Heute schauen wir uns gemeinsam mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Stadtwerke Osterhofen an. Wir sind der Einladung von Reinhold Seidl, dem Werkleiter der Stadtwerke, und Thomas Horneck, dem Betriebsleiter der Wasserversorgung, gefolgt, die uns und unserem interessierten Publikum eine Führung durch ihre Stadtwerke angeboten haben. Das Angebot haben wir natürlich nur zu gerne angenommen und so standen wir an einem strahlend schönen Julitag vor den Pforten der Stadtwerke Osterhofen, wo wir von unseren beiden Gastgebern sehr herzlich empfangen wurden.
Schon der erste Eindruck beim Betreten der Eingangshalle ist überaus positiv. An einer Plakatwand wird über verschiedene Wasserthemen informiert, und in der Mitte hängt ein Poster mit der Aufschrift „Wasser ist Reichtum“. Ein äußerst schöner Slogan, wie wir finden.
Das Stadtwerke-Gebäude ist insgesamt sehr hübsch und ansprechend mit einem Treppenhaus in einer außergewöhnlichen Dreiecksform und Sichtdachstuhl aus hellem Holz. Den sieht man auch in den Büros. Die Büros wirken richtig wohnlich und gemütlich, nicht nur wegen des Holzdachstuhls, sondern auch wegen der Mansarde. Im Sommer wird es zwar ein bisschen warm dort unter dem Dach, aber alle Mitarbeiter*innen, denen wir begegnen, bestätigen uns, dass es sich trotz der zeitweisen Hitze in den Räumen hier im Betrieb sehr gut arbeiten lässt. Und der kleine Besprechungs- und Frühstücksraum ist dafür im Souterrain, da kann man immer mal eine kleine Pause für Kaffee und Abkühlung einlegen.
Direkt vom Frühstücksraum aus geht es vorbei an den Umkleiden und hinein in Lager- und Werkstattbereich. Dass hier fleißig gearbeitet wird, sehen wir sofort an einem Berg alter Wasserzähler. Das gehört halt mit zu den Hauptaufgaben eines Wasserversorgers: Zähler bei den Kunden zu tauschen. Übrigens haben die Stadtwerke Osterhofen aktuell noch keine Funkwasserzähler. Da wollte man lieber erstmal die etwas unsichere gesetzliche Lage abwarten, die sich ja inzwischen geklärt hat. Bald wird es also auch in Osterhofen die ersten elektronischen Wasserzähler geben. „Die Digitalisierung gehört einfach zu einem zukunftsfähigen Betrieb dazu. In allen Bereichen, egal ob es um Zähler und andere technische Neuerungen geht. Und natürlich auch in Verwaltung, Fortbildung oder Öffentlichkeitsarbeit schauen wir, dass wir immer up to date sind.“, erklärt Herr Seidl auf den ersten Schritten durch die Werkstatt. Die Stadtwerke Osterhofen haben übrigens auch einen Facebook-Account, der vom Chef höchstpersönlich betreut wird: Ein Blick und ein Like lohnen sich allemal.
In der Werkstatt fällt uns sofort das große mobile Notstromaggregat auf. „Das wird vorrangig auf Baustellen eingesetzt.“, erklärt Reinhold Seidl, „Neben dem hier haben wir noch zwei weitere Aggregate für die beiden Kläranlagen und ein mobiles für die Pumpwerke der Abwasserentsorgung, damit wir die auch bei Stromausfall oder dem gefürchteten Blackout weiter gewährleisten können. Abwasser fällt ja leider sogar in der Wasserwirtschaft immer ein bisschen hinten runter, dabei ist das für mich DIE kommunale Daseinsvorsoge schlechthin. Immerhin ist die Abwasserentsorgung einer der zentralen Bausteine für die gestiegene Lebenserwartung und die hohe Lebensqualität in unserer Zeit gegenüber früheren Generationen.“ Da müssen wir Reinhold Seidl uneingeschränkt recht geben. Wasserversorgung ist natürlich genauso wichtig, aber Abwasserentsorgung ist noch komplizierter und herausfordernder und leider noch weniger beachtet.
Das mobile Notromaggregat für die Pumpwerke ist vor allem deswegen so wichtig, weil es im Versorgungsgebiet sage und schreibe 50 Abwasserpumpwerke gibt! Die Region um Osterhofen ist sehr flach, da kann kaum natürliches Gefälle für den Transport des Abwassers genützt werden. Für die Wasserversorgung brauchen die Osterhofener keine Pumpwerke, da sie ans Netz des Fernversorgers Waldwasser angeschlossen sind.
Übrigens ist Osterhofen einer der größten Flächenversorger in ganz Bayern. „Unser gesamtes Gebiet ist ungefähr so groß wie der gesamte Hamburger Hafen.“, berichtet Reinhold Seidl, und Thomas Horneck fügt hinzu: „Wir haben hier an die 140 km Versorgungsleitungen im Boden, und 130 km Kanalnetz. Ihr könnt Euch vorstellen, wie viel Arbeit das ist, alle Leitungen immer in Schuss zu halten. Zum Glück helfen wir hier im Betrieb alle zusammen. Wenn es wirklich mal brennt, weil zum Beispiel ein großer Rohrbruch zu reparieren ist, kommen die Leute sogar aus dem Urlaub, um den Kollegen unter die Arme zu greifen.“ Das klingt wirklich nach einem richtig guten Betriebsklima, und diese Aussage bestätigt auch der auffallend freundliche Umgang der Mitarbeiterschaft untereinander und mit ihren Führungskräften.
Nach der Besichtigung der Geschäftsstelle, der Werkstatt und des Lagers setzen wir uns alle ins Auto und machen uns auf den Weg zum Wasserturm. Auf der kurzen Fahrt bekommen wir schon die ersten Infos über den sagenumwobenen Turm. Der wurde nämlich schon im Jahr 1908 vom damaligen Bürgermeister in Auftrag gegeben und war bis vor ganz Kurzem noch in Betrieb. Dazu aber gleich noch mehr.
Der Wasserturm ist ca. 40m hoch und ohne Übertreibung ein Bauwerk, das seinesgleichen sucht. Märchenhaft gelegen zwischen hohen Bäumen, im Schattenspiel der Sonnenstrahlen und des Blattwerks der Bäume gibt er ein richtig mystisches Bild ab. Die vielen kleinen Details, wie kleine Türmchen und Erkerchen, Ziergitter an den Fenstern im Erdgeschoss, und ein christlicher Spruch weit in der Höhe an der Außenmauer des Turms, lassen uns einfach nur staunen.
Das Innere des Turms ist nicht weniger beeindruckend. Im Erdgeschoss befindet sich ein zuckersüßes kleines Wassermuseum, wo vor allem Schulklassen in die verborgene Welt der Wasserversorgung eingeweiht werden. Hier gibt es Wasserzähler mit freigelegten Rädchen zum Drehen, Hydranten, verschiedene Rohre mit den unterschiedlichsten Bruchstellen zum Anfassen, und altes Werkzeug aus längst vergangener Zeit. Sogar eine alte Gemeindezeitung liegt als Zeitzeugnis in einem der alten Werkzeugkästen aus Holz. Ein sehr, sehr tolles kleines Museum!
Dann geht es die Treppen hoch – Stufe um Stufe, bis auf die obere Plattform. Ganz oben im Turm war bis vor Kurzem noch Wasser. Der Turm diente bis vor wenigen Wochen als Gegenbehälter zur Druckerhaltung und übernahm gleichzeitig eine Pufferfunktion. Bis ganz hinauf steigen wir nicht, aber der vorletzte Raum vor der Wasserkammer hat es in sich. Als Eyecatcher hat Reinhold Seidl an den Wänden des runden riesigen Raums blaue Beleuchtung anbringen lassen. Passend zur Wasserthematik. Als die beiden das blaue Licht einschalten, entfaltet sich die ganze Magie des märchenhaften Turms. Es ist einfach nur atemberaubend.
Dann steigen wir die Treppen wieder hinunter, bis in den Turmkeller. Hier laufen die Rohre zusammen, die bis vor Kurzem noch mit Wasser befüllt waren. Hier kommt nun der traurige Teil: Der Turm hätte saniert werden müssen, und die Kosten wären gewaltig gewesen. Daher musste man den in die Jahre gekommenen Turm vom Netz nehmen und durch moderne Alternativen ersetzen. Nur wenige Wochen vor unserem Besuch wurde der Schieber im Turm ein letztes Mal und für immer geschlossen. „Ein historischer Moment.“, betont Reinhold Seidl, und Thomas Horneck nickt zustimmend. „Das war wirklich emotional.“
Als wir den Märchenturm verlassen, sind wir alle ein bisschen nachdenklich. Wie die Jahrzehnte so verstreichen, wie sich Menschen, Technik, Umwelt und Umfeld verändern, wie die beiden Ortsteile Osterhofen und Altenmarkt zusammengewachsen sind, welche Auswirkungen zum Beispiel die dortige Landwirtschaft auf die regionale Wasserversorgung hat. Es gibt viele Themen, die uns Wasserer in diesen Tagen umtreiben.
Unsere Stimmung hellt sich aber schon nach wenigen Schritten wieder auf: Neben dem früheren Pumphäuschen in der Nähe des Turms hat die Gemeinde einen sehr niedlichen kleinen „Naherholungsort“ eingerichtet. Ein Spielplatz, ein Kneipp-Becken zum Reinsteigen und eins für die Arme laden Jung und Alt zum Verweilen ein. Wasser ist einfach das beste Element von allen, das betätigt sich hier einmal mehr auf eine ganz wunderbare Weise.
Nach unserem Ausflug sitzen wir noch sehr lange in der Teeküche zusammen. Wir ratschen über Wasser und Wasserversorgung, über Fortbildungen für die Mitarbeitenden, über die Herausforderungen der Zukunft wie Klimawandel und Turbolandwirtschaft. Als wir uns verabschieden, sind wir fast ein bisschen traurig – es war wirklich ein ganz zauberhafter Tag im malerischen Osterhofen!
Vielen Dank, dass wir da sein durften,
es war uns ein inneres Blumenpflücken mit Euch!