„Hallo Herr Schropp und herzlich willkommen zum Interview! Ich freu mich sehr, dass Sie sich heute für uns Zeit nehmen!“
„Danke für die Einladung, ich freu mich sehr auf das Gespräch mit Ihnen, Frau Zwickl.“ Ich mich auch, und wie! Seit Kurzem ist der Herr Schropp unser neuer Vorsitzender, und ich brenne wirklich darauf, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen engagierten Politiker mit einem riesigen Herzen für unser aller Wasser, präsentieren zu dürfen.
„Über welches Thema wollen wir denn heute reden? Ich hätte da ein paar Wasser-Themen, die mir alle sehr wichtig sind. Zum Beispiel hab ich gestern auf einem Netzwerktreffen angesprochen, dass wir unsere Wasserschutzgebiete mit PV-Anlagen ausstatten sollen. Das wäre eine Win-Win-Situation für die Landwirte und für unser Wasser.“ Herr Schropp lächelt voller Tatendrang in die Kamera. Das Interview führen wir, wie wir es von Anfang an bei allen WIT-Interviews gemacht haben, online per Videokonferenz.
„Das ist wirklich ein super Thema, aber ich glaub, das einzige Thema des Interviews heute sind Sie, lieber Herr Schropp.“, antworte ich verschmitzt in die Kamera.
„Oje, über mich selber zu reden, finde ich immer ein bisschen schwierig…“ Wir lachen beide herzlich, ich finde es so sympathisch, dass Herr Schropp lieber über das Wasser, als über sich selber reden würde.
„Ich würde vorschlagen, oder ich würde Sie gerne einladen: Stellen Sie sich unserer Leserschaft doch einfach mal vor. Das ist vielleicht ein guter Anfang. Über Wasserthemen schreiben wir ja immer, und die Photovoltaik-Anlagen in den Wasserschutzgebieten bekommen ganz sicher noch ihren Platz auf unserem Blog. Was halten Sie davon?“
Die Stimmung zwischen uns ist bestens. Zwei Wasser-Enthusiasten, die ein gemeinsames Ziel eint: Das Wasser zu schützen, und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für unser wertvolles Gut zu schaffen.
„Na gut, wie Sie meinen.“, der junge Untermeitinger Bürgermeister schaut freundlich in die Kamera. „Dann fang ich doch einfach mal von vorne an. Ich bin das ja eigentlich gewohnt, mich vorzustellen. Zu uns ins Rathaus kommen oft Schulklassen, denen erzähle ich natürlich auch, wer ich bin, und was ich so mache. Da kommen dann übrigens in der Fragerunde auch lustigste Fragen, wie zum Beispiel, welche Schuhgröße der Bürgermeister hat.“ Simon Schropp ist ein humorvoller, sehr bodenständiger Mensch, ein „Ganz Normaler“, ein Bürgermeister zum Anfassen.
„Ich bin als kleiner, wie man bei uns in Schwaben sagt, Baurerbua groß geworden in Untermaitingen, das hatte zum Zeitpunkt meiner Geburt 5.000 EW. Heute sind es 7.500, das hat sich also enorm entwickelt. Wir sind im Einzugsbereich von München, Landsberg und Augsburg. Die Verbindung zwischen Landsberg und Augsburg ist der Lech (da sind wir schon wieder beim Wasser), außerdem gibt es hier die Via Claudia, die berühmte Römerstraße von Rom nach Augsburg. Direkt an der dieserRömerstraße steht mein Elternhaus. Heute gibt es unweit die B17, und genau da, an der B17, liegt das schöne Lechfeld.
Meine erste Berührung mit dem Wasser war schon sehr früh, in der Grundschulzeit an der Lechfelder Grundschule. Da haben wir Wasserwerksbesichtigungen gemacht, das hat mich schon als Kind fasziniert.
Später stand dann die Frage im Raum, ob ich den Hof meiner Eltern übernehme, aber das hatte für unsere Familie, keine Zukunft, deswegen hat der Bub einen anständigen Beruf gelernt,“ er schmunzelt amüsiert, „und so hab ich in der Verwaltung angefangen. Obwohl der Opa gegen die Gemeinde prozessiert hat.“ Der junge Bürgermeister erzählt mir lachend die Geschichte, wie sein Opa gegen die Gemeinde einen Prozess wegen der Abwasserkanalisierung geführt hat, und wie er damals befürchtet hatte, dass er deswegen die Stelle auf der Gemeinde nicht bekommen würde. „Aber es gibt keine Sippenhaft, und so hab ich die Chance bekommen, und eine Ausbildung in der Verwaltungsgemeinschaft Lechfeld gemacht.“
Nach der Ausbildung war es dann nicht so ganz klar, wie es mit dem jungen Simon Schropp weitergehen sollte, und so war er dann zuerst im Vorzimmer und dann im Bauamt. Auf diesem Weg hatte er auch immer wieder Berührungspunkte mit dem Wasserzweckverband. „Das hat mich ja immer schon fasziniert – wie geht das alles, wie ist das in der Verwaltung, das war alles interessant, das Finanzielle, das Technische, die Wassergewinnung – alles. Hier kommt wieder der Bauernbub in mir raus: Ich kann noch einen Radlreifen flicken und arbeite gerne auch mit den Händen. Heute ist auch viel EDV in der Wasserversorgung, es braucht wirklich viel, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen.
So ungefähr nach drei Jahren hab ich dann den Fachwirt gemacht, und hab als Verwaltungsfachwirt in der Gemeinde gearbeitet. Da hat der damalige Bürgermeister Georg Klaußner irgendwann zu mir gesagt, er ist seit über 35 Jahren im Amt, er hört jetzt auf und möchte mich gerne fragen, ob ich mir das zutrauen würde. Da war es geschehen. Ich war nicht gleich voller Euphorie, ich hab ja die Arbeit im Amt gekannt, und ich wusste schon, dass es da nicht nur schöne Themen wie das Wasser gibt, sondern alles in der Gemeinde. Dann hab ich mich mit meiner damaligen Freundin, heute Frau, besprochen, und bin von 6 Kandidaten direkt zum Bürgermeister gewählt worden. Da war ich 29. Jetzt darf ich das seit 9 Jahren machen, und bin auch Verbandsvorsitzender vom Wasserzweckverband.“
Na, wenn das keine gute Wahl ist für den Wasserzweckverband Lechfeld! (Hier geht´s zur Homepage und zum Video des WZV Lechfeld.)
Simon Schropp liebt das Wasser, das merkt man. Er erzählt von der Verbundleitung, die unter der Zollhausbrücke in Kooperation mit den oberbayerischen Gemeinden Scheuring und Prittriching auf der anderen Seite des Lechs in den frühen 2000er Jahren gebaut worden ist. Wie gut das bis heute funktioniert, und wie wichtig sogenannte „Redundanzen“ (in dem Fall: dass mehrere Ortschaften aus unterschiedlichen Gebieten mit Wasser versorgt werden kann) sind. Er kennt sich wirklich sehr gut aus mit Wasser und Wasserversorgung, und auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit stehen bei ihm ganz oben auf der Liste.
„Man muss sich bewusst machen: Unser Leitungsnetz altert wie wir Menschen. Wir haben hier einen Wasserpreis von 2,16 Euro, und ich hab das Gefühl, dass die Leute das wirklich schätzen. Wir dürfen keinen Gewinn machen, aber wir müssen auch die Vorfinanzierungen irgendwann wieder reinholen. Wir konnten über die Jahre Schulden reduzieren, aber so, wie wir Menschen auch mal zum Arzt müssen, müssen eben auch unsere Straßenzüge alle paar Jahre saniert werden.“
Herrn Schropp ist auch wichtig, dass die kommunale Daseinsvorsorge in der Region angesiedelt ist, und nicht den riesigen Stadtwerken der Region angegliedert wird. „Alles wird größer, ob es dann auch besser wird, wage ich zu bezweifeln. Wasser ist unser hohes Gut, das gehört in die öffentliche Hand. Da bin ich ein Kämpfer. Wasser ist unsere Lebensgrundlage, das ist nicht einfach so eine Phrase.“
„Haben Sie eigentlich ein Wasser-Lieblingsthema?“, frag ich neugierig nach.
„Das ist so breitgefächert, das ist natürlich schwierig. Für einen Verwaltungsmenschen klingt das vielleicht komisch, aber mich interessiert am meisten die Technik. Bereits die Römer mit den Aquaedukten haben Wasserversorgung betrieben! Das beeindruckt mich sehr.
Oder zum Beispiel, als wir beschlossen haben, unseren Behälter neu zu bauen, sind wir ein paar Tage durch halb Bayern gereist, und haben uns verschiedene Lösungen angeschaut. Und dann haben wir so lange getüftelt, da kommt wieder der Landwirtssohn in mir raus, bis wir eine gute Lösung hatten. Patentlösungen gibt es nicht – das Wasser nimmt immer seinen eigenen Lauf, und ich kann da nur versuchen, zu lenken, sowohl technisch, als auch in der Verwaltung.“
Eine sehr schöne Antwort. Da können wir nur zustimmen – das Wasser nimmt seinen Lauf. Wie wahr!
„Haben Sie denn noch etwas, das Sie unseren Leserinnen und Lesern ganz persönlich mit auf den Weg geben wollen?“
„Muss es zum Thema Wasser sein?“ fragt er freundlich nach. „Natürlich nicht, das ist ja Ihr Interview! Sie dürfen alles sagen, was Sie wollen!“ 🙂
„Dann würde ich gerne was Allgemeines sagen: Wir leben in Zeiten mit großen Herausforderungen. Corona, Ukraine, Klimawandel, Fachkräftemangel, wir haben mit vielen Themen zu kämpfen. Ich finde, wir müssen wieder mehr zum Pragmatismus übergehen. Es gibt kein Patentrezept für die schwierigen Zeiten. Wir müssen uns was trauen, nichts tun macht es nur noch schlimmer. Bei zehn Entscheidungen ist es besser, neun richtige und eine falsche zu treffen, als gar nicht zu entscheiden. Das wäre mein Wunsch und mein Apell. Das betrifft alle Bevölkerungsschichten und alle politischen Ebenen. Hemdsärmelig sein, anpacken, machen, tun – und nicht immer in einer Vollkaskomentalität leben. Wir brauchen wieder Mut zur Lücke, Sachen einfach mal gut sein lassen, nicht immer alles in Frage zu stellen. Ich spreche da ganz bewusst auch die Presse mit an: Es darf nicht ständig ein Gaul nach dem anderen durch die Medien getrieben werden. Lasst uns anpacken und fokussiert sein, und nicht immer nur auf die Probleme schauen!“
Na, das ist doch wirklich ein ganz wunderbares, sehr zeitgemäßes Schlusswort, oder?
Lieber Herr Schropp, tausend Dank für Ihre Zeit und das tolle Interview! Und danke, dass Sie unser neuer Vorsitzender sind – wir alle freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Ihnen!
Viele liebe Grüße,
Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.
Das Interview führte Wasser-Bloggerin Katrin Zwickl