„Da steckt viel Herzblut drin!“ – WIT-Interview mit Wolfgang Grösch, Werkleiter der Wasserversorgung Achengruppe

„Hallo Herr Grösch, herzlich willkommen zum WIT-Interview! Schön, dass Sie da sind, und ganz herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für mich und unsere Leserinnen und Leser!“

„Das mach ich doch gerne, ich hab mich auch schon auf unser Treffen gefreut!“

Herr Grösch steht an seinem Schreibtisch, wir treffen uns, wie bei allen WIT-Interviews üblich, im Videochat. Der Herr Grösch ist ein dynamischer Mensch, immer in Bewegung, er redet schnell und viel, sprüht nur so vor Energie und Leidenschaft, und ich merke sofort, er hat viel zu erzählen und möchte so viele Menschen wie möglich mit seiner Begeisterung für das Wasser und die Daseinsvorsorge im Allgemeinen anstecken.

Fast genauso wichtig wie das Wasser, das betont er gleich zu Anfang, sind ihm nämlich auch die anderen Aspekte der Daseinsvorsorge, wie Strom, Internet, oder Abwasserentsorgung.

Wolfgang Grösch arbeitet nicht nur bei sich im Zweckverband, sondern fährt auch durch ganz Deutschland, hält Vorträge und tauscht sich mit Professoren und anderen Experten aus. Ich merke, er hat eine riesige Routine im Vermitteln von Inhalten, und wir unterhalten uns, und ich lausche ihm, fast ohne eine Zwischenfrage zu stellen.

Wieder einmal bin ich wahnsinnig positiv überrascht, so einen überaus freundlichen und sympathischen Menschen auf dem Bildschirm zu haben. „Ich glaub ja mittlerweile, dass in der Wasserbranche die nettesten Menschen überhaupt arbeiten, und dass hier in diesem Umfeld der Umgangston der freundlichste ist.“, stelle ich zum wiederholten Mal fest.

„Das kann ich nur bestätigen! Ich bin als Quereinsteiger zu den „Wasserern“ gekommen. Das hier ist tatsächlich mein 4. Beruf. Ich komme eigentlich aus dem Handwerk, war dann einige Jahre nach einer Umschulung bei der Bank, und jetzt bin ich seit fast 20 Jahren in der Wasserbranche tätig. Und ja, es ist wirklich ein toller Beruf, kein Tag ist wie der andere. Leider haben auch wir Nachwuchsprobleme, dabei versteht man das gar nicht, weil es so ein vielfältiger Beruf ist. Es gibt so viele Tätigkeiten, die mit Wasser zu tun haben, und es sind eindeutig die zukunftssichersten. Das macht mir schon ein bisschen Sorgen. Momentan geht es noch, und man muss auch sagen, manche Wasser-Berufe sind wirklich Knochenjobs. Ich sag immer, Hut ab vor meinen Leuten, die draußen an den Rohren arbeiten. Das bewundere ich immer und bin auch wirklich dankbar, dass wir sie haben!“

Das verstehen wir vom WIT auch überhaupt nicht, dass es so wenig Nachwuchs gibt. Wir alle teilen uneingeschränkt die Meinung vom Wolfgang Grösch, dass die Berufe in der Wasserwelt die besten, freundlichsten und zukunftsfähigsten sind. Herr Grösch und ich schweifen weit ab und verlieren uns ein bisschen in der Schwärmerei über Trinkwasser, Wasserschutz und Wasserversorgung. Wir schwimmen quasi sofort auf der gleichen Welle! 🙂

„Wenn ich auf den Vorträgen unterwegs bin, merke ich das auch immer: Die Wasserbranche tickt irgendwie überall gleich, wir kämpfen alle für die Sache. „Wasserer“ ist man rund um die Uhr. Wir sind ja auch wirklich rund um die Uhr für das Wasser zuständig. 24 Stunden, 365 Tage im Jahr sind wir für das Wasser im Einsatz. Wir sind eigentlich wie die Feuerwehr, immer in Bereitschaft. Wenn´s kracht, müssen wir da sein. Zwar ohne Sirene und Blaulicht, aber wir sind da. Wie die Feuerwehr.

Das ist auch eins meiner Haupt-Themengebiete für die Vorträge, die ich halte: Gefährdungsbeurteilung und der Wasser-Safety-Plan. Der beschreibt die Gefahren für die Wasserversorgung auf dem gesamten Weg, den das Wasser auf seinem Weg von der Entnahmestelle bis hin zum Wasserhahn nimmt. Das sind wahnsinnig viele Schritte, die kann ich gar nicht aufzählen, das würde viel zu lange dauern. Auf jeden Fall macht es mir wahnsinnig Freude, unterwegs zu sein, Leute kennen zu lernen, mich mit hochintelligenten Menschen an den Unis auszutauschen. Ich bin halt nur ein normaler Handwerker, sag ich immer.“ (Er ist eindeutig ein sehr, sehr bescheidener Typ!) „Dass es diesen Austausch zwischen so vielen unterschiedlichen Teilaspekten der Branche gibt, spricht unbedingt für die deutsche Wassertechnik. Das sind wir schon sehr weit. Aber es gibt immer noch viel zu tun.“

„Ich bin begeistert!“ – „I a, Wasser is schee!“ Wir lachen beide herzlich. Das stimmt ja auch wirklich!

„Worüber wir vielleicht auch reden sollten, ist, dass jeder Versorger seine Daseinsberechtigung hat. Die Kleinteiligkeit muss unbedingt erhalten bleiben. Nicht wie im Ausland, wo große Konzerne „den Ton angeben“ und Wasser vom Lebenselixier zur Handelsware gemacht wird. Irgendwann passiert dann sowas wie in Berlin, wo die Kommunen dann wieder einspringen müssen und ein Konzernversorger „rekommunalisiert“ werden muss. Das wiederum kostet aber den Steuerzahler viel Geld. Deshalb müssen wir gut bleiben und besser werden. Das ist ein Lebenswerk und eine Herausforderung.

Wer schon mal im Ausland war, der kann bestätigen, wie gut wir es mit unserer Trinkwasser-Versorgung aus der Leitung haben. Das müssen noch viel mehr Leute erkennen. Und schätzen lernen! Wir müssen einfach das Wasser viel mehr und noch energischer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen!“

„Gibt es etwas ganz Spezielles, dass unsere vielen Leserinnen und Leser wissen sollten? Was wollen Sie den Leuten noch unbedingt mitgeben?“

„Da gibt es natürlich mehrere Sachen: Das Wichtigste ist, wir wollen höchste Qualität zu einem bezahlbaren Preis liefern. Schauen Sie mal auf die Energiepreise, was da abgeht! Da wurden so viele Fehler gemacht, das darf auf keinen Fall wiederholt werden. Das hat ja auch einen sozialen Faktor. Die Qualität und der Preis müssen stimmen, das ist eine wahnsinnig große Herausforderung, weil vieles auf uns zukommen wird, wie Starkregen oder Dürreperioden.

Ich halte ja auch meine Vorträge über den Wasser-Safety-Plan, und ich muss sagen, dass die Meisten die drohenden Gefahren noch nicht richtig einschätzen. Bei starker Trockenheit können manche Quellen versiegen, da muss wirklich jeder einzelne Versorger Überlegungen anstellen, wie die Versorgung weiter gewährleistet werden kann. Das ist wirklich wichtig.

Oder ein anderes Beispiel für die fehlende Nachhaltigkeit beim Wasser: Plastikflaschen. Wenn man mal im Supermarkt schaut, wie viele Leute Wasser aus Plastikflaschen kaufen, das ist wirklich traurig. Das Wasser aus der Flasche kostet für einen Kubikmeter Wasser ungefähr 300 – 500 Euro. Dann muss es ja noch transportiert werden, und die Leute müssen es heimschleppen. Alle schreien wegen den vielen LKWs auf den Straßen, aber dann kaufen sie Wasser, das mit dem LKW angeliefert wird. Da denke mir schon manchmal, wie blöd sind wir Menschen.

Bei uns im Zweckverband kostet ein Kubikmeter einen Euro. Es kann hier auch so günstig sein, weil wir einen Arteserbrunnen haben. Bei uns kommt das Wasser mit Druck aus der Quelle, wir brauchen kaum Pumpen. Das gibt es allerdings sehr selten.

Ich trinke immer schon Leitungswasser, zuhause direkt aus der Leitung,“ er macht mir gestenreich und wirklich lustig vor, wie er das Wasser aus dem Wasserhahn trinkt, „und hier in der Arbeit hab ich mein Halbeglas.“ In diesem Moment bekommt er von einem Kollegen Kaffee gebracht. „Jetzt ist es Zeit für veredeltes Wasser!“ lacht er fröhlich mit seiner Kaffeetasse in die Kamera.

Er erzählt mir davon, dass der Ruf des Leitungswassers lange Zeit ganz zu Unrecht sehr verbesserungswürdig war, über die hohe Qualität unseres bayerischen Wassers, darüber, wie wichtig die kommunale Daseinsvorsorge insgesamt ist. Und davon, wie schnell es gehen kann, dass auch mal ein Notfall eintritt. „Das haben wir ja jetzt mit Corona gesehen. Innerhalb von kürzester Zeit ist plötzlich die ganze Welt eine Andere! – Da sieht man mal, wie klein wir sind. So klein ist der Mensch.“ er hält Daumen und Zeigefinger in die Kamera. „Wir denken immer, wir können alles kontrollieren, aber in Wirklichkeit sind wir so klein!“

Er ist nicht nur ein Wasser-Enthusiast, sondern ein echter Philosoph. „Nein, ich bin doch nur ein normaler Handwerker.“, widerspricht er entschieden. Bescheidenheit ist auch so eine Eigenschaft, die mir überdurchschnittlich oft begegnet in der Wasserbranche.

Eine Frage hab ich jetzt noch am Ende unserer tollen Stunde, nämlich die, die alle unsere wunderbaren Interview-Partner*innen gestellt bekommen:

„Was ist denn eigentlich Ihr Lieblingsthema, wenn es um´s Wasser geht?“

„Da gibt es so viel…“ Er überlegt einen Moment. „Ich bin ein Mensch, der gern arbeitet. Deshalb ist mein Lieblingsspruch: Wo´s Wasser rinnt, de Oabat zurakimmt. Das ist das Faszinierende daran: Das geht immer weiter, das hört nie auf. Man muss immer mit Herzblut dabei sein. Man muss die Wasserversorgung lieben, man muss sie rocken, man muss a Freid´ dabei hom. Des is des, was schee is. Bei uns ist jeder Tag anders, es gibt nie zwei Mal den gleichen Arbeitstag für mich, und auch nicht für die Techniker draußen. Da steckt Herzblut drin. Das ist immer spannend!“

„Mei, lieber Herr Grösch, es ist so schade, dass wir schon am Ende unserer wirklich tollen Stunde angelangt sind! Vielen herzlichen Dank für die Zeit, und ich hoffe, wir können uns ganz bald mal wieder zum Interview treffen!“

„Ja klar können wir uns bald wieder treffen, sehr gerne! Für mich war es auch eine schöne Stunde, und die Zeit ist wirklich vergangen wie im Flug!“

Ja, das finde ich auch, und Sie, liebe Leserinnen und Leser, waren hoffentlich genau so gefesselt wie ich. Und vielleicht haben Sie ja auch, ganz wie ich, jetzt schon Lust auf eine Fortsetzung mit dem Herrn Grösch!

Bis ganz bald und herzliche Grüße vom Wasser-Info-Team Bayern e.V.

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