In Riesenschritten geht es jetzt auf das Jahresende zu. Aber zuvor kommen noch Halloween und Allerheiligen, die Tage, an denen die Trennung zwischen der Welt der Toten und der Welt der Lebenden dünner wird, in denen wir Kontakt zu den Verstorbenen aufnehmen, und böse Geister und Dämonen für den Rest des Jahres aus unserem Leben vertreiben wollen.
Sterben gehört zum Leben dazu. So tabuisiert wie der Tod ist kaum ein anderes Thema in unserer Gesellschaft. Wir wollen alle gesund bleiben, bis wir hundert sind, und dann einfach tot umfallen. Wir verdrängen den Tod so weit es nur geht aus unserem Leben und unserer Gesellschaft, und möchten uns am liebsten gar nicht damit auseinandersetzen.
Dabei ist er unser ständiger Begleiter – auch und vor allem in der Natur. Im Wald sieht man das Leben und das Vergehen ganz direkt nebeneinander, in einem ständigen Übergang von einem zum anderen. Ein toter, umgestürzter Baum bedeutet Leben für viele Pflanzen, Tiere, Pilze, und Mikroorganismen, und auch im Wasser ist Leben und Tod immer vereint.
Wasser ist Leben, es kann aber auch totbringend sein bei Tsunamis, Starkregenereignissen oder Überschwemmungen.
Wasser kann zersetzend wirken, und bringt in einem ewigen Kreislauf wieder neues Leben hervor.
Aber Wasser ist trotz all seiner Macht auch ein sehr empfindliches Element. Es hat ein langes Gedächtnis, und alles, was wir ihm heute zumuten, wird sehr lange darin gespeichert bleiben.
Dabei soll es heute nicht um Nitrat oder andere Umweltgifte gehen, die wir als Verbraucher viel zu oft gedankenlos in unser Abwasser spülen, oder die die Landwirtschaft als Dünger oder Spritzmittel auf die Felder ausbringt, oder die von der Industrie verursacht werden, und die unser Trinkwasser und die Kläranlagen belasten.
Heute soll es um unsere sterblichen Überreste gehen – und wie wir mit Erdbestattungen unser Grundwasser belasten.
Beerdigungen verursachen Grundwasserbelastung? Wie kann das sein? Da wird doch nur eine sterbliche Hülle begraben, und die Würmer machen sich dann darüber her. Und Punkt. Oder?
Ganz so einfach ist es wieder einmal nicht. Wir leben, es ist leider wirklich so, in einer Welt, die voll ist von Umweltgiften. Dabei bedenken wir viel zu wenig, dass nicht alles, was wir selbst (zumindest halbwegs gut) vertragen, auch verträglich für die Umwelt ist.
Von Haarfarben über Amalgan in Zahnfüllungen bis hin zu einem unguten Cocktail aus Medikamenten: Wir verseuchen die Umwelt und das Wasser ständig mit giftigem Zeug ohne es zu merken.
Nehmen wir das Beispiel Medikamente: Sage und schreibe 90 Prozent der Substanzen, die wir als Medizin zu uns nehmen, werden von der Leber abgefangen. Nur die restlichen 10 Prozent gehen als Wirkstoff in die Zellen.
Je älter wir werden, desto mehr Medikamente nehmen wir ein. Nicht selten haben Menschen jenseits des 75. Lebensjahres 10 und mehr Tabletten, die sie täglich schlucken müssen. Von dieser großen Menge an unterschiedlichen Wirkstoffen landen 90% in der Leber und bleiben da teils bis zum Lebensende, und 10% werden verstoffwechselt, wie wir grade gelernt haben.
Diese 10% landen dann, nachdem sie ihren Dienst in den entsprechenden Zellen getan haben, und von diesen wieder ausgeschieden worden sind – wo sonst – im Urin. Den pieseln wir dann ins Klo, und so landen sie mit einem kleinen Umweg über bestimmte Körperzellen direkt in der Kläranlage. Die dort herauszufiltern kann sehr aufwändig sein. Das wirft heute schon Probleme auf, die sich in der Zukunft durch gestiegene Lebenserwartung und damit einhergehenden gestiegenen Medikamenten-Verbrauch noch ausweiten werden.
Also halten wir fest: Medikamente schaden dem Wasser schon zu unseren Lebzeiten. Wenn man so will, schaden wir dem Wasser auch dadurch, dass die moderne Medizin es geschafft hat, uns trotz Herzbeschwerden oder Tumorerkrankungen ein hohes Alter zu bescheren.
Aber was passiert, wenn wir sterben? Wir haben ja grade gelernt, dass der größte Teil der Medikamente im Körper verbleibt. So eine Leiche kann also ziemlich voll von unterschiedlichsten Giftstoffen sein. Und was machen wir gewöhnlich mit den Körpern unserer Verstorbenen? Richtig, wir begraben sie. Zumindest haben wir das über lange Zeit so gemacht, mittlerweile ist eine Trendwende hin zu Feuerbestattungen zu beobachten.
Wenn nun ein verstorbener Mensch begraben wird, geschieht dies mitsamt seiner Kleidung, seinem Sarg, und oft mit einem Meer aus Schnittblumen. Ein großer Mix aus dem unterschiedlichsten Giften wird so ziemlich tief in die Erde eingegraben, und modert und rottet dort vor sich hin. Samt allen Medikamentenrückständen im Leichnam, samt Beschichtungsmitteln des Sarges, samt Färbemitteln in Klamotten und Sargauskleidung.
Die Zeit vergeht, der Sargdeckel bricht ein, die Blumen sind schon längst verwelkt, das Trauerjahr geht dem Ende zu, und der Körper des Toten, wie auch seine Kleidung und die Sargausstattung zersetzen sich mehr und mehr. Es regnet von oben auf das Grab und was passiert?
Alles, was der Mensch zu seinen Lebzeiten jemals geschluckt, eingeatmet, und über die Haut aufgenommen hat, alle Antibiotika-Reste, Schmerzmittelrückstände, Schlafmittelüberbleibsel, und so weiter, wird vom Regen entweder direkt ins Oberflächen-Grundwasser, oder in naheliegende Gewässer gespült.
Wollen wir das wirklich?
In einer perfekten Welt würde niemand Tabletten brauchen, weil alle gesund und munter 120 Jahre alt werden würden. In einer perfekten Welt wäre unser Wasser klar und rein, und es wäre eine Selbstverständlichkeit für alle Menschen, das Wasser zu behandeln, als wäre es die eigene Seele.
Aber leider sind wir in diesen Zeiten unglaublich weit entfernt von einer perfekten Welt, und wir gehen als Menschheit mit dem Planeten um, als hätten wir noch einige Duplikate in Originalverpackung davon in der Schublade, die man bei Bedarf nur auspacken muss.
Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung wäre ein bewusster Umgang mit dem Sterben, und mit der Bestattung unserer Toten. Tun Sie der Umwelt etwas Gutes, und legen Sie schon zu Lebzeiten fest, dass Sie feuerbestattet werden wollen.
Unseren nachfolgenden Generationen zuliebe!