Die (Ab)Wasserhelden-Schmiede: WIT unterwegs an der Bayerischen Verwaltungsschule München im Geschäftsbereich Umwelt und Technik 

Kürzlich durfte das Wasser-Info-Team die Bayerische Verwaltungsschule, genauer gesagt den Bereich „Umwelt und Technik“ der BVS besuchen. 

Der Anlass des Besuchs war zum einen, die Ausbildungsstätte in München zu bestaunen und zum anderen die beiden neuen Referenten für Trinkwasserversorgung bzw. Abwasserentsorgung, Thomas Horneck und Heiko Kümpel, kennenzulernen. 

Thomas Horneck kennen wir vom WIT schon länger – mit ihm haben wir uns schon öfter getroffen. Unter anderem hat er uns vor einiger Zeit von seiner Wasser-Reise nach Mexiko erzählt. (Hier zum Nachlesen für alle Interessierten)

Heiko Kümpel haben wir bei unserem Besuch ganz neu kennengelernt und er passt – wie soll es auch anders sein – perfekt ins BVS-Team. 

Der Leiter des Geschäftsbereichs ist Dr. Andreas Lenz, und er ist laut glaubwürdiger und wiederholter Aussagen des gesamten Teams „der beste Chef, den man sich vorstellen kann“. Das glauben wir sofort, denn Herr Dr. Lenz ist wirklich in der gesamten Wasserwirtschaft ein allseits beliebter und immer willkommener Zeitgenosse. Was sehr lustig war bei unserem Besuch: Obwohl er der Chef der Abteilung ist, hat er immer wieder betont, dass „er nur der Statist heute“ ist, und dass seine beiden Experten die wichtigen Leute sind. (Auch mit Dr. Lenz haben wir bereits ein Interview geführt, für alle, die den besten Chef noch besser kennenlernen möchten.)

Unser Besuch startete gemütlich im großen Besprechungsraum mit Kaffee und Plaudern über die Ausbildungen und Weiterbildungen, die an der BVS angeboten werden. Wir reden über lebenslanges Lernen, Prüfungssituationen, und den oftmals großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. 

In der Trinkwasserversorgung wie auch in der Abwasserentsorgung gibt es eine Menge Vorschriften, Gesetze, Regelwerke, „Arbeits- und Merkblätter“, die die Mitarbeitenden in den Betrieben einzuhalten und zu beachten haben. Nicht umsonst dauert die Ausbildung als Umwelttechnologe/Umwelttechnologin Wasserversorgung / Abwasserbewirtschaftung drei Jahre. Und natürlich endet das Lernen nicht mit dem Ende der Ausbildung. Dadurch, dass sich der Stand der Technik ständig weiterentwickelt, stehen im Laufe des gesamten Arbeitslebens immer wieder Fort- und Weiterbildungen auf dem Programm. 

Sowohl die Ausbildungsberufe im Bereich Umwelt und Technik (dazu zählen neben Wasser und Abwasser auch die Bäderbetriebe, Rohr-Kanal und Industrieservice, Kreislauf und Abfallwirtschaft), als auch zahlreiche Weiterbildungsangebote wie den kommunalen Energiewirt organisiert die BVS im Geschäftsbereich 3 (insgesamt gibt es 4 Geschäftsbereiche) mit ihrem Team aus 16 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. 

Wir haben ja eingangs schon erwähnt, dass wir auch vor Ort waren, um das Gebäude zu bestaunen. Der Terminus trifft es in dem Fall wirklich perfekt – das Gebäude in der Ridlerstraße in München bringt einen tatsächlich zum Staunen. Es ist eine architektonische Meisterleistung. In der Ridlerstraße sind neben der Abteilung für die Umwelttechnischen Berufe auch alle anderen Geschäftsbereiche für Aus- und Weiterbildung der bayerischen Verwaltungsangestellten untergebracht. Das alles braucht natürlich eine Menge Platz. Allerdings ist das Hauptgebäude in München nicht die einzige Ausbildungsstätte in Bayern. Beim Kaffeeplausch erzählen alle drei Herren und Frau Sabrina Kirmayr von der Veranstaltungsplanung, dass „das hier in München eine der kleineren Bildungseinrichtungen der BVS ist“. Wenn man sich das Foto vom Gebäude so anschaut, kann man das kaum glauben: 

Nach der Besprechung gab es zuerst einen Fototermin im sehr schön und gemütlich eingerichteten Pausenraum…

 … und im Anschluss einen ausführlichen Rundgang durch das Gebäude. Obwohl es mitten in der Münchner Innenstadt liegt, hört man das laute Treiben der Großstadt fast überhaupt nicht. „Das liegt an den großen gläsernen Schallschutzwänden, die überall um das Gebäude herum errichtet worden sind. Es kommt viel Licht herein, aber der Verkehrslärm bleibt draußen“, erklärt uns Dr. Lenz. 

Auch die Unterrichtsräume sind auf eine optimales Lehren und Lernen ausgerichtet. Es gibt eine technische Ausstattung, die ihresgleichen sucht, mit digitalem Whiteboard (das, wie man auf dem Foto sieht, auch zum Spielen einlädt) und einer Vergrößerungskamera, mit deren Hilfe kleine Exponate auf dem Whiteboard vergrößert abgebildet werden können. So können moderne Medien ideal genutzt werden, um den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Die Ausstattung in den Unterrichtsräumen ist an allen verschieden Standorten in ganz Bayern auf einen gleich hohen Standard. So stehen allen Teilnehmer*innen überall optimale Lernmethoden zur Verfügung. 

Der Unterrichtsstoff für die Auszubildenden in den Umwelttechnischen Berufen ist ganz schön viel und nicht wie in der „normalen“ Schule in einzelne Fächer, sondern in fachübergreifende Themengebiete gegliedert. 

Die beiden Referenten Heiko Kümpel und Thomas Horneck erklären uns das so: der Leitfaden für die Ausbildung ist immer die „berufliche Handlungsfähigkeit“. Es gibt Themen wie „Instandhaltung“, „Organisation“, „Wasseraufbereitung“ und vieles mehr. 

Dazu kommen regelmäßig externe Lehrbeauftragte aus der Praxis an die Bildungseinrichtungen. Diese werden bei ihrer Lehrtätigkeit im Trinkwassersegment von Herrn Horneck, und im Abwasserbereich von Herrn Kümpel unterstützt. Die Lehrbeauftragten sind also keine klassischen Lehrer – und sie werden im Unterschied zum klassischen Schulbetrieb von den Teilnehmer*innen evaluiert. So haben die Auszubildenden ein gewichtiges Mitspracherecht bei den Entscheidungen über die Lehrbeauftragten für die Umwelttechnischen Berufe. Das spricht wirklich für ein Miteinander auf Augenhöhe zwischen den Schüler*innen und ihrer Ausbildungsstätte, der BVS. 

In den Umwelttechnischen Berufen werden mehrere Aus- und Weiterbildungen angeboten: Zum einen gibt es die Weiterbildung zum Wassermeister/zur Wassermeisterin oder Abwassermeister/Abwassermeisterin. Für diese Weiterbildung muss bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung vorliegen, dann können sich die Lernwilligen hier anmelden. (Wie uns unsere drei Experten erklären, werden ca. 80 Prozent der zukünftigen Wassermeister*innen von ihren Betrieben zur Weiterbildung geschickt und ungefähr 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind Selbstzahler, die sich von sich aus dazu anmelden.)

Dann gibt es die Fachkraft für Trinkwasserversorgung bzw. Abwasserentsorgung: Diese Weiterbildung richtet sich ebenfalls an bereits ausgebildete Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung und dient als Vorbereitungskurs zur Prüfung. Mit der Neuordnung der umwelttechnischen Berufen, verändert sich zukünftig der Titel der Berufsausbildung. Ab 2027 heißen die ersten Absolventen*innen nicht mehr Fachkraft für Wasserversorgungstechnik oder Abwassertechnik sondern Umwelttechnologe Wasserversorgung bzw. Umwelttechnologe Abwasserbewirtschaftung. Es gibt keine Verpflichtung, den Unterricht an der BVS zu besuchen. Theoretisch könnte sich ein Anwärter auch autodidaktisch auf die Prüfung vorbereiten und dann die Prüfung ablegen, aber in der Praxis brauchen die Leute dann doch die 13 Wochen berufsbegleitenden Unterricht, um die Prüfung am Ende zu bestehen. Immerhin geht mit dem Titel „Fachkraft für Wasserversorgungstechnik“ bzw. „Abwasserentsorgungstechnik“ eine große Verantwortung einher: In Trinkwasserversorgungsbetrieben, die bis zu 5000 Einwohner versorgt kann eine Fachkraft die Stelle der technischen Führungskraft im Betrieb einnehmen. 

Von 5000 bis 30.000 Einwohnern braucht es dann die Meisterprüfung, um technische Führungskraft zu sein. Alle Versorger mit über 30.000 Einwohnern im Versorgungsgebiet benötigen dann zusätzlich eine Führungskraft mit einem abgeschlossenen Studium im Ingenieurwesen. 

Wir sprechen an diesem Tag über so vieles – über Ausbildungsinhalte, Gesetzesvorgaben, Forschung, Entwicklung, ehrenamtliches Engagement in der Wasserwirtschaft, und die zahlreichen verschiedenen Ausbildungsstätten in Bayern. Die Zeit vergeht wie im Flug. 

Wir können eine Aus- bzw. Weiterbildung in den Umwelttechnischen Berufen allen jungen, junggebliebenen und auch den älteren Interessierten nur wärmstens empfehlen. (Der älteste Schüler in der Ausbildung zum Wassermeister bisher war tatsächlich schon 59 Jahre. Es ist also wirklich nie zu spät für einen Neuanfang!) 

Voller Impressionen und nach einem ganz wunderbar entspannten Mittagessen verabschiedeten wir uns dann langsam wieder und überließen die fleißigen Umwelttechnologen wieder ihrer Arbeit. Danke, dass wir da sein durften! Die Zeit mit dem Team rund um Dr. Lenz, Thomas Horneck und Heiko Kümpel in München war wirklich ein staunenswertes Erlebnis! 

Schreibe einen Kommentar