„Wir sind keine Helden, wir wollen einfach helfen.“ – WIT-Interview mit Michael Deininger, technischer Leiter des Wasserwerks Dießen am Ammersee und ehrenamtlicher Lebensretter

(Das Interview führte wie gewohnt Wasser-Bloggerin Katrin Zwickl)

„Hi lieber Michael, herzlich willkommen zum WIT-Interview und vielen Dank, dass Du Dir für uns Zeit nimmst! Normalerweise ist die erste Frage ja immer, worüber wir heute reden wollen – das ist heute anders. Wir plaudern ja heute nicht über´s Wasser im Allgemeinen, sondern über Deine Heldentaten. Ich weiß, dass Du das nicht magst, wenn jemand Deine Auslandseinsätze als Heldentaten bezeichnet, aber ich finde, das ist die einzig richtige Bezeichnung. Und damit sind wir ja eigentlich schon mitten im Thema!“

„Boah, das hört sich irgendwie nicht so richtig gut an – ich würde vorschlagen, wir reden über meine Freizeitbeschäftigung!“, antwortet der passionierte Wasserexperte verschmitzt.

Wir haben Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ja schon öfter über die in der Wasserwirtschaft offenbar überproportional häufig auftretende Charaktereigenschaft der Bescheidenheit berichtet – auf den Michael Deininger trifft dieses Attribut ebenfalls bestens zu. Und wenn Sie gleich lesen, was er schon alles geleistet hat, werden Sie uns ganz sicher zustimmen.

Michael ist ehrenamtlich beim THW tätig, und hat auch schon über andere Kooperationen in der ganzen Welt mitgeholfen, Wasser- und Notwasserversorgungen aufzubauen.

„Na dann reden wir eben über Deine Freizeitbeschäftigung – auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, dass Heldentaten genau die richtige Bezeichnung ist.“, ich lächle und bleibe hartnäckig, „Du hast ja letztens auf einer Veranstaltung der Wasserwerksnachbarschaften über zwei Deiner Einsätze berichtet – ich hab dabei geweint.“

„Wirklich? Das hab ich gar nicht gesehen!“, antwortet er überrascht.

„Doch, ich hatte wirklich Tränen in den Augen und hab dauernd geschnieft. Deine Präsentationen und Geschichten gehen einem tief unter die Haut.“

„Ja, mir auch. Das kann einen schon ganz schön mitnehmen, auch noch in der Zeit nach den Einsätzen.“

„Wie lang bist Du eigentlich immer unterwegs auf Deinen Auslandseinsätzen?“

„Meistens so zwischen 10 Tagen und drei Wochen, mehr geht beruflich bei mir nicht. In Haiti waren es 10 Tage. Da war ich Erkunder, aufgrund der physischen und psychischen Belastung ist da die Zeit immer ein bisschen kürzer. Die Teams, die danach kommen bleiben meistens so zwischen zwei und drei Wochen.

Normalerweise gibt es bei den Einsätzen des THWs verschiedene Teams: Das erste Team ist das Erkundungs-Team. Das kennt die Situation noch gar nicht, muss die Lage beurteilen und die Erstkoordination machen. Das ist eine sehr hohe Belastung, je schlimmer die Krise, desto dramatischer sind die Szenen, die sich abspielen.

Unsere Einheit ist ja zuständig für die Notwasser- und die Wasserversorgung in Krisengebieten, also suchen wir gezielt nach Quellen und nach geeigneten Standorten für die Wasserversorgung der Bevölkerung, wir begutachten die Leitungssysteme, oder eben das, was davon übrig ist, und organisieren die ersten Schritte.

Danach kommt das Team eins. Das bleibt maximal drei Wochen und baut die Aufbereitungsanlage(n) auf. Falls alles läuft, und die Anlage steht, dann könnten die auch länger bleiben. Das wäre eigentlich besser fürs Team und auch vor Ort, aber oft geht das nicht aufgrund beruflicher Verpflichtungen zuhause.

Danach kommt Team zwei, wie lange die bleiben, und was genau deren Aufgabe ist – ob Abbau der Anlagen und wieder mit nach Deutschland nehmen, oder Übergabe an örtliche Institutionen, das entscheidet sich im Einzelfall.“

„Bist Du eigentlich nur für´s THW unterwegs?“

„Nicht nur. Ich war für´s THW unterwegs und für unsere Klimapartnerschaft zwischen der Gemeinde Schondorf und der kolumbianischen Gemeinde Porto Leguízamo. Beim THW bin ich in der SEEWA, der schellen Wasserversorgung vor Ort im Ausland. Die untersteht dem Innenministerium, ist also eine „GO“, im Gegensatz zu einer „NGO“. Eine Gouvernment Organisation kann nur rausgehen, wenn ein internationales Hilfeersuchen vorliegt.

Im Fall von Haiti lag zum Beispiel ein solches Ersuchen vor, da konnte die Regierung dann die SEWA rausschicken.“  

„Weißt Du was? Wir fangen jetzt einfach mal von vorne an. Wie bist Du eigentlich dazu gekommen, Auslandseinsätze zu machen, und wo warst Du schon überall?“

„Von vorne?“, lacht Michael, „Das ist schon eine ganze Zeit her! 1998/99 hab ich die Meisterausbildung in Rosenheim gemacht. Da hatten wir einen Wassermeister als Ausbilder, der immer gesagt hat: Ihr könnt so viel, da kann man richtig was tun und was bewirken.

Ich hab mir dann das THW in Starnberg angeschaut. Davor war ich schon jahrelang bei der Feuerwehr, und hab mir gedacht, ich wechsel jetzt mal die Farben von rot auf blau. Da gab es dann eine Grundausbildung, danach bin ich Fachhelfer geworden, und nachdem ich fertig war, gab es die Zusammenstellung der SEWA. Da konnte man sich richtig bewerben, und aufgrund meiner Tätigkeit als technischer Leiter im Wasserwerk bin ich dann im April 2004 zur SEEWA gekommen.

Der erste Einsatz hat dann nicht lange auf sich warten lassen. Das war der Tsunami an Weihnachten 2004. Mit der SEEWA sind wir nach Sri Lanka geflogen, dort haben wir Brunnen gesäubert, Wasseraufbereitungsanlagen aufgebaut, Wasserleitungen repariert, ein Krankenhaus mit Trinkwasser versorgt, solche Sachen. Da war ja alles kaputt und die Not war groß. Das war mein erster Einsatz.“

„Da warst Du ja mitten drin in der Zerstörung….“, sage ich nachdenklich.

„Ja, das stimmt. Da war ich in Team zwei. Am 3. Januar sind wir abgeflogen, hatten an Tag eins direkt die Übergabe und haben dann sofort losgelegt. Das war schon relativ knackig: Wir sind mit einem Transporter von München nach Frankfurt, von da aus über verschiedene Zwischenstopps nach Sri Lanka. Das hat insgesamt fast 48 Stunden gedauert. Vor Ort gab es dann sofort das erste Problem. Da ist eine Rohwasserquelle salzig geworden, aus der anfangs das Trinkwasser für die Notwasserversorgung gewonnen worden war. Also haben wir noch am Anreisetag die komplette Anlage abgebaut und einen neuen Standort gesucht. Da haben wir bis in der Nacht gearbeitet und am nächsten Tag sind wir um 5 aufgestanden und haben weitergemacht. So war der ganze Einsatz, da hat sich ein gewaltiges Schlafdefizit aufgebaut.“

„Habt Ihr eigentlich sowas wie eine Packliste?“

„Ja, so eine haben wir. Und im Laufe der Zeit verfeinert sich das noch. Bei mir war es irgendwann so, dass ich auch mit Militärmaschinen fliegen musste, und da darf man maximal 15 kg Gepäck haben. Das hab ich dann alles genau abgewogen und aufgeschrieben. Und manchmal muss es auch sehr schnell gehen. Ich brauch mittlerweile 10 Minuten für´s Packen.“

„Das versteh ich, Eure Einsätze kann man schlecht im Voraus planen.“

„Ja, das stimmt. Das sagt ja schon unser Name – wir sind sehr schnell, wenn es losgeht. Auch bei den Sachen, die wir vom THW aus mitnehmen müssen, haben wir verschiedene Module, die immer einsatzbereit sind. Wir haben zum Teil Abrückzeiten von 4 bis 8 Stunden.“

„Das ist krass. Und Deine Family macht das alles mit und ist stolz auf Dich?“

„Naja, stolz – natürlich spreche ich mit mich immer mit meiner Familie ab. Aber sie wissen auch, dass ich daheim wie ein Tiger rumlaufen würde, wenn sie mich nicht gehen lassen würden. Und wir sind ja auch nicht in Kriegsgebieten unterwegs. Also, ich würde jetzt nicht mit meiner Familie dahin in Urlaub fliegen, wo wir Einsätze haben, und es ist auch manchmal ganz gut, dass die nicht ad hoc immer alles mitbekommen, was in den Krisengebieten passiert, aber wir achten schon sehr auf Sicherheit, wenn wir im Ausland unterwegs sind.

Haiti war mein vierter oder fünfter Einsatz, da hat das THW jeden Tag bei mir daheim angerufen und durchgegeben, dass alles in Ordnung ist. Meine Frau hat in der Zeit bewusst wenig ferngesehen, und dachte, das ist einfach ein übermotivierter Mitarbeiter, der so oft anruft. Der hat dann immer gesagt, es ist schlimm, aber es geht schon. Im Nachhinein ist ihr dann aufgefallen, dass die Anrufe wohl berechtigt waren. In Haiti war es wirklich schlimm – so eine Zerstörung in einem der ärmsten Länder der Welt. Der Tsunami war schon furchtbar, da sind um die 230 Tausend Menschen ums Leben gekommen. Aber die waren verteilt über mehrere Länder. In Haiti waren es genauso viele Todesopfer – aber in einem Land mit knapp 12 Millionen Einwohnern.“

„Krass. Wie furchtbar.“

„Ja. Wirklich. Bald danach gab es vor Sumatra ein starkes Nachbeben mit einer Stärke von 8,0 auf der Richterskala. Das hat eine komplette Insel 1,5 Meter aus dem Wasser gehoben. Die Anreise war spannend, auf die Insel kommt man nämlich nur mit Militär oder Polizeifliegern. Da war ich Einsatzleiter von Team zwei. Eigentlich waren wir nur vor Ort, um unsere THW-Anlagen abzubauen und deren Abtransport nach Deutschland zu organisieren. Aber das Militär hatte schon einen Zaun um die Anlagen gebaut und wollten die Sachen ganz offensichtlich behalten. Das war ein komisches Gefühl für mich, eine schwierige Konfliktsituation. Also haben wir erstmal die Anlagen weiterbetrieben. Da hatten wir dann Probleme mit dem ph-Wert, der sich dauernd geändert hat und weitere Probleme – da haben die Militärs dann gesehen, dass sie das mit unserer Aufbereitungsanlage gar nicht alleine schaffen würden. Zum Glück gab es dann ein Anschlussprojekt der EU und ein weiteres Team. Das ging dann über ein Jahr weiter, von der Einsatzphase in die Projektphase.

Bei dem Einsatz hab ich auch mein stärkstes Erdbeben erlebt. Beim Abendessen hat es uns sauber durchgeschüttelt, und das Lagezentrum hat uns sofort angerufen und eine Tsunamiwarnung durchgegeben. Da hieß es, in 20 Minuten könnte ein Tsunami auf die Insel aufschlagen, wir sollen so schnell wie möglich zusammenpacken und uns auf dem höchsten Punkt in Sicherheit bringen. Das haben wir natürlich sofort gemacht. Als nach einer Stunde noch nichts passiert ist, sind wir wieder runter ins Lager.“

„Oh Gott, wenn Deine Frau dieses Interview liest, kriegt sie im Nachhinein noch einen Herzinfarkt.“

„Die weiß das inzwischen alles.“

„Krass. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Die Menschen vom THW sind eindeutig Helden.“

„Joaaaa….“ Michael kann sich mit dem Wort nicht anfreunden. Sie sind Helfer in der Not, weil sie etwas können, womit man eben schnell helfen und Leben retten kann. Wasser ist nun mal Leben.

Im Laufe seiner vielen Einsätze hat er sich übrigens wenig überraschend diverse Blessuren zugezogen: Eine Einblutung ins Mittelohr, weil er wegen einer Erkältung im Militärflieger keinen Druckausgleich machen konnte, diverse Lebensmittelvergiftungen, Insektenstiche und Spinnenbisse bei den Einsätzen im Urwald.

„Meine Frau sagt, ich werde mit den Jahren immer fleckiger!“, gibt er lachend zu.

Dann wird er sofort wieder ernst, als er von seinem Einsatz in Pakistan erzählt. „Da war ich 2005, das war der dritte in dem Jahr. Da waren meine Kinder noch klein, und mein Sohn hat schon nach dem zweiten Mal gesagt, gell Papa, jetzt gehst Du nicht mehr so schnell raus. Und ich hab gesagt, nein, heuer kommt nichts mehr. Und dann gab es das Erdbeben in Pakistan in der Region Kashmir, also bin ich das dritte Mal in diesem Jahr ausgerückt.

In der Nähe des Epizentrums, in Balakot, hatten wir zusammen mit der Bundeswehr einen Stützpunkt, von dem aus unser fünfköpfiges THW-Team Ärzte und Überlebende mit Wasser versorgt hat. Es gab viele Tote, und wir waren beim Aufstellen der Aufbereitungsanlagen auch in Militärbegleitung unterwegs. Da waren Schweizer dabei, US-Amerikaner, und pakistanische Einheiten. Das war insgesamt… wie soll ich sagen….. sehr schwierig. Es gab immer wieder Missverständnisse und grade mit den einheimischen Behörden war die Zusammenarbeit oft sehr problematisch.

Nach diesem Jahr war eine Zeit lang Pause. 2007 waren wir dann in Ghana, wo es eine massive Überschwemmung und ein entsprechendes internationales Hilfeersuchen gab. Das war bei Weitem nicht so schlimm wie die anderen Einsätze – da haben wir „nur“ die von der Überschwemmung verdreckten Brunnen gereinigt. Da war die Belastung eher eine körperliche, weil es sehr heiß war, und wir wie immer unsere THW-Schutzkleidung getragen haben.

Dann war wieder ein paar Jahre Pause, und 2010 kam dann Haiti. Haiti war relativ schnell – da bin ich in der Früh angerufen worden, und um 14 Uhr war Abflug in Frankfurt. Auch hier war alles wieder sehr kompliziert, die geplante Flugroute konnte nicht eingehalten werden, weil der Flughafen in Port-au-Prince gesperrt war. Dann sind wir mit Unterstützung der Deutschen Botschaft über die grüne Grenze nach Haiti eingereist, und haben dort das volle Ausmaß der Zerstörung gesehen. Ich war im Erkundungsteam, also hab ich versucht, die Lage erstmal einzuschätzen. Wo wird Wasser gebraucht? Wo können wir aufbereiten? Wie bekommen wir das Wasser zu den Menschen?

Wir haben so schnell wie möglich die Aufbereitungsanlage aufgebaut und das Wasser mit Tankfahrzeugen zur Bevölkerung gebracht. Bei der Erkundung hab ich das Geschäftsgebäude der örtlichen Aufbereitungsanlage gefunden, das haben wir dann als Standort für unsere Anlagen ausgewählt. Anfänglich war unser Team in Zelten im Garten der deutschen Botschaft untergebracht, später ist dann das Team zur Aufbereitungsanlage umgezogen.

Da ich im Erkundungsteam war, bin ich nur 10 Tage in Haiti geblieben, weil die physische und psychische Belastung in dem Team die größte ist. Als schon nach sehr kurzer Zeit feststand, wie große das Schadensereignis ist, wurde direkt nach uns bereits ein weiteres Team entsendet.“

„Mir fehlen die Worte.“

„Ja… versteh ich. Du musst Dir ja auch überlegen, wie viele Verletzte gibt es neben den vielen Toten, es gibt keine Krankenhäuser, keine Infrastruktur, kein Wasser, keine Lebensmittel. Es gab Plünderungen und immer wieder Schüsse. Die Ärzte ohne Grenzen haben Zelte auf der Straße aufgestellt und haben da die Leute notdürftig versorgt. Das Ausmaß war vorher nicht absehbar.“

Ich höre gebannt zu, und sogar jetzt, wenn ich die Geschichte aufschreibe, jagt es mir einen Schauer nach dem Anderen über den Rücken.

„Wie erholst Du Dich nach sowas?“, frage ich bestürzt.

„In der Regel bin ich einen Tag daheim, schlaf mich aus und dann geh ich direkt wieder in die Arbeit. Natürlich denkt man noch oft dran und ist in Kontakt mit den Kollegen vor Ort. Manchmal wollen die was wissen, oder man fragt selber nach. Da ist man gedanklich immer noch mit dabei.

Und ansonsten ist es einfach die Zeit. Wir haben natürlich psychologische Betreuung, und teilweise ist das nicht nur ein Angebot, sondern verpflichtend. Und dann hast du auch eine Telefonnummer, die du im Notfall anrufen kannst. Der Vorteil in unserer Einheit ist, dass wir teils seit Jahren befreundet sind. Da gibt es dann eine Schlussbesprechung, bei jeder erzählen kann. Und dann gibt es schon im Einsatz jeden Abend ein Feierabend-Bier zum Runterkommen. Das ist eine sehr freundschaftliche Ebene, wo man schon vor Ort viel ver- und bearbeiten kann mit den Leuten, die das gleiche durchmachen. Das schützt auch das Umfeld daheim, weil man in der Teamstruktur viele Möglichkeiten der Verarbeitung hat.“

Es gab noch viele weitere Einsätze, von denen Michael berichten könnte, aber zwei davon sind noch ganz besonders erzählenswert. (Vielleicht schreiben wir auch irgendwann ein Buch zusammen.)

Der eine war 2013 auf den Philippinen, nach dem stärksten Taifun, der überhaupt jemals gemessen wurde.

„Da war ich technischer Leiter von Team eins. Nach dem Erkundungsteam sind wir zusammen mit dem Roten Kreuz und 80 Tonnen Hilfsgütern ins Katastrophengebiet geflogen. Es war eine extrem lange Anflugzeit ohne Ruhepausen. Vor Ort haben wir dann sofort mit der Entladung der Maschinen angefangen. Während das Team drei gemietete LKWs beladen hat, haben wir zu dritt schon erkundet, und sind kurz darauf mit allen zusammen Richtung Norden gefahren zur Insel Bantayan. Dort leben ca. 120.000 Menschen und es gab nur noch einen einzigen winzigen Brunnen. Auf der Insel haben wir dann unsere Wasseraufbereitungsanlage aufgebaut, und so hatten die Inselbewohner zumindest eine Notwasserversorgung. Am Rathaus von Santa Fe haben wir dann zusammen mit anderen Hilfsorganisationen die Menschen informiert, an welchen Stellen sie sich Wasser abholen können. Wir haben Falttanks aufgebaut und haben sie über Tanklaster befüllt. Auf Bantayan gibt es in jeder kleinen Ortschaft ein kleines Zentrum mit einer Art Bühne – da haben wir die Tanks drauf platziert, und am Boden Notwasserhähne installiert. Das Gefälle hat dann gereicht, um ausreichend Druck auf den Hähnen zu haben.

Das haben wir in Team eins gemacht. Team zwei hat dann weitere Aufbauarbeit geleistet, und die Anlagen wurden schließlich auch vor Ort belassen.

Das war eigentlich mein letzter THW-Einsatz, dann ging´s ohne THW weiter, nämlich in Zuge der Klimapartnerschaft unserer Gemeinde Schondorf mit der kolumbianischen Gemeinde Porto Leguízamo, die seit 2016 besteht. Wasser ist ein großes Thema, daher mussten wir fast schon davon ausgehen, dass in unserer Partnergemeinde wahrscheinlich ein Wasserproblem besteht. Also haben wir von der Gemeinde Schondorf – da bin ich Gemeinderat – einen Antrag gestellt, ob wir der Partnergemeinde bei ihrer Wasserversorgung helfen dürfen. Das Koordinationsteam waren dann drei Leute: Die Stefanie Windhaus, eine Gemeinderats-Kollegin die sehr gut spanisch spricht, der Bürgermeister und ich. So ist das dann zustande gekommen, und kurz darauf bin ich das erste Mal nach Kolumbien geflogen. Insgesamt waren wir drei Mal da, haben der Bevölkerung beigebracht, Brunnen zu bauen, und eine Wasserversorgung in Porto Leguízamo aufgebaut. Zusammen mit Wolfgang Buchner haben wir dann nach Beendigung des Projekts den Versuch gestartet, eine Brunnengalerie zu bauen, um die nötige Wassermenge für den Hauptort fördern zu können. Und wir haben das mit einiger Anstrengung und wirklich minimalem Technikeinsatz geschafft – die Bewohner von Porto Leguízamo haben heute sauberes Trinkwasser. Finanziert wurde das alles über einen sehr engagierten Schondorfer Bürger, der aber bis heute lieber anonym bleiben möchte, und dem Verein EMAS“.

Brunnenbohren mitten im kolumbianischen Dschungel mit großem Krafteinsatz und einfachsten technischen Mitteln – das hinterlässt Spuren!

„Also Michael, ich kann Dir nur sagen: Du und Deine Kolleg/innen vom THW und den anderen Hilfsorganisationen, Ihr seid wirklich Helden, auch wenn Ihr das nicht gerne hört. Ich bin tief berührt und beeindruckt.

Das war jetzt ein sehr langes, sehr schönes Interview – gibt´s denn zum Abschluss etwas, das Du unseren Leserinnen und Lesern gerne ganz persönlich mit auf den Weg geben möchtest?“

Michael Deininger denkt kurz nach: „Man muss sich trotz allem immer wieder bewusst manchen, dass wir hier in Deutschland auf der Sonnenseite des Lebens sind. Trotz Corona und Krieg sollte man sich überlegen, wie vielen Milliarden Menschen es nicht so gut geht. Vielleicht kann ja der ein oder andere was tun, um den Menschen ein bisschen ein schöneres Leben zu verschaffen.“

Hach, was für ein schönes Schlusswort!

Lieber Michael, nochmal ein großes Dankeschön für das Interview, bis ganz bald, und viele liebe Grüße an Deine Familie und ins Wasserwerk Dießen!

Dein Wasser-Info-Team Bayern e.V.

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