Mit der Dankbarkeit ist es ja so eine Sache – wenn uns ein Mal etwas richtig Gutes passiert, sozusagen als Einzelfall, freuen wir uns und bedanken uns aus tiefem Herzen. Zum Beispiel, wenn ein Freund uns mitten in der Nacht vom Bahnhof abholt, weil der Zug Verspätung hatte und der Anschlusszug weg ist. (Erst kürzlich ist das unserer Bloggerin passiert, ein riesiges Dankeschön an den nächtlichen Abholer von ihr an dieser Stelle!) Wenn uns regelmäßig gute Dinge passieren, werden wir üblicherweise schon nachlässiger mit der Dankbarkeit. Zum Beispiel wenn der Partner immer wie selbstverständlich den Müll rausbringt. Da besteht schon mehr die Gefahr, dass man das als gegeben hinnimmt, anstatt dankbar zu sein.
Und dann gibt es noch die Bereiche des Lebens, die immer schon so waren, und deshalb einfach als selbstverständlich angenommen werden. Und man merkt überhaupt erst richtig, dass sie da waren, wenn sie auf einmal nicht mehr funktionieren. Denken Sie mal drüber nach: Wie oft stehen Sie morgens aus dem Bett auf und freuen sich, dass alle Ihre Knochen an der richtigen Stelle sitzen, Ihnen nichts wehtut und Sie gesund und beweglich sind? Nicht sonderlich oft, kann das sein? Aber wehe, das Knie schmerzt beim Aus-dem-Bett-steigen. Da ist der Tag ganz schnell mal direkt in der Früh nach dem Aufstehen gelaufen. Irgendwie komisch, aber so sind Menschen nun mal.
In den großen Bereichen des Lebens kann man das genauso beobachten. Mal ernsthaft: Wie oft sind Sie wirklich so richtig dankbar dafür, dass Ihr Müll abgeholt wird, die Straßen sauber sind, das Abwasser geklärt wird, und jederzeit frisches Wasser aus dem Hahn kommt? Und sind Sie darüber genau so dankbar, wie wenn Sie jemand zur Unzeit am Bahnhof aufsammeln würde? Oder zumindest so dankbar wie über den Partner, der den Müll rausbringt?
Dabei sind diese grundlegenden, vermeintlich selbstverständlichen Dinge die, die unser Leben im Wesentlichen lebenswert machen. Eine funktionierende Kanalisation und hygienische Trinkwasserversorgung sind hauptursächlich für eine gestiegene Lebenserwartung. Saubere und geräumte Straßen verhindern Unfälle und sorgen dafür, dass trotz Eis und Schnee das Leben in geordneten Bahnen weiterlaufen kann, Müllentsorgung und Recycling schonen die Umwelt und erhöhen die Lebensqualität der Menschen.
Ist das nicht eigentlich ein Grund, um jeden Tag innerlich ein bisschen zu feiern? Es wird in diesen Tagen so viel über „den Staat“ und „die Politik“ geschimpft – aber ist es nicht auch der Staat, der uns all diese wunderbaren Leistungen der kommunalen Familie zur Verfügung stellt? Sind es nicht die (Kommunal)Politiker*innen, die sich Tag für Tag drum kümmern, dass die kommunale Daseinsvorsorge für uns alle zu jeder Zeit zur Verfügung steht?
Wir vom Wasser-Info-Team möchten Sie zu Weihnachten ein bisschen aus der „Selbstverständlichkeitsfalle“ holen. Wir wollen einen kleinen, freundlichen, weihnachtlichen Reminder schicken, dass es uns hier in Bayern und in ganz Mitteleuropa eigentlich wirklich richtig gut geht. Klar gibt es immer ein paar Kritikpunkte und was zu meckern. Aber ist es nicht vielleicht so wie mit unserem Körper? Uns fällt nur das auf, was grade nicht funktioniert, wo es klemmt und wehtut und vergessen so gerne mal, dass die anderen 300 Gelenke in unserem Körper klaglos ihren Dienst tun.
Es wäre doch zum Beispiel nett, wenn Sie dem Techniker der Stadtwerke bei seinem nächsten Besuch bei Ihnen zuhause, weil beispielsweise ein Zähler getauscht werden muss, ein kleines Dankeschön für seine Arbeit aussprechen. Überhaupt sind kleine Gesten oft viel wertvoller als man meinen möchte. Jeder Mensch freut sich dann und wann über ein Kompliment, ein angebotenes Glas Wasser wenn es draußen heiß ist, einen kleinen Ratsch oder andere Aufmerksamkeiten. Das kostet nichts, kann aber einen ganzen Tag gleich viel heller und freundlicher erscheinen lassen.
Überhaupt wäre das doch vielleicht ein guter Vorsatz fürs neue Jahr: Nicht nur an Weihnachten dankbar zu sein, sondern das ganze Jahr über.