
-> Das Interview führte wie gewohnt Katrin Zwickl, Wasser-Bloggerin des Wasser-Info-Teams Bayern e.V., ebenfalls wie gewohnt per Videokonferenz.
Für einen großen Teil der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern stehen aktuell die Erntearbeiten vor dem Hoftor, und wenn die abgeschlossen sind, bleibt oft der „nackerte Boden“ auf den Feldern zurück. Das ist natürlich nicht optimal für den Boden und den Landschaftswasserhaushalt und bedarf, gerade in Zeiten von Klimawandel mit stark veränderten Niederschlägen wie Starkregenereignissen und längeren Trockenperioden, neuer innovativer Lösungen. Also hab ich mich kürzlich mit zwei Agrarprofis, nämlich mit Maria Stemmer, Referentin für Umweltfragen im Bayerischen Bauernverband, und Simon Wiblishauser, Berater des Bioland Erzeugerrings Bayern e.V. und Betriebsbegleiter im HumusKlimaNetz getroffen, um mit ihnen über Wasser- und Bodenschutz in der Landwirtschaft durch Zwischenfruchtkultivierung und Untersaaten zu sprechen.
Heute gibt´s wieder Edutainment at it´s best, liebe Leserinnen und Leser! Viel Spaß und gute Erkenntnisse mit dem neuesten WIT-Interview:
„Hallo Frau Stemmer und hallo Herr Wiblishauser, herzlich willkommen zum Online-Interview, ich freu mich sehr, dass Sie sich heute für uns Zeit genommen haben! Vielen Dank dafür. Worüber wollen wir heute sprechen?“
Maria Stemmer: „Der Dank ist ganz unsererseits – schön, dass wir hier sein dürfen. Ja, worüber wollen wir heute reden? Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Letztendlich geht es darum, wie wir es im Ackerbau schaffen können, das Wasser in der Fläche zu halten, so dass es im Boden bleibt und nicht verloren geht in den Sommermonaten. Aber das ist wirklich sprichwörtlich ein weites Feld. Deshalb wollte ich auch gerne einen Praktiker dabei haben beim Interview. Ich bin eher Theoretikerin, da ist als Ergänzung ein guter Berater Gold wert, der die Umsetzung draußen in den Betrieben kennt.“
Simon Wiblishauser: „Auch von meiner Seite herzlichen Dank für die Einladung – ich freu mich auch sehr, in der Runde dabei sein und über diesen wichtigen Themenkomplex Wasser und Boden sprechen zu dürfen. Ich bin Betriebsbegleiter im HumusKlimaNetz, das ist ein vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördertes Modell- und Demonstrationsvorhaben, das nicht so sehr auf Wasser, sondern auf Humusaufbau fokussiert ist. Aber Humus kann ja Wasser aufnehmen und abgeben und wir setzen den Humusaufbau mit Hilfe von Zwischenfrüchten um. Und auch die Zwischenfrüchte selbst können Wasser speichern und es so zum Beispiel vor Verdunstung schützen.“
„Und schon sind wir mitten im Thema. Zwischenfrüchte sind ein perfektes Beispiel dafür, dass Boden und Wasser ganz direkt zusammenhängen. Man kann das eine eigentlich gar nicht mehr ohne das andere denken. Und ich für mich hab das Gefühl, dass diese Zusammenhänge erst in den letzten Jahren verstärkt beachtet werden.“
Simon Wiblishauser: „Das stimmt, es gibt so viele Zusammenhänge und verschiedenste Möglichkeiten – und daher auch tausend Stellschrauben, an denen man drehen kann. Eine der großen Fragen, die sich dann natürlich stellt, ist: Wo fangen wir an?“
Maria Stemmer: „Und eine weitere wichtige Frage ist: Wie kriegt man die Theorie auf den Boden? Nur weil man neue Erkenntnisse hat, heißt das noch nicht, dass die alle sofort umgesetzt werden können. Und was fast am wichtigsten ist: Wie schaffen wir es, die Menschen mitzunehmen?“
„Ja, stimmt. Landwirtschaft und Wasserwirtschaft sind nicht das Silicon Valley, wo man alles sofort einfach über den Haufen werfen und von heute auf morgen ganz schnell alles anders machen kann. Das sind Sektoren, wo Veränderung langsam vonstattengeht und ihre Zeit braucht. Wasser und Boden haben ein langes Gedächtnis…“
Simon Wiblishauser: „…und lange Produktionszyklen. In der Landwirtschaft geht ein Produktionszyklus ein Jahr lang. Wir haben da nicht so viele Möglichkeiten, zu experimentieren. Und wir müssen ja auch davon leben. Wir müssen ohnehin schon knapp kalkulieren aufgrund hoher Rohstoffpreise, da können wir Landwirte uns keine Experimente erlauben, die am Ende den Ertrag schmälern oder vielleicht sogar gar nicht funktionieren. Aber jede Generation lernt Neues, und als Berater in der Biolandberatung darf ich auch dazu beitragen, dass neues Wissen Einzug in den Betrieben hält. Ich bringe den Landwirten und Landwirtinnen nahe, was da im Boden passiert, und ich empfehle immer, auch mal von der Maschine abzusteigen und den Boden mit den Sinnen zu erfahren, also anfassen, riechen, ihn wahrnehmen, mit dem Boden interagieren. Nur wenn der Boden gut ist, geht es auch den Pflanzen gut. Und Bildung macht Veränderung.“
„Der Satz gefällt mir ausgesprochen gut. Das ist ja auch das satzungsgemäß erklärte Ziel unseres Vereins, die Bildung zu fördern.“
Maria Stemmer: „Wenn wir über langsame Veränderungen sprechen, muss man auch zum Beispiel die Investitionszyklen bedenken. Wir haben jahrzehntelang mit den etablierten Systemen gut gearbeitet, so wurde beraten, so wurde gelehrt und verkauft. Aktuell verändert sich vieles, und in so einer Zeit der Veränderung gibt es eben die, die vorangehen, die zum Beispiel den Fokus auf regenerative Landwirtschaft legen, und die, die sich das erstmal anschauen. Da muss man Ängste und Vorbehalte abbauen und Positivbeispiele schaffen, wie zum Beispiel das HumusKlimaNetz.“
Simon Wiblishauser: „Außerdem hat jede Medaille immer zwei Seiten. Nehmen wir das Beispiel Nitrat. Ich bin Biolandwirt, wir verzichten auf chemische Substanzen – aber das kann das Nitrat erhöhen. Die Landwirtschaft ist insgesamt sehr stark betriebswirtschaftlich gedrillt und monetarisiert, und ich bin der Überzeugung, wir müssen da gemeinsam was anpacken. Nur so können wir Veränderungen gut umsetzen. Das ist aber jetzt alles sehr politisch und wir wollten ja darüber reden, wie mittels Zwischenfrüchten das Wasser im Boden und in der Landschaft gehalten werden kann.“
„Das stimmt – aber wenn es um Landwirtschaft und Wasser geht, ist auch irgendwie alles politisch. Das sind heiße Eisen, über die wir hier grade sprechen. Aber ja, lassen Sie uns zum eigentlichen Thema unseres Treffens zurückkehren.“
Maria Stemmer: „Schon allein am Verlauf unseres Gesprächs sieht man ja die ganze Komplexität der gesamten Fragestellung. Es ist nicht einfach – es ist politisch nicht einfach, es ist gesamtgesellschaftlich nicht einfach, es ist auch auf der Fläche nicht einfach. Aber es gibt gute Ansätze, und die besten Ideen sind ja immer die, die keine zusätzliche Vergütung in Form von komplizierten Förderungen benötigen, für die man nicht rechnen muss, und die einfach gut funktionieren. Sollen wir einfach mal ein paar Möglichkeiten beschreiben, die die Landwirte und Landwirtinnen machen können, die sich schon etabliert haben, wo es neue Ideen gibt und wo vielleicht die ein oder andere Herausforderung liegt? Damit würde ich den Ball jetzt zu unserem Praktiker spielen, der da tolle Lösungen im Angebot hat!“
Herr Wiblishauser: „Sehr gerne – also, was machen wir denn, um Wasser auf der Fläche zu lassen? Im Juli und August ist die Haupterntezeit und danach sind die Felder leer. Wir haben im Boden immer Kapillarwasser und einen Sog, das Wasser steigt, oder noch besser, es wird im Boden nach oben gesaugt, und oben verdunstet es dann und damit ist es aus dem Unterboden verschwunden und geht in die Luft. Und dieses Wasser können wir einfach speichern, indem wir oben die Kapillarität brechen, das heißt, wir machen im Prinzip das, was man im Gemüsegarten macht: man geht nach dem Regen mit der Harke über den Boden und bricht den Boden auf. Wir machen das in der Landwirtschaft zum Beispiel mit Scheibeneggen oder mit dem Grubber: Wir machen einen sogenannten Stoppelsturz und brechen so die Kapillaren oberflächlich. Dann ist das Wasser, das drunter ist, konserviert und bleibt da. Das ist super, weil dann ist das für unsere nächste Kultur verfügbar. Nachteilig ist, dass das Wasser dann auch in der Zeit halt nichts macht – das ist so ein bisschen wie Bargeld. Das haben wir zwar im Geldbeutel, aber das bringt auch keinen Zinsertrag. Das bringt uns nur bedingt weiter, und wir wissen beim Wasser eigentlich auch, dass wir es schon gerne in der Umwelt lassen würden, weil nur wenn Wasser verdunstet, könnte es auch wieder regnen und auf den Regen sind wir ja immer angewiesen. Das ist ja ein Kreislauf. Und genau da wollen wir hin, weil Regen immer besser ist als das, was wir nur im Boden speichern. Wir haben zwar eine sogenannte „nutzbare Feldkapazität“, das ist das, was der Boden speichern kann, aber damit kommen wir nicht weit. Gute Böden speichern so ca. 100 Liter auf den Quadratmeter, aber wenn es draußen heiß wird, verdunstet das Wasser sehr schnell, wenn nichts auf dem Boden wächst. Also wäre es besser, wenn wir das Wasser nutzen und wir sagen, wir schauen, dass der Boden oberflächlich beschattet wird. Weil dann wird er nicht so heiß, es verdunstet weniger, und die Pflanzen können sich das Wasser aus dem Boden rausnehmen. So geht natürlich über die Pflanzen Wasser verloren, aber die Pflanzen machen dabei Wachstum. So kommen sie mit ihren Wurzeln mit der Zeit an tieferes Wasser, und dadurch, dass jetzt Pflanzenmasse da ist, haben wir Organik, die am Ende zu Humus werden kann. Humusreichere Böden speichern Wasser wiederum deutlich besser, wir haben Futter für das Bodenleben, was positiv ist, weil Bodenleben lockert den Boden, und so kann das Wasser bei Regen wieder viel leichter in den Boden eindringen und wir haben mehr Versickerungsoberfläche. Und die sorgt dafür, dass das Wasser bei Regen gut aufgenommen werden kann, und nicht als sogenannter „Run off“ auf der Fläche weghuscht und im nächsten Graben verschwindet. Und da sind wir dann an dem Punkt, an dem wir uns fragen, wie kriegen wir das pflanzenmäßig gut hin? Was können wir machen? Und da gibt es eben verschiedene Ansätze, wie wir das in der Fruchtfolge unterbringen. Frau Stemmer: Wie ist klassischerweise die Fruchtfolge, die wir so betrieben haben? Wir haben ja schon öfters diskutiert, wie wir die aufbrechen können und was für Möglichkeiten es gibt.“
Maria Stemmer: „Es gibt die sehr engen Fruchtfolgen wie zum Beispiel Wintergerste-Raps-Winterweizen, wo zwischen der Getreideernte im Juni/Juli und der Rapsaussaat Ende August nur wenige Wochen liegen. Da hat man nicht viele Möglichkeiten. Bei solchen Fruchtfolgen bietet es sich zum Beispiel an, eine Sommerkultur einzuführen, die erst im Frühjahr gesät wird. So kann die Zwischenfrucht mehrere Monate und auch über den Winter stehen bleiben. Oder eben – was eine große Herausforderung ist – wenn man versucht, sogar zwischen Getreide und Raps noch eine Zwischenfrucht zu etablieren. Eine, die im Idealfall schon vorher in der Kultur steht. Und damit wären wir dann bei der Untersaat.“ Maria Stemmer macht eine kurze Pause und ist fast selber ein bisschen überrascht von dieser absolut zielgenauen Überleitung. „Das war jetzt eine steile Vorlage.“, lacht sie fröhlich.
Simon Wiblishauser nimmt das Wort lachend auf: „Ja, das war jetzt ein steiles Ding, wirklich super! Genau, es gibt Zwischenfrüchte und es gibt Untersaaten, und ich würde das gerne nochmal ein bisschen konkretisieren, damit auch landwirtschaftsfernere Menschen vielleicht ein bisschen mehr damit anfangen können. Zwischenfrüchte werden zwischen zwei Kulturen angebaut. Die sind nur für den Boden und werden vor der Aussaat der nächsten Kultur in den Boden eingearbeitet, wie zum Beispiel Senf-Phacelia. Es gibt ganz verschiedene Mischungen und wahrscheinlich ist das Wichtigste, was man dazu sagen kann, dass sie das Mittel der Wahl sind für Erosionsschutz im Herbst, um den Boden kühl zu halten, um Biomasse in die Fläche zu bringen und um Stickstoff und Wasser in der Fläche halten zu können. Und es gibt ganz neue Studien, die belegen, dass auch Winterzwischenfrüchte Wasser speichern und nicht verbrauchen, weil sie eben die Infiltrationsleistung des Bodens erhöhen. Aber hier wird es dann auch kompliziert, weil die Zwischenfrüchte auch zur Fruchtfolge passen müssen.“
Simon Wiblishauser ist ganz in seinem Element, spricht über verschiedene Kulturen und Zwischenfrüchte, über Wachstumsphasen, Vor- und Nachteile verschiedener Kombinationen von bestimmten Zwischenfrüchten und Fruchtfolgen, über Klee, weitere Leguminosen, Saatpreise, Körnergrößen, Stickstoffanreicherung im Boden und vieles mehr. Und einmal mehr wird uns bewusst: Landwirtschaft ist eine Wissenschaft mit unzähligen Einzeldisziplinen.
Ich bremse ihn ein bisschen amüsiert: „Ich glaub, so detailliert brauchen wir das gar nicht. Und echt krass, was es alles zu wissen und zu beachten gibt.“
Simon Wiblishauser: „Ja, das stimmt. Und das sind jetzt nur die Zwischenfrüchte. Dann gibt es ja auch noch die Untersaaten. Bei der Untersaat wird eine Zweitkultur oder eine Mischung eingesät, die idealerweise unter der Hauptkultur steht, zum Beispiel Weißklee. Diese Zweitkultur steht ganz kümmerlich und klein unter der Hauptkultur, weil sie so natürlich wenig Licht hat. Wenn es jetzt zum Dreschen kommt, wird nur die Hauptkultur abgeerntet und die Untersaat bleibt stehen. So wird der Boden belebt und wird noch fruchtbarer. Und nebenbei kann ein bewachsener Boden wieder mehr Wasser speichern, erodiert nicht, und Regenwasser läuft nicht ab, sondern bleibt in der Fläche. Das ist ein tolles System – der Nachteil ist: Es funktioniert nicht immer. Das ist in der Landwirtschaft immer eine Gefahr, dass Dinge nicht so laufen wie geplant, und das Risiko tragen die Betriebe halt ganz alleine.“
Maria Stemmer: „Das mit den Untersaaten klingt natürlich sehr gut – man kann das vielleicht damit vergleichen, dass im Sommer, wenn die Sonne scheint, niemand seine Photovoltaik-Anlage ausschalten würde. So kann man die Sonnenenergie optimal nützen und das Optimum wäre, den Boden ganzjährig zu begrünen. Da gibt es verschiedenste Ansätze, wie man das umsetzen könnte, aber es hat eben keine Erfolgsgarantie und beinhaltet einen gewissen Aufwand – ich nenne das jetzt mal eine Systemerweiterung. Zu dieser Systemerweiterung gehören auch immer verschiedene Innovationen wie zum Beispiel der Einsatz von Drohnen.“
„Ja genau, die Drohnen! Die waren ja eigentlich einer der Punkte, die ich so megaspannend fand, und warum wir uns heute verabredet haben. Aber es war einfach alles so super interessant bisher, dass wir dazu noch gar nicht gekommen sind! Also – wie ist das mit den Drohnen?“
Maria Stemmer: „Es gibt diesen relativ neuen Ansatz, die Aussaat von Zwischenfrüchten und Untersaaten mit Drohnen zu bewerkstelligen. Das ist ganz sicher eine interessante Innovation mit viel Potenzial – auch wenn sie noch einige Nachteile mit sich bringt und noch Zeit braucht, um sich voll zu entfalten. Und Drohneneinsätze – das klingt auf jeden Fall publikumswirksam, ist aber eben nur eine von vielen Möglichkeiten, um die Fläche ganzjährig begrünt zu halten.“
Simon Wiblishauser: „Das sehe ich auch so. Drohnen sind eine innovative Technik zur Arbeitsentlastung, die allerdings die natürliche Komponente der Unsicherheit mit sich bringt. Zum Beispiel durch Wind bei der Aussaat oder Ähnliches. Jeder Landwirt, jede Landwirtin muss einfach schauen, welche Verfahren wähle ich aus, welche passen zum Betrieb? Was ich für unverzichtbar halte, ist der Austausch untereinander, um weiterzukommen.“
Wir haben in der Stunde noch über so vieles gesprochen – über Wertschätzung von Boden, Wasser und Landwirtschaft, über die Preisgestaltung von Lebensmitteln, und darüber, dass man so manchen Wert nicht oder nur schwer in konkrete/monetäre Zahlen fassen kann. Ein eindrückliches Beispiel dafür: Gesunder Boden schützt vor Überflutungen. Ein Haus neben einem Feld mit sehr guter Wasserspeicherfähigkeit muss bei einem Starkregenereignis vielleicht nicht den Keller ausgepumpt bekommen. Das kriegt niemand mit, stellt jedoch einen hohen gesellschaftlichen Wert dar, für den aber niemand zahlen möchte. Das Sonntagsbrötchen vom Betrieb mit dem gesunden Boden, der sein Umfeld ganz konkret mit seiner Arbeit beschützt, kostet genauso viel wie das des anderen Betriebs, dessen Wasser einfach wegläuft und, überspitzt gesagt, das halbe Dorf überschwemmt. Mich hat dieser Gedanke total geflashed. Aber das nur als Exkurs.
Nach weit über einer Stunde müssen wir dann doch langsam zum Schluss kommen und ich stelle meine obligatorische Abschlussfrage: „Welche Botschaft haben Sie ganz persönlich an die Leserinnen und Leser unseres Blogs?“
Maria Stemmer: „Die Landwirtschaft arbeitet in einem komplexen, lebendigen System. Mir ist wichtig, dass das allen bewusst ist, dass das kein Industrieprozess ist, sondern ein ständiges Abwägen. Man hat sehr viele Einflussfaktoren von außen und es ist ein ständiger Versuch, das System zu optimieren. Und gerade mit dem Klimawandel ist es wahnsinnig wichtig, dass man sich mit allen Akteuren im ländlichen Raum zusammensetzt und gemeinsam versucht, Lösungen zu entwickeln, wie man diesen neuen Herausforderungen begegnen kann. Mein Appell ist, möglichst ohne Vorbehalte an die Sache ranzugehen und auf Augenhöhe gemeinsam am runden Tisch Lösungen zu suchen.“
„Und Herr Wiblishauser, was ist Ihr Schlusswort?“
Simon Wiblishauser: „Ich bin selbst in der Beratung tätig und gleichzeitig praktizierender Landwirt und ich finde das toll, dass Sie so viele Leser und Leserinnen haben, die gerne über ihren Tellerrand blicken. Weil das ist das Elementare, wie wir alle weiterkommen. Wir müssen uns für unsere Nachbarn in der Gesellschaft interessieren, damit wir gemeinsam unser weiteres Leben gestalten können. Und das finde ich gut.“
„Das sind wirklich zwei sehr schöne Statements! Vielen herzlichen Dank für das Interview!“
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Weiterführender Link: www.humus-klima-netz.de
Das HumusKlimaNetz ist ein Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Humusaufbau in Ackerböden. Bis zunächst Ende 2027 werden bundesweit auf 150 Betrieben – je zur Hälfte ökologisch und zur Hälfte konventionell wirtschaftend – Maßnahmen zum Humusaufbau und -erhalt als Beitrag zum Klimaschutz erprobt und in die Breite getragen. Die Gesamtkoordination für das Vorhaben verantworten der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und der Deutsche Bauernverband (DBV). Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Thünen-Institut. Das HumusKlimaNetz wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert.