Lieber Ludwig, danke, dass Du Dir Zeit nimmst für das Interview mit uns!
(Ludwig und ich, die Katrin Zwickl – Wasserbloggerin vom WIT – kennen uns schon viele Jahre und sind ungefähr gleich alt. Da passt das Du auch für das Interview einfach besser.)
Das mach ich doch gerne, und ich freu mich auf unser schönes Wasser-Gespräch.
Ich mich auch! Immerhin ist es ja unser beider Lieblingsthema. Das Wasser ist ja auch wirklich Dein Traumjob stimmt´s? Du hast ja glaub ich, noch nie was anderes gemacht, als in der Wasser-Branche zu arbeiten, oder?
„Das stimmt beides. Es ist wirklich eine schöne Arbeit – wenn es auch manchmal ein bisschen viel ist. Aber da hast Du schon recht, Wasser ist einfach mein Lieblingsthema, und es ist auch eine erfüllende und sinnvolle Arbeit.
Und es stimmt auch, dass ich noch nie was anderes gemacht hab – ich hab schon meine Ausbildung beim Wasserzweckverband Mallersdorf gemacht. Nach der Ausbildung hab ich mich dann erst zum Wassermeister fortgebildet, dann zum Rohrnetzmeister, dann zum technischen Betriebswirt, und zu guter Letzt bin ich auf die Verwaltungsfachschule gegangen und hab die Prüfung zum Verwaltungsfachwirt gemacht und bestanden. Seit 2012 bin ich jetzt Werkleiter des Wasserzweckverbands.“
Ich finde das wirklich Wahnsinn, was Du in Deinem Leben alles geschafft hast! Immerhin hast Du die ganzen Weiterbildungen ja berufsbegleitend gemacht. Und hattest „nebenbei“ ja auch noch zwei kleine Kinder, eine Ehe, ein Haus, und alles, was so dazugehört. Das ist wirklich eine große Leistung!
„Naja… hat ja alles gut hingehauen.“
Sagt er in seiner ruhigen und bescheidenen Art mit einem kleinen Lächeln.
„Und meine Familie hat mich wirklich in allem immer sehr unterstützt. Ich hab wirklich eine super Frau, die mir immer zur Seite steht, und ich hab zwei tolle Kinder. Wenn man so viel Harmonie und Glück im Privatleben hat, geht auch alles andere gleich viel leichter.“
Man kann wirklich spüren, wie sehr der Ludwig Sigl in sich ruht. Das liegt bestimmt auch an seinen stabilen Wurzeln. „Du bist ja wirklich tief verwurzelt in Deiner Heimat. Du hast noch nie woanders gewohnt, als in dem Dörfchen, in dem Du aufgewachsen bist, wenn ich mich richtig erinnere.“
„Ja, auch das ist richtig. Ich bin einfach sehr heimatverbunden und bodenständig.“
Zu seinen starken Wurzeln passt auch sein Lieblings-Wasser-Thema wirklich perfekt:
„Auch wenn es viele spannende und wichtige Themen rund ums Wasser gibt, ist mein persönlicher Schwerpunkt der Grundwasserschutz und die Versorgung der Abnehmer mit möglichst sauberem Wasser. Es ist mir wichtig, dass wir nicht nur knapp unter den Grenzwerten bleiben, sondern, dass es eben so rein und natürlich wie möglich bei allen ankommt.“
Das funktioniert ja bei Euch in der Region ganz gut, glaub ich.
„Ja doch. Wir haben ja unsere moderne Aufbereitungsanlage (darüber können Sie hier sehr gerne nachlesen), und haben gerade noch zwei Tiefbrunnen genehmigt bekommen. Komm gerne mal vorbei, Du musst sie endlich mal Anschauen!“
Ja, das will ich unbedingt demnächst machen. Die Corona-Zahlen sind ja gerade sehr vielversprechend, und dann gibt es natürlich auch einen neuen Bericht auf unserer Seite über die Aufbereitungsanlage für alle unsere Leserinnen und Leser.
„Der einzige Wehrmutstropfen bei den neuen Brunnen ist, dass wir zwar die Wasserrechte für die nächsten 20 Jahre bekommen haben. Das wird jedoch nach jetzigem Stand, wenn die aktuelle politischen Richtung so weitergeführt wird, wahrscheinlich nicht verlängert werden, weil das Tiefengrundwasser für die nächsten Generationen unangetastet bleiben soll. Das kann man natürlich grundsätzlich auch so verstehen und unterstützen, jedoch haben wir als Wasserversorger dann nur die Möglichkeit, oberflächennähere Grundwasserleiter zu erschließen, die in aller Regel stärker mit unterschiedlichsten Schadstoffen belastet sind. Dies hat zur Folge, dass dann das Grundwasser stärker aufbereitet werden muss, wenn kein sauberes aus tieferen Schichten mehr zugeführt werden kann. Auch die Wasserschutzgebiete würden dadurch wesentlich größer werden, was zu vermehrten Konflikten führen wird. Das ist aber wirklich ein generelles Umwelt-, und Wasserschutzproblem, dass oft die Langzeit-Folgen nicht berücksichtigt werden.
Vor allem bekommt man in der Aufbereitungsanlage einfach nicht alle Stoffe aus dem Wasser. Bestimmte Anteile gehen sehr gut, aber zum Beispiel beim Nitrat funktioniert das nicht so einfach. Da braucht man kostenintensive Aufbereitungsanlagen, die einen riesigen Stromverbrauch haben und auch sehr viel Abwasser produzieren, das man nur in große Flüsse einleiten kann. Das ist alles wirklich sehr problematisch und wird die Wassergebühren explodieren lassen. Besser wäre es, wenn der flächendeckende Grundwasserschutz endlich mal konsequent umgesetzt wird. Erst wenn die Nitratwerte im Grundwasser rückläufig sind, sollte auf die Nutzung von Tiefengrundwasser sukzessive verzichtet werden. Dies schont dann wirklich langfristig die Umwelt und auch den Geldbeutel der Verbraucher“.
Ludwig ist ein echter Wasserschützer, einer der die Zusammenhänge und Details kennt, und gut erklären kann.
„Wasser ist einfach unsere Lebensgrundlage. Wir brauchen es überall. In den Privathaushalten, der Landwirtschaft, in den Betrieben. Es müssen wirklich dringend Lösungen gefunden werden, die für alle gut sind. Die gäbe es auch, aber es fehlt einfach momentan noch ein allgemeines Bewusstsein. Auch, und vor allem in der Politik. Ich hab den Verdacht, dass der Wasserschutz und die Trinkwasserversorgung in kaum einem Wahlprogramm der Parteien für die Bundestagswahl vorkommt, bzw. eine große Rolle spielt. Die Wasserversorgungsunternehmen machen einen superwichtigen Job für unsere Gesellschaft, jedoch viel zu leise für die öffentliche Wahrnehmung. Und ohne Öffentlichkeit oder Lobbyarbeit bekommt man einfach kaum politisches Gehör.“
Wir sind halt irgendwie gesellschaftlich, was das Wasser angeht, fast alle noch im „Kindergarten“. Das WIT muss da vielleicht ein bisschen die Aufgabe einer „Wasser-Schule“ übernehmen.
„Ja, das sehe ich auch so. Das wichtigste, was wir als Wasser-Info-Team jetzt machen müssen, ist einfach Aufklärung. Die Leute müssen endlich verstehen, dass unsere gesamte Trinkwasserversorgung keine Selbstverständlichkeit ist.“
Was möchtest Du denn unseren Leserinnen und Lesern gerne noch mit auf den Weg geben?
Da muss er nicht lange überlegen:
„Unser Produkt ist nicht Leitungswasser, sondern Trinkwasser! Es ist ein wertvolles Produkt, und das ist viel zu vielen Menschen überhaupt nicht klar, nur weil es seit eh und je in Topqualität zur Verfügung steht. Trinkwasser unterliegt strengeren Kontrollen als jedes Mineralwasser aus der Flasche! Nur, dass es für Trinkwasser leider kein Marketing gibt…“
Dafür gibt es ja zum Glück das Wasser-Info-Team.
„Ja, wirklich, zum Glück! Wir haben da zwar wirklich noch viel Arbeit vor uns, aber mit vereinten Kräften packen wir das, Bewusstsein und Wertschätzung für unseren unsichtbaren Schatz der Natur zu schaffen.“
Pingback: „Wir müssen unser Trinkwasser so schützen, dass es Vorrang vor allen anderen Nutzungen hat!“ – WIT-Interview mit MdL Rosi Steinberger – Wasser-Info-Team Bayern e.V.