So als normaler Verbraucher beschäftigt man sich ja insgesamt weniger mit Themen rund um die Wasserversorgung oder, noch langweiliger und uninteressanter, Abwasserentsorgung.
Was soll da schon groß dabei sein? Kanal, Kläranlage, fertig.
Ja, das denkt man sich als Laie. Wenn man sich jetzt aber stärker in das Thema einarbeitet, tut sich auf einmal ein ganzes Universum auf.
Also, sowohl bei der Wasserversorgung, als auch bei der Wasserentsorgung. Lassen Sie uns heute einmal in das spannende Thema der Trennkanalisation einsteigen.
Wenn man mal genauer drüber nachdenkt, ist es ja ein ziemlicher Blödsinn, weitestgehend sauberes (Regen)Wasser in den Abwasserkanal einzuleiten. So wird sauberes Wasser stark verschmutzt, und über die Kanalisation in die Kläranlage geleitet, um dort wieder gesäubert zu werden. Das belastet sowohl das Kanalsystem, als auch die Kläranlage unnötigerweise und verschmutzt – ebenso unnötigerweise, wie wir soeben gelernt haben – das Regenwasser.
In Zeiten von Wasserknappheit und Trinkwasserbelastung mit den verschiedensten Schadstoffen und Medikamenten-Rückständen ist es eigentlich fast schon eine Sünde, sauberes Wasser mit dem Abwasser verloren gehen zu lassen.
Man könnte das Wasser für so viele Dinge brauchen – zum Gartengießen oder für die Klospülung braucht es ja wirklich kein hochwertiges Trinkwasser, ein Lebensmittel.
Oder auch zum bewässern von landwirtschaftlichen Flächen ist Trinkwasser definitiv die falsche Wahl. Vor allem, weil ich dem Bereich gleich riesige Mengen Trinkwasser quasi verschwendet werden. Es ist natürlich keine Verschwendung, Gemüse oder Getreide zu bewässern, aber dafür Trinkwasser zu nehmen, schon irgendwie.
Das Regenwasser zu sammeln und weiterzuverwenden, wurde bei uns allerdings so lange vernachlässigt, dass es für dessen Nutzung bisher nur wenige Konzepte gibt.
Immerhin sind wir mittlerweile eben so weit, dass wir anfangen, das gute saubere Regenwasser nicht mehr in die Kläranlage zu leiten. Dafür gibt es die sogenannte Trennkanalisation.
Hier wird folgendermaßen verfahren: Regenwasser von Dächern und Straßen wird getrennt gesammelt und in ein nahegelegenes Gewässer eingeleitet. So bleibt es weiterhin im natürlichen Kreislauf, und muss nicht durch die Kläranlage laufen.
Um Überschwemmungen bei Starkregen zu vermeiden, werden zum Teil auch Regenrückhaltebecken oder Regenrückhaltegräben gebaut. So kann man das Wasser speichern, und es vielleicht sogar in Zukunft für die Landwirtschaft bereitstellen. Das ist aber alles noch weitestgehend Zukunftsmusik.
Es gibt auch die Möglichkeit der Regenwasserversickerung. Im Idealfall wird in offenen Gräben das Regenwasser langsam versickern gelassen. Das ist ökologisch sehr sinnvoll, weil es das Wasser nicht nur auf saubere Weise zwischenspeichert, sondern durch die Versickerung das Wasser zusätzlich gereinigt wird. Außerdem wird es so wieder ohne Umwege dem Grundwasser zugeführt, und trägt damit zu einer Erholung des zu niedrigen Grundwasserpegels bei.
In Deutschland sind bisher etwas über 30% aller Abwasserkanäle Trennsysteme. Tendenz steigend, denn in Neubaugebieten werden fast nur noch Trennsysteme verbaut. Anders sieht es damit in dichtbesiedelten Innenstädten aus. Dort ein zweites Kanalsystem zu etablieren, ist sehr oft schwierig bis unmöglich, und mit riesigen Kosten verbunden.
Wer sich mit Wasser und Abwasser auskennt, weiß, es im System ohnehin schon einen großen Investitionsstau und Reparaturbedarf gibt – zusätzliche Kosten sind für viele Kommunen daher kaum mehr zu schultern.
Aber wir haben ja gelernt, dass immerhin die Neubaugebiete ihr Abwasser nicht mehr mit dem guten Regenwasser mischen. Man muss sich als Wasserschützer auch, oder ganz besonders über die kleinen Schritte freuen.
Denn auch die ergeben zusammen irgendwann einen langen Weg.