(Das Interview ist aus März 2021 – Markus Schmitz war Geschäftsführer des WIT von 2018 bis 2022 – vielen herzlichen Dank für die gute gemeinsame Zeit und die besten Wünsche für den weiteren weg, lieber Markus! Dein WIT)
Wir haben ein neues Interview für Sie, liebe Leserinnen und Leser!
Lernen Sie mit uns zusammen den erstaunlichen Markus Schmitz kennen. Vielgereister Wasserschützer, Familienmensch, und Visionär für die Zukunft unseres Wassers.
Viel Spaß beim Lesen, Staunen und vielleicht sogar der ein oder anderen Erkenntnis!
Hallo Herr Schmitz, danke, dass Sie sich Zeit nehmen für uns, damit unsere Leser:innen Sie, und damit auch das Wasser-Info-Team ein bisschen besser kennenlernen können.
„Das mach ich doch gerne, schön, dass das auch online so gut klappt!“ Markus Schmitz lächelt uns freundlich, ganz coronakonform, durch die Kamera an. Bei der Recherche im Vorfeld und in Gesprächen mit den anderen bayerischen „Wasser-Gurus“ (das Wort hat Raimund Neumeier von der Aktion Grundwasserschutz der Regierung von Niederbayern geprägt, und wir finden, der Herr Schmitz passt total in diese Reihe!) haben wir ausschließlich Gutes über ihn gehört. Als wir ihm diese Lobeshymnen überbringen, freut er sich sehr. „Das ist wirklich schön! Ich bin dankbar, dass mein Engagement so gut an-, und so positives Feedback zurückkommt.“
Was er uns heute gerne erzählen möchte?
„Eigentlich sind alle Themen rund ums Wasser wichtig. Mir persönlich liegt unser Trinkwasser als Lebensmittel Nummer Eins am meisten am Herzen. Ich komme aus der Lebensmittelbranche. Ich hab Lebensmitteltechnologie in Weihenstephan studiert, und hab dann bei Brandt in Landshut, bei den Schokonikoläusen und Schokohasen, also beim Lebensmittel Nummer 2“, er lacht herzlich, „also, da hab ich in der Qualitätssicherung gearbeitet. Es ist so, dass es bestimmte Qualitätsparameter bei jedem Produkt gibt. Um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten, müssen alle Zutaten und Rohstoffe hohen Anforderungen genügen. Später habe ich dann für die Firma Krones in der ganzen Welt in der Getränkeherstellung und -abfüllung gearbeitet. Das war eigentlich mein erster direkter Berührungspunkt mit dem Thema Wasser. Softdrinks müssen in der ganzen Welt gleich schmecken und dafür wird als Hauptzutat Wasser verwendet. Bei der Herstellung muss natürlich auch die Wasserqualität, zum Beispiel durch Aufbereitungsverfahren, genau geachtet werden.“
Auf seinen weltweiten Diensteinsätzen hat er die unterschiedlichsten Menschen und Kulturen kennengelernt, und er erzählt, wie er immer und überall freundlich aufgenommen wurde.
„Deshalb verstehe ich überhaupt nicht, warum es Kriege gibt. Ich bin so viel rumgekommen, und überall waren normale Menschen, die einfach nur in Frieden zusammenleben wollen.“
Eine besonders eindrucksvolle Erfahrung war seine Zeit in Mosambik. Dort herrschten 2010, als er dort war, die Brotunruhen. „Da habe ich Leute gesehen, die wirklich um jeden Tropfen Wasser und jeden Happen Essen froh waren. Die keine medizinische Versorgung hatten, und bitter arm waren. Im Moment haben wir hier in Deutschland wirklich außergewöhnliche Zeiten, aber man muss trotz allem sagen, dass es uns hier, mit unserem Lebensstandard wirklich gut geht.
Um wieder auf das Thema Wasser zu kommen: In Mosambik war es so, dass es nur aufbereitetes Flaschenwasser als Trinkwasser gab. Man konnte sich mit dem Leitungswasser dort nicht mal die Zähne putzen. Und bei uns kommt aus dem Wasserhahn ein ganz hervorragendes Lebensmittel ohne Chlor, das finde ich immer wieder bemerkenswert. In der Zeit, als ich so viel in der Welt unterwegs war, hab immer, wenn ich am Flughafen in München angekommen bin, gleich einen Liter Wasser direkt aus dem Hahn getrunken, weil ich mich so über unser gutes Wasser hier gefreut habe. Wir nehmen das hier viel zu selbstverständlich. Dabei ist wirklich jeder Tropfen kostbar.“
Er betont jedes Wort, und man spürt so deutlich, dass er alles, was er sagt, auch wirklich aus tiefem Herzen genau so meint.
Der Umgang mit dem Wasser zog sich dann weiter durch sein Leben wie ein roter Faden, und seit 2014 ist er als Werkleiter für drei kommunale Zweckverbände zur Wasserversorgung für insgesamt vierundzwanzig Mitgliedsgemeinden in den Landkreisen Landshut, Dingolfing-Landau und Rottal-Inn tätig.
„Ich, genau wie meine engagierten Kollegen in den Wasserwerken und Wasserzweckverbänden, wollen einfach schauen, dass wir für unsere Kinder und Kindeskinder das gleiche Wasser von der gleichen Qualität, wie wir es noch aus unserer Kindheit kennen, bewahren können. Wir wollen es unseren Bürgerinnen und Bürgern so natürlich wie möglich zur Verfügung stellen. Das ist unsere Mission.“
Was ihm im Leben noch am allerwichtigsten ist, ist seine Familie. „Meine Frau und meine Kinder, meine Familie, das ist mein Halt. Sei geben mir die Stärke, damit ich alle meine und unsere Herausforderungen im Leben meistern kann. Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne sie tun würde.“
Ein Familienmensch mit einem großen Herz für das Leben, das ist der Markus Schmitz. Wir stellen fest, die Lobeshymnen der anderen Wasser-Experten waren nicht übertrieben!
Sein aktuellstes Projekt ist die Suche nach einer trinkwassersparenden Möglichkeit der Gemüsebewässerung rund um den Vilstal-Stausee. In der Gegend wird viel Gemüse angebaut, und das muss einfach sehr stark bewässert werden. Im Moment wird das meistens mit Grundwasser gemacht. Markus Schmitz denkt mit ebenso passionierten Wasserschützern darüber nach, das Regenwasser oder Schmelzwasser, das sich im Stausee bei entsprechender Witterung ansammelt, zu speichern, und zu den Anbauflächen zu transportieren.
„Das Wasser, das wir so gut auf den Feldern brauchen könnten, ist jetzt schon im Schwarzen Meer.“ Sagt er bedauernd. „Mit dem Projekt könnte man sowohl Wassersparen, als auch die Landwirte finanziell entlasten. Das wäre eine Win-Win-Situation.“ Herr Schmitz denkt immer lösungsorientiert, und versucht, nicht nur beim Thema Wasser, allen so gut es geht, gerecht zu werden. Er setzt auf das WIR.
„Ich möchte ganz deutlich sagen, dass wir alle, als gesamte Weltbevölkerung, in einem Boot sitzen. Die Herausforderungen der Zukunft können wir nur gemeinsam lösen. Wir müssen das im Großen, von der Politik her, genauso anpacken wie im Kleinen.“
Und er fügt hinzu: „Wenn ich die Grundwasserstände, auch in den tieferen Schichten, anschaue, das ist eiszeitliches Wasser, das seit tausenden von Jahren da ist, werde ich ein bisschen ängstlich. Ich bin wirklich kein ängstlicher Typ, aber man muss da wirklich aufpassen. Unser Wasser ist ein Schatz und bleibt ein Schatz, wertvoller als Gold.“
Aber er bleibt auch da positiv und lösungsorientiert. Es ist gerade wirklich ein Wandel wahrzunehmen in unserer Gesellschaft, und vielleicht sind wir, die Wasserversorger, Vereine, Zweckverbände, und auch wir vom WIT zusammen mit unserem wunderbaren „Chef“ auch Pioniere auf dem Gebiet.
„Wenn die Natur nur ein bisschen verschnaufen darf, sieht man, wie schnell Wunden heilen, die der Umwelt zugefügt worden sind. Es richtet sich so vieles wieder ein, wenn man es nur ein bisschen in Ruhe lässt.“
Auch das ist Markus Schmitz – ein, zum Glück, unverbesserlicher Optimist!
Lieber Herr Schmitz, vielen Dank für Ihre Zeit und das wunderbare Gespräch!
Wir hoffen, dass unsere Leser:innen genau so viel Freude gemacht hat wie uns, und dass Sie uns beim WIT noch lange erhalten bleiben.
Danke für alles,
Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.
PS: Eine kleine Anmerkung der Interviewerin in eigener Sache. Das Interview hat mich so berührt, dass ich seitdem noch viel achtsamer mit unserem Leitungswasser umgehe!