicht denken: Was für ein langweiliges Thema, da klick ich direkt weg.
Aber weit gefehlt! Was wir Ihnen heute zu erzählen haben, ist nichts weniger als eine Sensation. Versprochen.
Aber ganz von vorne: Die Achengruppe hatte einen sanierungsbedürftigen Wasserspeicher, der so sehr in die Jahre gekommen war, dass eine Sanierung praktisch genauso viel gekostet hätte, wie Abriss und Neubau. Und da man ja ohnehin schon Geld in die Hand nehmen musste, hatte Wolfgang Grösch, Werkleiter und Wasser-Enthusiast bis zu den Zehenspitzen, eine, man kann es kaum anders beschreiben, wahrhaft geniale Idee.
Es soll ein sogenannter Röhrenbehälter angeschafft werden. Und nicht nur irgendein Röhrenbehälter. Es soll der aktuell größte in Deutschland werden. So ein Röhrenbehälter ist wirklich eine großartige Sache, und wenn man dem Wolfgang zuhört, wie er von dieser Innovation in der Trinkwasserbranche schwärmt, versteht man sofort, dass es hier wirklich um eine echte Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit und generationenübergreifendem Denken geht.
So ein Röhrenbehälter hält nämlich mindestens 100 Jahre, und stellen Sie sich vor: Selbst für 100 Jahre hat die Firma noch eine Rücknahmegarantie für das verbaute Material des Behälters, der rein aus PEHD gefertigt ist, ausgesprochen. Er ist daher voll recyclingfähig. „100 Jahre!“, strahlt Wolfgang in die Kamera, „Das ist echte Nachhaltigkeit!“ Da muss man ihm wirklich uneingeschränkt recht geben. Ein vergleichbares Speichergebäude (das sind die kleinen Häuschen, die Sie manchmal in Feld und Flur stehen mit überfüllter Behälterkammer) kann bei Weitem nicht diese lange Lebensdauer ohne dazwischenliegende Sanierungsintervalle aufweisen. Hinzu kommt, dass die Röhren quasi wartungsfrei, ausgenommen natürlich der erforderlichen Reinigung, sind. Was man ja von einem Haus oder einem Betonbauwerk nicht behaupten kann. Das weiß jeder, der ein Eigenheim hat oder in einer Tiefgarage aus Beton parkt. Es ist doch wirklich dauernd was zu tun an einem Haus. Noch dazu, wenn Unmengen an Wasser darin aufbewahrt werden.
Außerdem ist der Bau eines Röhrenbehälters unglaublich energieeffizient. Es werden nämlich nur zwei oder drei, je nachdem, wie viel Wasser er am Ende speichern soll, riesige Röhren waagrecht in die Erde „eingebuddelt“. Daher ist auch die Bauzeit denkbar kurz: Innerhalb von 4 Wochen ist der Behälter fix und fertig und betriebsbereit. Bei einem normalen Speicher dauert es mehrere Monate, bis das Gebäude fertiggestellt ist.
Oft stellt sich auch die Frage: „Was tun mit dem alten Behälter der nebenan steht?“ Natürlich nur, wenn ein Grundstück für einen neuen Behälter zur Verfügung steht. Teurer Abriss mit immensen Recyclingkosten oder ist gar eine Umnutzung möglich? Man könnte einerseits Oberflächenwasser speichern und für landwirtschaftlichen Bewässerungsmaßnahmen zur Verfügung stellen oder sich Gedanken über eine „energiewirtschaftliche“ Verwendung machen. Hochbehälter sind, wie der Name schon sagt, meist hochgelegene Anlagen mit Leitungen in tiefergelegene Gegenden. Warum den alten Behälter nicht einfach belassen und mit Solarstrom von unten Wasser raufpumpen und bei Strombedarf mit dem gespeicherten Hochbehälterwasser unten eine Stromturbine antreiben? Also sprichwörtlich ein kleines Pumpspeicherkraftwerk wie wir es von Speicherseen her kennen.
Dass regionale Energieerzeugung für uns „Wasserer“ immer wichtiger wird, zeigen die ausufernden Strompreise der letzten Ausschreibungen. Man muss und sollte sich unbedingt Gedanken in alle Richtungen machen dürfen: „Windkraft an Hochbehälterstandorten, Windkraft auf vorhandenen und neu zu erstellenden Handysendemasten auf Grundstücken der Wasserversorger, Photovoltaik auf Edelstahlbehälterbauwerken und natürlich PV-Freiflächenanlagen über Röhrenbehälter“ erzählt der Werkleiter voller Begeisterung. „Jedes Kilowatt Strom zählt und das ist die Zukunft und DER Renner!“
Auch hinsichtlich der Pflege ist der Röhrenbehälter unschlagbar. Es gibt Firmen (zum Beispiel die Firma Mösslein aus Lohr am Main, die auch immer die sehr geschätzten Trinkwassertage veranstaltet), die dann lt. Herrn Möslein einfach Muskelkraft einsetzen, d. h. Schrubben, Wasser, Schruppen, spülen und die glatten Flächen der PEHD-Rohre sauber bringen. Fertig. Das ist doch cool, oder? Jeder, der schon mal ein Bad geputzt hat, kann sich wahrscheinlich ungefähr vorstellen, was für ein Aufwand so eine Reinigungsaktion bei einem Gebäude mit Ecken und Leitungen und Fliesen ist. Da sind glatte Flächen mit wenig Einbauten und Hindernissen schon ein „Schanierl“.
Bilder abermals mit freundlicher Genehmigung der Achengruppe und der Firma Frank – herzlich Dank dafür!
In der Schweiz gibt es das System übrigens schon lange, vor allem auf Almen in den Bergen, aber in Deutschland ist es bisher sehr wenig verbreitet – jedoch absolut im Kommen. Der Behälter der Achengruppe wird, wie wir ja schon erfahren haben, nach der Fertigstellung das größte seiner Art in ganz Deutschland sein.
Da sagen wir doch herzlichen Glückwunsch, lieber Wolfgang! Wirklich ein beeindruckendes Projekt, das Du da angestoßen hast!“
Wolfgang Grösch ist ein bescheidender Mensch: „Mir geht es um die Sache, und um gute Lösungen. Und Spaß muss es machen.“
Na, das merkt man. Uns hast Du jedenfalls schwer angesteckt mit Deiner Begeisterung.
Und was ist mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser? Sind Sie jetzt auch ein bisschen beeindruckt? Wir allemal, und wünschen dem Wolfgang und seiner Achengruppe viel Glück und gutes Gelingen beim Bau.
Und natürlich halten wir Sie darüber auf dem Laufenden, was sich grade so tut auf der Baustelle für den bemerkenswerten Röhrenbehälter.
Bis ganz bald,
Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.
Ein Beitrag von und mit Wolfgang Grösch – Danke, Wolfgang, für die tolle Zusammenarbeit, Dein Wissen, und Deine Zeit!