„Aufklärungsarbeit ist das A und O“ – WIT-Interview mit Dennis Müller, Wassermeister der Stadtwerke Füssen

Heute wollen wir Euch und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen weiteren sehr engagierten Wasser-Kollegen vorstellen: Dennis Müller, Wassermeister der Stadtwerke Füssen und Nachbarschaftsleiter der Wasserwerksnachbarschaften Bayern e.V.

Er brennt für das bayerische Wasser und hat uns viel zu unser aller Lieblingsthema zu berichten:

Wie in den allermeisten unserer WIT-Interviews treffen Dennis und ich, die Katrin Zwickl, Wasser-Bloggerin des Wasser-Info-Teams, uns online – das ist besser für die Umwelt und besser fürs Zeitmanagement. 🙂

Ich freue mich sehr, als Dennis bei mir am Bildschirm erscheint: „Hi Dennis, herzlich willkommen zum Interview! Wie schön, dass Du Dir Zeit nimmst, mit mir über die Belange unseres Wassers und unserer Wasserversorgung zu sprechen.“

Ich freu mich auch, danke für die Einladung! Es ist mir eine Ehre, mit Dir über das Thema Wasser zu sprechen und ich bin gespannt, wie es wird.“ Dennis strahlt regelrecht in die Kamera. Wasser ist ihm wirklich eine Herzensangelegenheit. „Ja – in Beruf steckt ja auch Berufung, und das ist die Arbeit in der Wasserwirtschaft auf jeden Fall für mich. Du hast ja im Vorfeld angesprochen, dass ich mir Fragen überlegen soll – und was mir eindeutig am wichtigsten ist, ist die Frage, wie man die Gesellschaft für Trinkwasser sensibilisieren kann. Also nicht nur für Wasser im Allgemeinen, sondern wirklich ganz speziell für Trinkwasser. Ich hab darüber schon mit allen möglichen Leuten gesprochen – mit unserer „Wasser-Päpstin“ Frau Dr. Thimet, mit dem Leiter der Abteilung für umwelttechnische Berufe Herrn Dr. Lenz, mit den Kolleginnen und Kollegen der Wasserwerksnachbarschaften, jetzt mit Euch. Wir leben in Zeiten des Klimawandels und die Wasserwirtschaft und die ganze Gesellschaft stehen vor großen Herausforderungen, und da ist Öffentlichkeitsarbeit ein großes Thema. Ich meine nicht nur, dass man was in den Medien rumposaunt, sondern dass man die Leute wirklich erreicht. Entschuldige meine Ausdrucksweise, aber das Thema betrifft mich sehr.

Aufklärungsarbeit ist das A und O. Ich nehme jetzt mal das Beispiel Funkwasserzähler: Wenn man das gut erklärt, dann sagen die Bürgerinnen und Bürger, sie sind einverstanden damit. Man muss die Dinge erklären und gut rüberbringen, und es gibt ja schon so viele Plattformen, die Informationen zur Verfügung stellen: Der DVGW, der BDEW, oder knowH2o als Wissensplattform für uns Wasserversorger, oder auch der Verein a tip:tap, der die Öffentlichkeit vom Trinkwasser überzeugen möchte. Da kann und muss man sein Wissen als Wasserversorger jetzt online stellen. Da sind jetzt alle Betriebe gefragt, das zu machen.

Das ist mir ein großes Anliegen, und da müssen wir auch die kleinen Versorger mitnehmen. Und eben auch die Bevölkerung, damit die ein Bewusstsein für dieses Thema entwickelt.

Du – brems mich, wenn ich zu viel und zu schnell rede. Wenn ich einmal anfange, werd ich nicht mehr fertig.“ Dennis lächelt verschmitzt in die Kamera.

„Nein, das passt total.“, antworte ich fröhlich. „Ich hör Dir gerne zu und ich finde es toll, wie energisch Du über unser Trinkwasser redest! Und ich kann Deine Begeisterung natürlich nachvollziehen, wir vom Wasser-Info-Team haben ja das gleiche Ziel: Die Öffentlichkeit für unser Lebensmittel Nummer Eins zu begeistern. Aber sag mal, wie bist Du denn eigentlich zum Wasser gekommen?“

„Ich bin jetzt seit 16 Jahren in der Wasserwirtschaft, zuvor war ich bei der Bundeswehr. Und bei der WWN bin ich jetzt seit 2 Jahren. Was mir ganz wichtig ist, ist die Tatsache, dass wir hier in Deutschland und besonders in Bayern eine enorm hohe Wasserqualität haben. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, das hat man bei Weitem nicht überall auf der Welt. Und wenn ich mir zum Beispiel die Auslandsberichte von unserem Kollegen Michael Deininger anhöre, der immer megagute Vorträge hält, dann weiß man das erst wieder so richtig zu schätzen.“

„Das stimmt, die Vorträge vom Michael sind wirklich berührend. Überhaupt haben wir ja wirklich sehr viele tolle und engagierte Kolleginnen und Kollegen.“

„Ja, unbedingt. Die Frau Dr. Thimet brennt ja auch für´s Wasser, oder auch Ihr vom Wasser-Info-Team. Und so viele andere. Und zum Glück haben wir auch einen Umweltminister, auf den man zählen kann. Überhaupt hole ich eigentlich so oft es geht, die Politik mit ins Boot. Ohne die Politik geht es nicht.

Auch beim nächsten Punkt, den ich gerne ansprechen möchte, ist die Politik von zentraler Bedeutung: der Wasserpreis. Der Durchschnitt in Bayern liegt aktuell bei 1,65 Euro pro Kubikmeter. Hier bei uns in Füssen sind wir bei 1,39 Euro. In den Nachbargemeinden ist das Wasser teils günstiger, und das hat auch seine Gründe, da wir alles mit Pumpen fördern müssen aufgrund der geodätischen Höhenunterschiede. Wir tun hier viel für eine optimale Wasserversorgung: Wir reinigen Behälter, wir spülen das Netz und unsere Hydranten, wir tauschen Schieber, Sanieren Leitungen und so weiter. Und wenn wir das Netz spülen, tun wir auch gleich noch was für das Abwassernetz: Das wird so auch mit durchgespült. Bei allen diesen Maßnahmen ist es schade, dass wir zum Beispiel bei Sanierungsarbeiten erstmal negativ auffallen, weil das Wasser abgesperrt ist oder eine Baustelle auf der Straße den Verkehr behindert. Deswegen ist es so wichtig, dass man den Bürgerinnen und Bürgern erklärt, was wir machen. Unser umwelttechnischer Beruf ist die Zukunft! Das muss man auch den jungen Leuten noch viel näherbringen.

Ganz wichtig ist mir auch, dass die Menschen wieder zu 100 Prozent in unser Trinkwasser vertrauen! Unser Produkt ist unschlagbar günstig – 1000 Liter für 1,39 Euro, das ist unschlagbar. Rechne mal hoch, was das kostet, wenn Du Flaschenwasser kaufst! Ich bin froh, dass es immer mehr Initiativen gibt, die den Genuss von Trinkwasser aus der Leitung fördern.

Wir wollen hier bei uns auch die Gastro mit ins Boot holen und ein Projekt starten, dass man dort wie in anderen europäischen Ländern auch kostenlos ein Glas Wasser serviert bekommt. Und von a tip:tap gibt es die Auszeichnung „leitungswasserfreundlich“ und Refill-Stationen. Da wollen wir zusammen mit „Füssen Tourismus und Marketing“ ein Konzept ausarbeiten, das man am Ende zusammen mit Hotellerie und Gastronomie umsetzen kann.

Es gibt einfach viel zu viele Vorurteile gegen Wasser. Den Leuten kann man da eigentlich gar nicht böse sein, da spreche ich vor allem unsere Versorger an – wir haben da viel aufzuholen in Bezug auf eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit.

Bei uns in Füssen sind wir da schon sehr gut unterwegs, denke ich. Wir bieten zum Beispiel Wasserwanderungen an. Da schauen wir uns die Altquellen und die historische Wasserversorgung an, das ist sehr mystisch, und dann gehen wir weiter bis zur jetzigen modernen Wasserversorgung. Die Leute müssen das mal sehen, was alles an unserer Wasserversorgung dranhängt. Und auch, wie sich das alles über die Zeit entwickelt hat. Unsere Wasserwanderungen sind hochinteressant.

Wir haben das mit dem Stadtrat gemacht, und die waren alle hellauf begeistert! Die kannten das zum Teil gar nicht, und das ist ein bisschen traurig, weil genau diese Politiker und Politikerinnen in den Gremien über unsere Anliegen abstimmen.“

„Das ist ja wirklich eine tolle Idee! Und ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das eine supereffektive Möglichkeit ist, die Bevölkerung und die Politik für unsere gute Sache zu begeistern.“ Ich bin schwer beeindruckt von Dennis´ schier unerschöpflicher Kreativität und seinem riesigen Engagement!

„Ja, man kann wirklich so viel machen. Und ich merke auch, dass meine Aufklärungsarbeit einen Effekt hat. Mittlerweile werde ich auch angefragt (als WWN-Leiter Ostallgäu), ob ich bei den Sitzungen anderer Kommunen und Verbänden dabei sein könnte. Da geh ich dann auch gerne hin und hole die Gremiumsmitglieder ab.

Wir haben uns hier bei uns in Füssen eine große Wertschätzung erarbeitet. In manchen Kommunen sind die Wasserer noch am Bauhof untergebracht – das haben wir hier nicht mehr. Wir sind ein Stadtwerk/Eigenbetrieb und können uns zu 100 Prozent auf die Wasserversorgung konzentrieren. Natürlich ist da der Wasserpreis etwas höher, aber wir sind bei der Bevölkerung gut angesehen, so ist das überhaupt kein Problem.

Und wenn es wirklich mal Beschwerden gibt bei der Stadtverwaltung wegen einer Baustelle oder einer Wassersperrung, dann haben wir auch da immer sehr großen Rückhalt. Unser Bürgermeister ist ein Unterstützer der Wasserversorgung, und nur so kommt man weiter.“

Wir reden noch über so vieles – über die Wasserwerksnachbarschaften, wo Dennis seit 2 Jahren ehrenamtlich tätig ist, über den DVGW, der ein sehr wichtiger Verband in der Wasserwirtschaft ist, über komplizierte Ausschreibungsverfahren, über Fachkräftemangel, über die Kleinteiligkeit der bayerischen Wasserversorgung und noch viel mehr. Unsere gemeinsame Stunde vergeht wie im Flug und ich hätte dem Dennis noch viel länger zuhören können.

Aber irgendwann muss leider auch das spannendste Gespräch einen Schlusspunkt finden, und wir beenden unser Interview natürlich nicht ohne die obligatorische Abschlussfrage:

„Also lieber Dennis, Du weißt ja, was jetzt kommt: Jetzt hast Du hier Deine kleine Bühne mit allen unseren Leserinnen und Lesern im Publikum. Was möchtest Du denen gerne ganz persönlich hier und jetzt mit auf den Weg geben?“

„Ich möchte Euch und Ihnen gerne sagen, dass wir alle zusammen gut auf unser Wasser aufpassen müssen. Man muss sich ins Gewissen führen, dass das Trinkwasser durch Flächenversiegelung und Klimawandel aktuell ernsthaft gefährdet ist. Wir müssen entsiegeln und viele weitere Maßnahmen zum Wasserschutz ergreifen. Wir alle müssen das Thema Trinkwasser ernst nehmen!

Und wir müssen als Versorger die Leute mitnehmen! Das wollte ich unbedingt im Interview rüberbringen! Und ich glaub, so geht´s sehr vielen Leuten in unserer Branche. Es ist eine Berufung, deshalb machen wir ja auch so viel, und arbeiten auch noch ehrenamtlich in unserer Freizeit weiter im Wasser. Man sieht die Lücken die da sind und man muss die Leute zum Guten bekehren, damit sie den blauen Tropfen (noch mehr) wertschätzen. Wenn wir das geschafft haben, dann haben wir für die nächsten Generationen sehr viel vorgeleistet!“

Was für eine schöne Botschaft! Danke Dir sehr, lieber Dennis, für die coole Stunde mit Dir und bis ganz bald! Wir sehen uns spätestens zum nächsten Treffen der Wasserwerksnachbarschaften. 🙂

Viele liebe Grüße nach Füssen,

Dein Wasser-Info-Team Bayern e.V.

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