ARSINOE – ein europäisches Wasser-Projekt mit bayerischer Beteiligung

Die Landesgruppe Bayern des VKU, Verband der kommunalen Unternehmen, hat in den vergangenen 4 Jahren am ARSINOE-Projekt mitgewirkt. ARSINOE ist ein EU-finanziertes Projekt, das Regionen in Europa widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels machen soll. 

Eine der betrachteten Regionen ist das Einzugsgebiet des bayerischen Main. Wie die anderen Regionen im Projekt, ist es schon heute stark vom Klimawandel betroffen und muss eine Antwort auf die damit verbundenen Herausforderungen finden. Insbesondere Dürre und Trockenheit aber auch zunehmendes Hochwasser- und Starkregenrisiko machen der Region zu schaffen. ARSINOE trägt zum Verständnis des Klimawandels vor Ort bei, hat ein Netzwerk aus zum Thema Klimaanpassung aufgebaut und innovative und kreative Ideen für die Steigerung der Klimaresilienz gefördert.

Die Referentin in der VKU Landesgruppe Bayern für das ARSINOE-Projekt ist Marion Zilker. Sie ist Expertin für Wasser- und Umweltthemen, hat einen Abschluss in Politik- und Verwaltungswissenschaften, und ist mit ihren beiden Schwerpunktthemen Umwelt und Verwaltung eine Vermittlerin zwischen Wirtschaft und Politik. Am Wasser fasziniert sie besonders, dass es so eine sinnvolle Tätigkeit ist.

WIT: Hallo Frau Zilker, herzlich willkommen zum WIT-Interview und vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit nehmen, mit uns über das ARSINOE-Projekt zu sprechen. Wir treffen uns ja heute aus einem ganz konkreten Anlass – das Projekt kommt jetzt im September zum Abschluss und wir wollen mit Ihnen gemeinsam auf die vergangenen vier Jahre Projektarbeit zurückschauen und gerne von Ihnen erfahren, welches Resümee Sie aus Ihrer Arbeit im Projekt ziehen. Wie geht es Ihnen jetzt im Moment, wo sich das Projekt sozusagen gerade im Zieleinlauf befindet? 

Marion Zilker: Genau, wir befinden uns auf der Zielgerade. Einerseits freue ich mich über einen erfolgreichen Abschluss, andererseits haben wir in diesen 4 Jahren natürlich nicht das gesamte Problem gelöst. Es ist noch einiges zu tun, bis die Main-Region tatsächlich klimaresilient ist.  Ideen dafür, wie das gelingen kann, haben wir in ARSINOE gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und anderen Partnern erarbeitet. Wir haben durch den Klimawandel entstehende Herausforderungen und ihre Zusammenhänge mit Praxispartnern aus der Region erhoben und Lösungsstrategien erarbeitet. Wir haben Hürden für die Steigerung der Klimaresilienz ausgemacht und eine Studie zur Wasser-Governance in der Region organisiert. Aus einem Innovationswettbewerb sind zwei von uns geförderte Projekte entstanden: eines zu Wasserbildung und eine wissenschaftliche Untersuchung zur Entwicklung von Bewässerungsbedarfen in der bereits von Wasserkonflikten gezeichneten Gegend. Darüber hinaus fanden Webinare, Mitgliederbefragungen zur Klimaanpassung statt. 

WIT: Das klingt nach einem riesigen Projekt. Mit welchen Methoden sind Sie da rangegangen?

Marion Zilker: ARSINOE ist tatsächlich eines der größten Innovationsprojekte, die zur Unterstützung des European Green Deal aufgesetzt wurden und hat 41 Projektpartner aus über einem Dutzend Länder, wobei unsere Fallstudie in Nordbayern nur eine von neun betrachteten Regionen ist. Das große Projektteam und die internationale Zusammenarbeit hat ganz verschiedene Perspektiven eingebracht. Da gab es Partner wie den VKU, die die Verbindung zur Praxis vor Ort in den Kommunen herstellen können aber auch Klimawissenschaftler:innen, die Klimaszenarien berechnet haben, Ingenieur:innen, die digitale Zwillinge designt haben und Wirtschaftswissenschaftlern, die sich mit Finanzierungoptionen befasst haben. Wir haben allerdings überall in Europa denselben Ansatz verwendet: Wir haben uns angesehen, wie sich der Klimawandel auf eine Region auswirkt, wer betroffen ist und mit welchen anderen Herausforderungen er zusammenhängt. Dann haben wir überlegt, was Klimaresilienz für die Region bedeutet, einen Weg dorthin skizziert und kreative Ideen für die Verwirklichung gefördert. 

WIT: Das heißt, es geht nicht nur um die Wasserwirtschaft?

Marion Zilker: Für den Umgang mit den nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels, braucht es eine umfassende, durchdachte Klimaresilienz-Strategie – und zwar eine, die mit allen Akteuren gemeinsam erarbeitet wurde. Das ist ein zentrales Element von ARSINOE. Das Projekt richtet sich am „WEFE-Nexus“-Ansatz (Water, Energy, Food, Ecosystems) aus. Dieser spiegelt wider, dass alles – Wasser-, Energie- und Nahrungsmittelsicherheit sowie Ökosysteme – untrennbar miteinander verbunden sind und interagieren. Entsprechend gibt es auch Wechselwirkungen zwischen den Sektoren Wasserwirtschaft, Energiewirtschaft und Lebensmittelerzeugung, die in künftigen Strategien mitgedacht werden müssen – sonst ist jede Klimawandelanpassung zum Scheitern verurteilt. Insellösungen bringen also nichts, branchenübergreifend abgestimmte Initiativen sind gefragt. 

WIT: Wie schafft man es, so viele Akteure an einen Tisch zu bekommen?

Marion Zilker: Am Anfang haben wir erstmal eine Liste gemacht: Welche Klimafolgen spielen in der Region schon heute eine Rolle, und wer ist davon besonders betroffen? Und die haben wir dann alle eingeladen. So ist eine sehr vielfältige Gruppe zusammengekommen, die gemerkt hat: Wir sitzen eigentlich alle im selben Boot. Zum Projektstart haben wir alle Beteiligten – Organisationen, Verbände, Verwaltung, Expert*innen, Stakeholder, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserversorger, Kommunen, Umweltverbände, usw. – zu einem Workshop nach Würzburg eingeladen. Dort haben wir gefragt: Was bedeutet der Klimawandel für euch? Was sind schon jetzt die Schwierigkeiten, und welche Probleme kommen wahrscheinlich noch? Am Ende hatten wir nicht nur eine Liste von Herausforderungen, sondern auch ein gemeinsames Problemverständnis. Viele haben gemerkt: Die Probleme ähneln sich, und es macht Sinn, gemeinsam über Lösungen nachzudenken.

WIT: Und wie ging es nach dem Workshop weiter?

Marion Zilker: Wir haben zusammen eine Zukunftsvision von einer klimaresilienten Region formuliert. Anstatt auf Herausforderungen und Krisenszenarien wollten wir uns auf eine positive Zielvorstellung konzentrieren. Also haben wir gefragt, wie die Region im Jahr 2050 aussehen soll. Dann haben wir überlegt, welche Maßnahmen notwendig wären, damit diese Vision Wirklichkeit wird. Mit einem Innovationswettbewerb haben wir schließlich Projekte gesucht und gefördert, die zum Schutz des Wasserhaushalts oder einem nachhaltigen Wassermanagement beitragen. Zwei Projekte haben dann eine finanzielle und inhaltliche Förderung bekommen: Der „Leitungswasserfreundliche Mainradweg“ hat für Trinkbrunnen und Refill-Stationen am Mainradweg geworben und über Trinkwasser und Klimawandel aufgeklärt. Im Projekt „Irribigdata“ haben Bewässerungsexpert:innen aus Italien ihre Wasserbedarfsmodelle auf Franken übertragen und geschätzt, wie sich der Bewässerungsbedarf dort in den nächsten Jahren in verschiedenen Klimaszenarien entwickeln könnte.  

WIT: Und gibt es am Ende des Projekts eine große Party?

Marion Zilker: (lacht) Zumindest ein Abschlussevent am 26. September in Würzburg! Dort stellen wir die Ergebnisse vor und diskutieren, wie es weitergehen könnte. Wer mag, kann sich gerne noch HIER online anmelden.  Bis 2050 nicht mehr so viel Zeit. Wenn man sich überlegt, wie lange manche Dinge in der Umsetzung brauchen ist unsere Vision von der klimaresilienten Region bis 2050 recht ambitioniert. Das durch ARSINOE entstandene Netzwerk soll auf jeden Fall weiterleben und weiter zusammenarbeiten, aber in welcher Form ist derzeit noch unklar. Klar ist, dass es relativ zügig weitergehen müsste. Der Klimawandel macht ja auch keine Pause.  

WIT: Ein starkes Statement – wir wünschen Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen in ganz Europa viel Erfolg für die Zukunft. Hoffentlich erkennen die Verantwortlichen die Wichtigkeit Ihrer Arbeit und finden Mittel und Wege, Anschlussprojekte zu fördern und die Klimaresilienz in Europa weiter voranzutreiben. Und natürlich ganz herzlichen Dank für das Interview und auch für Sie persönlich alles erdenklich Gute für die Zukunft! 

Marion Zilker: Vielen Dank auch von meiner und unserer Seite, und auch dem WIT nur die besten Wünsche und weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Arbeit in der Wasserwirtschaft!  

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