Weltwassertag 2025: Bayerns Gletscher schützen – unser Wasser bewahren!

Seit 1993 rufen die Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag des Wassers“ auf. Dieser Tag soll dazu dienen, in der breiten Öffentlichkeit ein (noch besseres) Bewusstsein für das Lebenselixier Wasser zu schaffen. In 2025 lautet das Motto des Weltwassertag „Glacier Preservation“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Erhalt der Gletscher“.

Für uns vom Wasser-Info-Team Bayern e.V. ist das Gletscher-Thema denkbar nah – immerhin liegen in Bayern die Alpen mit ihren vier verbliebenen Gletschern. Das sind der Nördliche Schneeferner auf dem Zugspitzplatt, der benachbarte Höllentalferner, das Blaueis und der Watzmanngletscher im Berchtesgadener Land. Bis 2022 gab es fünf Gletscher in Bayern, doch der Südliche Schneeferner hat inzwischen seinen Status als Gletscher verloren – hier finden sich nur noch letzte Eisreste. Ein trauriges und auch verheerendes Zeichen des Klimawandels. (Quelle: http://www.bayerische-gletscher.de)

Gletscher reagieren extrem schnell auf Klimaveränderungen – anders als im interkontinentalen Raum, wo die Natur klimatische Veränderungen oft lange Zeit gut kompensieren kann. Im Hochgebirge gibt es wenig bis gar keine Kompensationsmöglichkeiten. Steigen hier Temperaturen über 0 Grad, beginnt das Eis zu schmelzen. Hinzu kommen noch weitere Faktoren, die das Abschmelzen begünstigen: Feinstaubpartikel in der Luft legen sich auf das strahlend weiße Eis und färben es dunkler. Wir wissen alle, wie viel schneller sich im Sommer die dunkle Asphaltstraße im Gegensatz zu einem Feldweg erwärmt. Das passiert auch bei Gletschern. Dunkleres Eis schmilzt schneller.

Mit dem Schmelzwasser setzt sich auch beispielsweise Schotter in Bewegung. Wenn dieser in einer dünnen Schicht auf der Gletscheroberfläche zum Liegen kommt, erwärmt diese das darunterliegende Eis zusätzlich und führt wiederum zu einem beschleunigten Abschmelzen. (Studien haben gezeigt, dass eine Schotterschicht von 2 bis 4 cm am gefährlichsten ist. Quelle: Gletschergarten Luzern) Diese ganzen Faktoren – Erderwärmung, Feinstaub, Geröll und einige weitere – wirken sich auf die Gletscher der gesamten Erde aus und verursachen global eine massive Gletscherschmelze.

Nun könnte man vielleicht naiverweise denken, dass es ja für einen „normalsterblichen Menschen“, der nicht Bergwandern oder Skifahren geht, eigentlich keinen großen Unterschied macht, ob es in Bayern vier oder fünf Gletscher gibt, und ob diese im Verschwinden begriffen sind oder nicht.  Aber weit gefehlt! Gletscher haben einen massiven Einfluss auf unser aller Leben – auf den unterschiedlichsten Ebenen. Nicht nur, dass das Abschmelzen der Gletscher und der arktischen Eisschilde weltweit den Meeresspiegel ansteigen lässt, Gletscher wirken auch wie eine globale „Klimaanlage“ – verschwinden sie, steigt die globale Temperatur weiter an. Mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur: Süßwasserreserven verdunsten, Seen und Flüsse trocknen aus, Dürren und Überschwemmungen nehmen massiv zu. Und das nicht nur in fernen Ländern, die ohnehin schon bedroht sind, sondern auch ganz konkret bei uns in Bayern.

Die Klimaerwärmung verursacht unter anderem schwere Unwetter, Überschwemmungen und gefährliche Hitzewellen mit allen dazugehörigen Konsequenzen für die Einwohner der betroffenen Gebiete, für Versicherungen, Rückversicherungen, Industrie und Landwirtschaft.

Missernten, hohe Schadenssummen und menschliche Tragödien sind die Ergebnisse dieser Veränderungen. Wir haben in den vergangenen Jahren bereits öfter miterlebt, wie hart die Natur zurückschlagen kann – unvergessen ist bis heute die Katastrophe im Ahrtal. Aber sie war die nicht die einzige in den vergangenen Jahren. Mit steigenden Temperaturen auf der ganzen Erde, die eben durch das Abschmelzen der Gletscher weiter befeuert werden, werden all diese schlimmen Ereignisse weiter zunehmen.

Außerdem kommt in Bayern ein nicht unerheblicher Teil der Trinkwasserversorgung direkt aus den Alpen. Verschwinden die bayerischen und insgesamt die alpinen Gletscher, bleibt auch das Wasser aus.

Nehmen wir zum Beispiel die Stadt München: 80% des Münchner Trinkwassers kommt direkt aus den Bergen, aus dem sehr wasserreichen Mangfalltal. Auf den Seiten der Stadtwerke München ist eine Karte zu sehen, die zeigt, woher die Münchner ihr Wasser beziehen.

Wenn man sich diese Karte ansieht, bekommt man eine Vorstellung davon, was passieren würde, wenn das Wasser aus den Alpen langsam weniger wird: Millionen Haushalte wären von Wasserknappheit betroffen. Nicht nur im Stadtgebiet, sondern im gesamten Alpenvorland.

In Franken kennt man diese Problematik schon immer: Franken ist ein trockenes Gebiet, das nicht wie Südbayern auf scheinbar unerschöpfliche Wasserreserven zugreifen kann. Wenn zu den natürlichen Ursachen für die Trockenheit hier noch die Folgen des Klimawandels hinzukommen, wird es vor allem für die Landwirtschaft schnell problematisch. Ein sorgsamer Umgang mit Wasser ist in diesen trockenen Regionen heute schon essentiell. Tröpfchenbewässerung auf den Feldern und Verzicht auf Gartenbewässerung mit Trinkwasser sind hier gerade in der trockenen Jahreszeit von enormer Wichtigkeit.

Nun wissen wir, von welch entscheidender Bedeutung unsere Gletscher sind – für das Klima, aber auch ganz konkret für die Trinkwasserversorgung von Millionen von Bayerinnen und Bayern. Und nun wird auch deutlich, warum sich die Vereinten Nationen darauf geeinigt haben, „Glacier preservation“ zum Motto des diesjährigen Weltwassertag zu küren.

Angesichts der wortwörtlichen riesigen Größe des Themas, angesichts der kaum aufzuhaltenden Klimakatastrophe, angesichts der Veränderungen, die bereits unumkehrbar stattgefunden haben, könnte man fast ein bisschen hoffnungslos werden und resignieren.

Aber es gibt immer etwas, das man tun kann – viele kleine Schritte werden am Ende auch zu einem langen Weg!

Wir haben für Sie eine Liste von Handlungen, die wirklich einen Unterschied machen, und die Ihnen aufzeigt, dass Sie als Einzelner und Einzelne nicht machtlos sind.

Sie haben als Verbraucher*in eine mächtige „Waffe“ im Kampf gegen den Klimawandel: Ihr Konsumverhalten! Jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel, der vor allem bei wiederholten Kaufentscheidungen eine große Wirkung entfalten kann. Dinge, die nicht gekauft werden, werden relativ schnell aus den Sortimenten entfernt. Und oftmals können Sie durch ein bewusstes Konsumverhalten auch noch Geld sparen – eine Win-Win-Situation sozusagen!

  1. Kaufen Sie regional und saisonal. Im Winter gibt es bei uns in Bayern zum Beispiel leckere Kohlsorten, und im Sommer sowieso alles, was gut schmeckt. Und ganz ehrlich: Wer braucht schon im Winter Erdbeeren? Und selbst wenn Sie gerne im Winter Erdbeeren essen: Kaufen Sie sie im Sommer bei der Landwirtin Ihres Vertrauens und frieren Sie sie ein!
  2. Haltbar machen und Fermentieren liegen wieder im Trend – besinnen Sie sich zurück auf die Tugenden Ihrer Eltern/Großeltern oder vielleicht sogar Urgroßeltern. Damals war es vollkommen normal, Nahrungsmittel haltbar zu machen für die Zeiten, in denen es nichts Frisches gab.
  3. Kaufen Sie so wenig Plastik wie möglich. Das wird meistens in China produziert, muss extrem weite Transportwege zurücklegen und geht oft schnell kaputt. Und am Ende landet billiges Plastik-„Glump“ dann im Mülleimer oder im besten Fall auf dem Wertstoffhof, wo es recycelt werden muss.
  4. „Reduce and Reuse“: Weniger ist mehr. Es geht nicht darum, von heute auf morgen ein entsagungsvolles Leben wie zu Großmutters Zeiten zu führen. Es geht darum, den eigenen Verbrauch zu überdenken und um Unnötiges zu reduzieren. Das ist mit „reduce“ gemeint. Und es geht darum, Dinge wiederzuverwenden („reuse“), Ihnen ein neues Leben zu schenken. Upcycling ist ebenfalls im Trend. Statt des neuen Übertopfes vom Möbelschweden lieber einen alten Topf vom Flohmarkt umfunktionieren. Oder das Wasser, das in der Dusche abläuft bis es warm wird, mit einer Gießkanne auffangen und damit die Blumen gießen. Oder Klamotten in Freundeskreis und Familie tauschen/weitergeben. Fast Fashion und Billigmode ist ebenfalls ein Klimakiller.
  5. Gießen Sie Ihren Garten nicht mit Trinkwasser. Und vor allem: Entsorgen Sie Ihren Rasensprenger! Der ist mit bis zu 800 Litern pro Stunde wirklich ein krasser Wasserverschwender. Niemand braucht bei über 30 Grad Außentemperatur eine grüne Rasenfläche. Sobald es wieder regnet, ist der Rasen sofort wieder grün.
    Lassen Sie den Rasen bei ausbleibendem Regen austrocknen und gießen Sie die übrigen Pflanzen mit aufgefangenem Regenwasser. Hier gibt es schier unendliche Möglichkeiten neben der altbekannten Wassertonne an der Regenrinne.
  6. Nehmen Sie öfter mal die Öffis oder das Radl und lassen Sie das Auto stehen. Das ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch für das Grundwasser, da jede Fahrt zusätzlich zur Luftbelastung und allen weiteren negativen Folgen für die Umwelt auch noch Reifenabrieb auf Äcker und ins Grundwasser befördert.
  7. Und für die ganz Engagierten unter Ihnen: Werden Sie Mitglied in einer Gemeinschaft/einem Verein oder einer anderen Initiative, die sich um die Erhaltung von Flussufern oder um die Schaffung von „Stadtgrün“ kümmert. Es gibt Gemeinschaftsgärten, Umweltschutzinitiativen, Aktionen wie „Sauber macht lustig“, die jedes Jahr im März in vielen Kommunen stattfindet, usw.
  8. Trinken Sie Trinkwasser aus der Leitung! Durch den Transport und die Verpackung von Flaschenwasser wird viel CO2 ausgestoßen. Wenn alle Deutschen auf Leitungswasser umsteigen würden, können so pro Jahr zwei bis drei Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das ist mehr als der innerdeutsche Flugverkehr. (Quelle: a tip: tap, https://wasserkoffer.org/files/grundlagenmaterial.pdf)

Diese Liste erhebt sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vor allem als Inspiration dienen und Ihnen Mut machen. Jeder und jede kann etwas tun, wir sind nicht ohnmächtig angesichts der doch recht besorgniserregenden Lage.

Übrigens: Allen Kritikern, die möglicherweise einwenden, dass Deutschland winzig ist, und dass anderen großen Ländern auf der Welt Umweltschutz egal ist, und dass schon alleine deswegen unser Engagement hier im noch kleineren Bayern niemals etwas bringen kann möchten wir hier das Interview mit dem Wald-Experten Ludwig Pertl [Link] auf unserem Wasser-Info-Blog ans Herz legen: Es ist nämlich nicht nur das große globale Klima, das zählt. Es gibt auch ein Mikro-Klima. Und das kann man sehr wohl direkt auch hier im kleinen Bayern beeinflussen. Und das funktioniert natürlich – immerhin gibt es selbst in der trockensten Wüste Oasen. Ein schöner Gedanke, dass wir in einer global heißen Welt Bayern mit vereinten Kräften zu einer Oase machen könnten, oder? Mit ganz kleinen Mitteln. Mit wenig Geldeinsatz. Einfach nur dadurch, dass wir zusammenhalten und jeder/jede im eigenen Umfeld das tut, was möglich ist.

Nicht nur, aber auch am Internationalen Tag des Wassers. Nicht nur, aber auch in Bayern.

Hoffnungsvolle und mutmachende Grüße,

Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.

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