Wasser -, und insbesondere Grundwasserschutz ist eine komplizierte Sache. Wasser ist die Grundbedingung für unser Leben, sucht man nach extraterrestrischem Leben, sucht man zuallererst nach Wasser. Seit unserer Kindheit wissen wir alle: Ohne Wasser kein Leben!
Also sollte es doch unser aller oberste Priorität sein, unser Wasser sauber zu halten. Ganz sauber, und nicht nur rechnerisch modelliert auf einer rot-grünen Karte.
Sollte man meinen, wenn man einen gesunden Menschenverstand hat. Weil, sauberes Wasser brauchen auch die Landwirt:innen, Spitzenpolitiker:innen und Industrie-Bosse wieder, wenn sie sich Kaffee kochen oder ihre Babies baden wollen, oder, oder , oder…. Da hilft auch kein „Rumrechnen“, und auch nicht, rote Gebiete auf der Karte plötzlich grün einzufärben.
Nun ist es so, dass Deutschland (wie viele andere Länder in der EU auch, aber darum soll es gerade nicht gehen) ein Nitratproblem hat. Seit vielen Jahren. Und damit meinen wir eigentlich seit Jahrzehnten.
Bereits 1991 war das Thema zum ersten Mal auf der Agenda. Damals gab es die EU noch gar nicht, sondern nur die europäische Gemeinschaft. Aber sogar damals kannte man bereits das große Problem der Nitratbelastung unseres Grundwassers. Dramatischerweise ist seitdem kaum etwas passiert. Die Nitratwerte steigen oder bleiben auf einem konstant hohen Niveau.
Und jetzt, Ende 2020, soll die Grundwasser-Nitrat-Karte, die bisher rot eingefärbt war, auf einmal großflächig grün werden, und nur noch ein paar sogenannte „Hotspots“ rot bleiben. Wie kann das sein?
Haben nicht-stattgefundene Veränderungen in der Landwirtschaft, nutzlose Mini-Verordnungen oder Endlos-Verhandlungen mit dem Bauernverband etwa eine positive Auswirkung auf die Wasserqualität gezeigt?
Mitnichten.
Das Nitrat-Problem besteht nach wie vor. Es hat sich nichts geändert, außer eben der Einfärbung der Karte. Diese veränderte Darstellung ist einfach nur die Folge eines neuen Ausweisungsverfahrens der Landwirtschafts- und Umweltministerien des Bundes und der Länder. Wissenschaftliche Messergebnisse des Nitratgehalts im Grundwasser werden durch rechnerische Modellierungen der Stickstoffmengen aus landwirtschaftlichen Betrieben „umgedeutet“.
„Natürlich ist das Nitratproblem in Bayern nicht mehr nur halb so schlimm. Es wurde nur schöngerechnet, indem sich im Sommer die bundesweiten Vorgaben geändert haben, was vom Bund Naturschutz und weiteren Umweltverbänden auch kritisiert wurde.“ Sagt der Vorsitzende des Bund Naturschutz Richard Mergner in der Bayerischen Staatszeitung.
Es ist davon auszugehen und zu hoffen, dass diese Änderungen auch von der EU-Kommission im Rahmen des laufenden Vertragsverletzungsverfahrens kritisch überprüft werden. Nach Ansicht des Bund Naturschutz ist es sehr fraglich, ob das neue Verfahren überhaupt den Vorgaben der Kommission entspricht.
Die moniert nämlich schon lange die mangelnde Grundwasserqualität und hohe Nitratbelastung in großen Teilen Deutschlands. Und Deutschland, und hier vor allem Bayern schafft es immer wieder, sich da rauszulavieren.
Ein großes Ärgernis für alle Umwelt- und Wasserschützer, ein Dauererfolg vor allem für den Bauernverband. Wir vom WIT e.V. prangern die Blockadepolitik des Bauernverbandes schon sehr an, und vermissen, dass nicht stattdessen nach Lösungen gesucht wird. Und das seit 1991.
Es muss sich in Bezug auf den Wasserschutz in Bayern grundlegend etwas ändern. Und damit meinen wir nicht die Farben auf den Karten, sondern die tatsächlich gemessenen Werte.
Wasserschutz ist Lebensschutz,
Ihr Wasser-Info Team Bayern e.V.