Vor zwei Jahren haben wir ein Interview mit Reimund Neumaier von der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ der Regierung von Niederbayern geführt. Seit der Zeit ist viel passiert. Daher gibt es nun ein Update für unsere Leserinnen und Lesern über die zahlreichen Erfolge in den vergangenen beiden Jahren.
Dafür haben sich unsere Wasserbloggerin Katrin Zwickl und Herr Neumaier zu einem ausführlichen Gespräch getroffen. Viel Spaß beim Lesen wünscht das Wasser-Info-Team Bayern e.V.!
„Hi lieber Reimund, schön, dass Du Dir Zeit nimmst, um von den Entwicklungen bei der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ zu erzählen!“
„Das mach ich doch gern – wie lange ist das erste Interview her?“ – „Schon über zwei Jahre. Das war im April 2021.“ – „Stimmt! Da waren wir noch per Sie!“ Lustig, was sich über die Zeit nicht alles ändert. 🙂
„Ich weiß ja, dass sich in der Zeit viel getan hat! Du beweist auf sehr eindrucksvolle Weise, was ein einzelner Mensch bewirken kann. Ein Hammer was Du geleistet hast!“
„Ach, danke!“, lächelt Reimund Neumaier bescheiden. „Das kannst du nur machen, wenn du dahinter stehst, und wenn du eine gewisse Motivation hast. Und wenn Du Leute hast, die ähnlich ticken, motiviert dich das zum Weitermachen. Aber ich muss wirklich sagen, es ist schon sehr positiv was wir hier in Niederbayern geschafft haben.„
„Und schon sind wir mittendrin im Thema. Erzähl mal, was ist denn alles passiert in den vergangenen beiden Jahren?“
„Sehr gern – dann fange ich gleich mit meinem Lieblingsprojekt an, dem Wasserschutzbrot. (Mehr Infos zum Wasserschutzbrot gibt´s hier). 2020 haben wir angefangen und seitdem konnten wir uns wahnsinnig vergrößern. Das freut mich, dass so viele Bäckereien, Mühlen und Landwirte auf den Karren aufgesprungen sind. Angefangen haben wir mit fünf Hektar Fläche, und im vergangenen Jahr hatten wir bereits 55 Hektar. Im nächsten Jahr könnten es schon über 100 sein, das stellt sich aber erst noch raus.
Theoretisch könnten wir uns gegenüber dem letzten Jahr verdoppeln. Das hängt aber auch von FiBl ab, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau, das die Organisation unserer Anbauflächen übernimmt. Die schauen, dass immer genug landwirtschaftliche Betriebe für unsere Bäckereien zur Verfügung stehen.
Ich hab heute erst mit Frau Meyer von FiBl telefoniert und die hat mir sehr positiv signalisiert dass es hinhauen könnte mit der Verdopplung in diesem Jahr, aber nix gwiss woass i no ned.“ Reimund Neumaier ist bester Laune, aber das können wir auch nachvollziehen bei dieser tollen Entwicklung.
„Ein großer Schritt ist auch, dass ich bei der Berufsschule Landshut war. Die Bäckerei der Berufsschule verwendet ab sofort für die Hälfte ihres Mehlbedarfs unser Wasserschutzmehl. Das finde ich total cool, weil die Lehrlinge mitbekommen, dass man mit dem Mehl ganz normal arbeiten kann. Die haben in der Berufsschule eine riesige Backstube, in der sie pro Jahr 500 kg Wasserschutz-Mehl verarbeiten. Die sind tatsächlich Wasserschutzbäckerei geworden. Der dortige Bereichsleiter für Ernährung ist total engagiert. Der steht dahinter: Er hat mir den Bäckermeister vorgestellt und daraufhin haben sie über den Müller hier in Landshut bestellt. Das ist absolut regional – Mühle, Bäckerei und Landwirt sind alle aus der gleichen Gegend. Das ist ein richtiger regionaler Wirtschaftskreislauf: Müller, Bäcker, Landwirt und Verbraucher, alle aus der näheren Umgebung. Das ist für mich das Schönste, wenn man das so behaupten kann.
Eine weitere schöne Sache war das Projekt „Gesunde Erde, gesunde Kinder“. Es richtet sich an die Klassen 1 bis 4 von Grund- und Förderschulen und wird von der fit4future foundation Germany umgesetzt. Die Stiftung mit Sitz in München fördert Maßnahmen für eine gesunde Zukunft für Kinder und für einen gesunden Planeten.
Wir wurden mit unserer Wasserschule auf Bauernhöfen in einer bundesweiten Aktion für den Fit-for-Future-Award 2023 nominiert.
Eine unserer Partner-Organisationen, a tip:tap mit ihrem engagierten Dominik Lanzl hat den Award gewonnen, und wir sind dann zweiter geworden mit drei anderen Initiativen. Die Preisrichter fanden alle so gut, dass sie sich nicht entscheiden konnten. Ich hab das als Wertschätzung empfunden und den zweiten Platz beim Award dann auch in meine Vita aufgenommen.“
„Mei schee! Das hört sich ja wirklich ganz wunderbar an!“
„Ja, das ist es auch. Gestern war ich auf dem Biohof Gruber in Schöftal bei Rohr in Niederbayern, da waren Erlebnisbäuerinnen, die das Thema Wasser auf dem Erlebnisbauernhof mit aufnehmen wollen. Zur Wasserschule auf Bauernhöfen gibt es Materialen, die den Kindern die Wichtigkeit des Wassers plakativ vorstellen. Lernen funktioniert besser, wenn etwas emotional und praktisch gezeigt wird.
Da geht es um viele gute Fragen: Wie funktioniert der Bodenfilter? Was hat die Schwalbe mit der Milch zu tun? Wie viel trinkt ein Tier pro Tag? Wie kommt das Wasser in die Blätter der Bäume? Auf dem Bauernhof gibt es ganz viele verschiedene Stellen, wo Wasser verschiedentlich eingesetzt wird.
Die Kinder laufen dann durch den Hof und schauen, wo Wasser zu finden ist. Das kann auch der Bauer selber sein, der besteht ja auch zu 70% aus Wasser. Der alte Bauer natürlich aus weniger.“, witzelt der passionierte Wasserschützer.
„Neben den landwirtschaftlichen Themen haben wir noch viele andere Sachen im Programm. Wir waren fünf Tage auf der Niederbayernschau, wo wir Wasserschutzbrot angeboten haben. Da gab es auch ablehnende Stimmen, aber eben auch junge Landwirte und Landwirtinnen, die gesagt haben, das ist toll. Das lässt hoffen.
Außerdem hab ich Vorträge gehalten, unter anderem an einem Gymnasium. In der Pause haben wir dann Wasserschutzbrezen ausgeteilt. In der Schule gab es auch einen Trinkbrunnen, den sollte eigentlich jede Schule haben. Ein weiterer Vortrag war bei einem Naturschutz-Projekt in Waldkirchen am „Haus der Natur, Kunst, Kultur und Jugend“ für den Naturpark bayerischer Wald. Die Veranstaltung war eigentlich für Touristen, aber es waren auch Einheimische da, insgesamt ca. 20 Leute, die das wirklich wissen wollten. Ganz schön war, dass ein ehemaliger Kollege vom Wasserwirtschaftsamt Passau vorbeigeschaut hat. Der hat mich in der Zeitung mit meinem Hund gesehen, und hat gesagt, das möchte er sich gerne anhören.
Was toll ist: Die Leute auf den Veranstaltungen kommen nicht zum Motzen, die kommen aus Interesse. Das können dann auch Multiplikatoren sein, die dann unsere Ideen immer weiter verbreiten.
Auch in den Medien ist die AKTION GRUNWASSERSCHUTZ vertreten. Wir haben unsere Radiospots weiterentwickelt. Die Videos, die das Wasser-Info-Team draus gemacht hat, sind da sehr hilfreich. Der eine Spot auf meinem privaten Profil ist mittlerweile über 200 Mal geklickt worden. In den Spots weisen wir drauf hin, dass man Wasser aus der Leitung bedenkenlos trinken kann. Die Spots laufen bei Radio AWN und Radio Trausnitz, und dank des WIT eben auch als Video auf Social Media.
Vielleicht machen die Kolleg:innen nächstes Jahr auch wieder Spots. Da bin ich ja schon im Ruhestand. Aber natürlich bleibe ich dann trotzdem noch Grundwasserschützer! Für unser wichtigstes Gut muss man was tun!
Ich denke immer wieder an ein Zitat von Walter Fürst, einem Schweizer Aphoristiker, „Wasser ist der Stoff, der einst das Gold ersetzen wird“. Ich finde, das stimmt auch. Und man merkt das jetzt schon – Wasser ist inzwischen viel in den Medien.
Deswegen gefällt mir auch der Slogan der bayerischen Wasserer so gut: Unser Wasser unser Leben. Mit der Aussage und auch mit dem schönen Diamanten-Logo untermauert man nochmal den hohen Wert des Wassers. Der Diamant der bayerischen Wasserversorger ist wirklich ein gelungenes Symbol.
Die letzten Vorträge, die ich gehalten hab, auch auf der Süd-Ostbayerischen Wassertagung, hab ich immer angefangen damit, dass ich sage, dass jeder mal was besessen hat, auf das er ganz besonders aufgepasst hat. Weil man will ja nicht, dass das kaputt geht oder Schaden nimmt. Daher die Frage: Muss man aufs Wasser aufpassen?
Das frage ich mittlerweile immer. Das ist ein guter Einstieg. Wir haben ein kostbares Gut, und mit dem muss man sehr sorgsam umgehen. Viele Wasserversorger, mit denen ich zusammenarbeite sehen das genauso. Der Ludwig Sigl (Link zum Interview) ist ein super Beispiel. Für den gibt´s nichts Anderes als alles zu versuchen, dieses Gut zu schützen.
Wenn man den Menschen dieses Bewusstsein noch näherbringen kann, dass das was Wertvolles ist, dann wissen sie auch, dass man das schützen muss. Das ist das Ziel der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ, dass man versucht, dieses Bewusstsein an die Menschen zu transportieren. Dass sie nicht einfach sorglos den Hahn aufdrehen, sondern dass sie wissen, da steckt wahnsinnig viel dahinter.“
Lieber Reimund, das war wieder ein ganz wunderbares, positives, hoffnungsvolles Gespräch mit Dir!
Vielen Dank für den Einblick in Eure Erfolge und guten Umtriebe – und dass Du uns auch im Ruhestand weiterhin erhalten bleibst, gell? 🙂
Liebe Grüße,
Dein Wasser-Info-Team Bayern e.V.