(Das Interview führte Wasser-Bloggerin Katrin Zwickl)
„Hallo Herr Pfanner, herzlich willkommen zum WIT-Interview und ganz herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für uns!“ – „Hallo Frau Zwickl, ich freu mich auch!“, Herr Pfanner lächelt erwartungsvoll in die Kamera. Wie immer in den WIT-Interviews treffen wir uns online in der Videokonferenz.
„Sollen wir gleich loslegen mit dem Interview? Sie wissen ja, ich hab ja eigentlich immer nur zwei Fragen dabei: Erstens, was ist Ihr Wasser-Lieblingsthema, und zweitens, was möchten Sie unserer Leserschaft gerne persönlich mit auf den Weg geben? Ich bin schon ganz gespannt. Was ist denn Ihr Wasser-Lieblingsthema?“
„Wasser ist unser höchstes Gut und wir sollten alles dafür tun, dass dieses Lebenselixier auch das höchste Gut bleibt und auch in der Qualität und Form, wie es uns momentan zur Verfügung steht, auch erhalten bleibt.“
„Sie sind ja der Vorsitzende der AKWA Schwaben (Zur Erläuterung: In Bayern gibt es fünf Arbeitsgemeinschaften, in denen sich die Wasserversorger, und zum Teil auch die Abwasserentsorger, zusammengeschlossen haben. In diesen Arbeitsgemeinschaften werden Fortbildungen und verschiedene Veranstaltungen angeboten, die vor allem dem Wissenstransfer und dem Erfahrungsaustausch dienen. So können sich die Wasserprofis gegenseitig unterstützen, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben und die bestmögliche Versorgung für die Bevölkerung sicherzustellen. Eine von diesen fünf Arbeitsgemeinschaften ist die „AKWA Schwaben“.) – haben Sie neben dem Vorsitz in der AKWA noch weitere Berührungspunkte mit dem Wasser?“
„Ja, unsere Gemeinde hat eine eigene Wasserversorgung, von der ich Vorsitzender bin. Wir versorgen zwei Orte: Das eine ist unsere Gemeinde Scheidegg, und das andere ist Scheffau – früher eine eigenständige Gemeinde, die durch die Gebietsreform bei uns eingemeindet worden ist. Scheffau hat eine aus der Historie heraus gewachsene eigene Wasserversorgung, die wir mit der Zeit Stück für Stück mit der Scheidegger Wasserversorgung verbunden haben. Aktuell haben wir auch noch eine neue Quelle, oder besser gesagt eine neue Wasserversorgung bei uns ins Gemeindegebiet integriert, das ist die ebenfalls aus der Historie gewachsene Quelle der Kinderklinik Prinzregent Luitpold. Die liegt bei 950 Höhenmetern. Die Quelle der Klinik ist schon vor 110 Jahren gefasst worden und liegt im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich. Mit dieser zusammen haben wir jetzt drei selbstständige Wasserversorgungsanlagen, die alle innerhalb des Gemeindegebiets sind, und die über die letzten Jahre zu einer gemeinsamen Wasserversorgung zusammengeschlossen worden sind.“
„Das hört sich nach einem Haufen Arbeit an!“, lache ich.
„Das stimmt. Wir haben da einen hervorragenden Mann, den Bauamtsleiter Roland Schlechta, der hat sich da wirklich in die Thematik eingefuchst. Der ist, was das Baufachliche und Hydrotechnische angeht, ein echter Fachmann und hat mit der Zeit sehr viel Erfahrung gesammelt, was die gesamte Wasserversorgung betrifft.“
„Das Wasser der Kinderklinik – ist das eigentlich Heilwasser?“
„Ich würde sagen, man könnte es fast als Heilwasser bezeichnen, es hat aber nicht den Status als Heilwasser. Es kommt aus einem dicht bewaldeten Gebiet und hat wirklich eine sehr hohe Qualität. Da waren jetzt ordentliche Investitionen nötig, aber das hat sich gelohnt, würde ich sagen. Die Quellschüttung liegt ungefähr bei 100.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr, und die Klinik selber braucht davon ca. 15.000 Kubikmeter im Jahr. Daher war es für uns auch interessant, dies ins gemeindliche Wasserversorgungsnetz einzuspeisen, da das ja genau das Thema ist, dass aktuell überall landauf, landab diskutiert wird, dass man das oberflächennahe Grundwasser, das Quellwasser, mehr nutzen soll und das Tiefengrundwasser schonen. Das war jetzt genau so ein Schritt, mit dem wir das, was der Freistaat vorgibt, schon vorweggenommen haben.“
„Das ist ja stark. Wie hat sich das mit dem Brunnen der Klinik ergeben? Also, wer hatte die Idee dazu, die Klinikquelle in die Wasserversorgung von Scheidegg aufzunehmen?“
„Das hatte verschiedenen Faktoren: Die Klinik hatte einen eigenen Wassermeister angestellt. Der ist aber inzwischen Anfang 70 und wollte schon lange in den Ruhestand gehen. Wieder einen neuen Wassermeister anzustellen und auch die Anlage immer auf dem neuesten Stand zu halten mit allen stetig steigenden technischen Anforderungen, da wäre am Ende ein ziemlich hoher Preis pro Kubikmeter Wasser für die Klinik herausgekommen. Und so ist die Klinik mit uns in Kontakt getreten und wir konnten am Ende eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten erschaffen. Wir konnten die Quelle ins gemeindliche Netz übernehmen und von der Quellschüttung profitieren, und die Klinik spart sich die Personal- und Wartungskosten und hat eine optimale Wasserversorgung. Eine Besonderheit bei uns sind die relativ hohen Gefällestrecken. Da haben wir die zweite Anlage in ganz Deutschland in Betrieb, bei der eine Druckminderungsanlage mit einer Pumpe läuft, die gleichzeitig pumpen, Druck mindern und Strom erzeugen kann. So nutzen wir die Höhenmeter direkt mit aus zur Energieerzeugung.“
„Ui, das gefällt mir. Nachhaltigkeit ist so ein wichtiger Punkt bei der gesamten kommunalen Daseinsvorsorge.“ Herr Pfanner nickt zustimmend und lächelt ganz zurecht ein kleines bisschen stolz in die Kamera.
„Sie sind ja sehr nah an Österreich, oder?“ – „Ja, wir sind im Landkreis Lindau, im Westallgäu. Das ist der kleinste Teil des Allgäus und Scheidegg grenzt direkt an Österreich an.“
„Wie ist das so? Arbeiten Sie beim Wasser oder in anderen Bereichen mit den Landesnachbarn zusammen?“
„Es gibt insgesamt fünf Grenzübergänge hier bei uns in der Gegend, zwei sind auf Scheidegger Gemarkung. Von daher haben wir eine ganz starke Verbindung mit Vorarlberg. Wir haben hier, soweit ich weiß, als einzige in Bayern eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit mit den österreichischen Nachbarn. Das betrifft vor allem den touristischen Bereich, aber eine Besonderheit gibt es auch in der Zusammenarbeit beim Wasser: Zwischen Scheidegg und den Vorarlberger Gemeinden Möggers, Eichenberg und Hohenweiler besteht ein Löschverbund der Feuerwehren, weil die Feuerwehr von Scheidegg schneller da ist als die von Bregenz, da die Bregenzer erst den ganzen Berg hochfahren müssen. Daher gibt es hier den grenzüberschreitenden Löschverbund.“
„Das klingt nach einer richtig guten Nachbarschaft. Haben Sie Lust, noch ein Wort zu Ihrer AKWA Schwaben zu sagen?“
„Bei der AKWA bin ich schon sehr lange. Erst war ich jahrelang Kassier, und dann hat der langjährige Vorsitzende gefragt, ob ich nicht sein Nachfolger werden möchte. So bin ich zum Vorsitzenden gewählt worden, aber ich war auch gerne Kassier.“
„Ach schee. Sie machen das ganz offensichtlich wirklich gern.“ – „Ja, ich bin gerne bei der AKWA. Wir sind ein junges Team und haben mit Bernd Hauber einen sehr guten Geschäftsführer. Der ist von der Rieswasserversorgung, daran sieht man schon, dass wir aus ganz Schwaben, von ganz im Norden bis ganz in den Süden, bei der AKWA vertreten sind. Und wir haben gesagt, wir wollen da immer aktuell sein und haben auch wirklich immer gute Referenten und gute Themen bei unseren Veranstaltungen. Die Besucherzahlen bei den Fortbildungen und Treffen haben da auch immer für sich gesprochen in der Vergangenheit.“
„Ja, die Bayerischen ARGEn sind ganz besondere und richtig gute Wasser-Initiativen, das kann ich auch aus meiner Erfahrung nur bestätigen. Und hiermit wären wir auch schon bei der obligatorischen Schlussfrage angekommen: Was wollen Sie denn unseren Leserinnen und Lesern gerne persönlich mit auf den Weg geben?“
„Da möchte ich gerne Folgendes mitgeben: Wir haben alle Verantwortung – Landwirte, Großgrundbesitzer, Gartenbesitzer, Mieter, jeder in seinem Bereich. Bitte keine Steinwüsten als Gärten, keine Flächen versiegeln, auf Versickerung achten, vielleicht den Carport mit einem Gründach versorgen. Für alle gilt es, mit diesem hohen Gut, mit diesem wichtigen Lebenselixier sparsam und sorgsam umzugehen – trotz eines bayernweit weiterhin verhältnismäßig günstigen Wasserpreises! Wir können, wenn man das so sagen darf, aus dem Vollen schöpfen, und wir sollten darauf achten, dass die nächsten Generationen das auch noch können und uns dankbar dafür sind, dass wir das so gemacht haben.“
„Ein wunderschönes Schlusswort! Ganz herzlichen Dank für das Interview und liebe Grüße nach Scheidegg.“
„Danke Ihnen und viele Grüße zurück! Pfiagott!“