Liebe Landwirtin, lieber Landwirt,
mit diesem Beitrag möchten wir vom WIT- Wasser-Info-Team Bayern e.V. uns ganz direkt und persönlich an Sie wenden.
Wir „Wasserer“ haben ja bei bestimmten Themen so unsere Differenzen mit einigen von Ihnen, aber auch, wenn es vielleicht nicht immer den Anschein hat, möchten wir Ihnen sagen, dass es unser erklärtes Ziel ist, mit Ihnen zusammen Lösungen zu finden, und nicht gegen Sie zu arbeiten.
Wie hat es Marlene Gruber, Projektkoordinatorin für Landwirtschaft und Grundwasserschutz beim Wasserzweckverband Rottenburger Gruppe im WIT-Interview so schön ausgedrückt: „Landwirtschaft und Wasserschutz müssen nicht gegensätzlich sein. Es ist doch unser gemeinsames Wasser!“ Und dem stimmen wir zutiefst zu.
Wenn Sie sich unsere Statements zu verschiedenen Themen ansehen, werden Sie erkennen, dass wir immer auf die Verantwortung jedes einzelnen Menschen hinweisen. Sowohl die Haushalte, als auch die Industrie, als auch die Landwirtschaft, sind für Wasser- und Umweltschutz – kurz: für den Erhalt unserer Schöpfung – innerhalb ihrer Möglichkeiten verantwortlich.
Es macht einen Unterschied, ob in den Haushalten mit Zitronensäure und Essig, oder mit scharfen chemischen Mitteln geputzt wird. Es macht einen Unterschied, ob sich eine Familie für oder gegen einen Pool entscheidet. Und genau so macht es einen Unterschied, ob Industriebetriebe aufwändige Filteranlagen einbauen, und ob landwirtschaftliche Betriebe nach Flächenbedarf düngen oder nicht. Jedes einzelne Mitglied unserer Gesellschaft trägt in den Bereichen, in denen er oder sie Entscheidungen trifft, eine Verantwortung dafür, wie es mit unserer Umwelt und unserem Wasser weitergehen wird.
Wir stehen am Beginn großer klimatischer Veränderungen. Extremwetterereignisse häufen sich, es gibt mehr und längere Dürreperioden, mehr Starkregenfälle, mehr Wetterlagen mit hohen Windgeschwindigkeiten. Wir bewegen uns als Menschheit im wahrsten Sinne auf stürmische Zeiten zu. Und wir alle werden uns darauf einstellen müssen.
Hier kommt die gute Nachricht: Nicht alle Veränderungen sind schlecht! Zeiten der großen Veränderungen bringen auch oft unerwartete Innovationen mit sich. Technologien entwickeln sich, das sehen wir ja auch grade in diesen pandemiegebeutelten Zeiten sehr deutlich, in rasender Geschwindigkeit, und in allen Bereichen drängt neues Knowhow auf die Märkte. Das geht natürlich auch am Landwirtschafts-Sektor nicht vorüber, und hat nicht erst in der Krise angefangen. Die Landwirtschaft ändert sich schon seit vielen Jahren. Durch verschiedene Faktoren sind die Veränderungen nicht immer zum Besten – das Höfesterben, das seit vielen Jahren in ehemals landwirtschaftlich geprägten Gegenden zu beobachten ist, ist ein trauriger Indikator dafür.
Aber wir waren ja bei den guten Nachrichten. In einer von diesen guten Nachrichten geht es um eine ganz besondere Pflanze. Von der möchten wir Ihnen im Folgenden ausführlich erzählen:
Es geht um die „Durchwachsene Silphie“.
Wenn es nach uns ginge, wäre ganz Bayern ein Blütenmeer aus diesen wunderbaren Mini-Sonnenblumen, aber alles der Reihe nach.
In Bayern wurden im Jahr 2020 auf 130.000 Hektar Fläche Silomais für Biogasanlagen angebaut. Mais ist für den Boden und auch für das Grundwasser ziemlich suboptimal. Vielleicht denken Sie jetzt, wir wollen Ihnen den Mais madig machen. Das stimmt auch in gewisser Weise. Aber nicht, weil wir Ihre Arbeit kritisieren wollen, sondern weil wir Ihnen mit der Durchwachsenen Silphie eine richtig gute Alternative, sozusagen ein Investment, vorstellen möchten.
Als Futterpflanze eignet sie sich nicht, aber dafür ist sie eine ganz wunderbare Bienenweide, und bietet Schutz und Lebensraum für alle Insekten.
Außerdem hat sie die Fähigkeit, in ihren kelchförmigen Blättern Wasser zu sammeln, aus denen die kleinen Sechs- und Achtbeiner trinken können. Ein großer Gewinn für den Schutz der Artenvielfalt. Das aber nur kurz am Rande.
Wofür sich die Durchwachsene Silphie nämlich wirklich optimal eignet, ist als Energielieferant in der Biogasanlage. Ein Punkt, in dem sie dem Mais absolut überlegen ist, sind nämlich die Unmengen an Biomasse, die sie produziert. Man muss dazusagen, dass der Ertrag zwar in den ersten Jahren etwas geringer ist als beim Mais. Dafür, und deshalb handelt sich eben um ein längerfristiges Investment, ist sie eine mehrjährige Pflanze. Die Durchwachsene Silphie wird ca. 15 alt, Sie müssen also in den nächsten 15 Jahren nach dem Anbau kein Saatgut nachkaufen! Das spart Geld, und überwiegt über die Zeit den Verlust durch den anfänglichen geringeren Ertrag.
Ein weiterer riesiger Vorteil: Sie können den Übergang von Mais zu Silphie sehr einfach und fließend gestalten, weil diese sich als Unterbaupflanze eignet. Man kann im ersten Jahr, wenn sie noch keinen Ertrag bringt, einfach bei der Maisernte mit dem Häcksler einfach über die Silphie drüberfahren, das steckt sie locker weg.
Übrigens schützt die Silphie den Boden durch ihre großen bodennahen Blätter richtig gut vor Erosion. Daran ist sowohl den Wasserschützern, als auch Ihnen als Landwirt und Landwirtin gelegen: Eine Win-Win-Situation.
Und schließlich braucht unsere Wunderpflanze über die Jahre kaum Spritzmittel und Düngung. So sparen Sie sich gleich nochmal Geld ein – bei steigenden Preisen die verschiedenen Produkte kommen da über die Jahre gesehen ganz schön hohe Summen zusammen. Und bei den Preisentwicklungen am Markt kann man davon ausgehen, dass die Silphie langfristig ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis entwickeln wird als Mais.
Überhaupt könnte der Silphie eine große Zukunft bevorstehen. Es wird an so vielen Projekten geforscht – von alternativen Treibstoffen bis hin zu Papieralternativen aus Gras, oder eben der Durchwachsenen Silphie. Die Möglichkeiten sind riesig, der Märkte noch jung und grade am Durchstarten. Wie gesagt, wir leben in Zeiten der großen Veränderungen.
Die Durchwachsene Silphie hat überraschenderweise noch viele weitere Vorteile:
- Sie blüht wunderschön, und würde so einen nachhaltigen Beitrag zur Landschaftsgestaltung und genereller Akzeptanz der Landwirte und Landwirtinnen in der Bevölkerung leisten.
- Wildschweine mögen sie nicht und lassen die Felder deshalb in Ruhe.
- Sie kann mit den ganz normalen Maschinen, mit denen Sie auch Ihren Mais bearbeiten, bewirtschaftet werden. Es ist keinerlei Umstellung nötig.
- Sie ist ein Tiefwurzler, und kommt damit auch mit längeren Trockenperioden problemlos klar.
Leider gibt es vom Freistaat keine Förderung, aber dadurch, dass man sie im ersten Jahr eben als Unterbau anbauen kann, hält sich der anfängliche finanzielle Verlust in Grenzen. Wir finden das übrigens sehr schade, dass die Silphie nicht gefördert wird. Aber über den Sinn und Unsinn einzelner Fördermaßnahmen könnten Sie, liebe Landwirte und Landwirtinnen, bestimmt eh diverse Bücher schreiben. Der Dschungel aus Mehrfachanträgen und oft verwirrenden oder unlogischen Vorschriften ist leider ein fester Bestandteil der modernen Landwirtschaft geworden.
Insofern hilft hier vielleicht ein bisschen Galgenhumor: Zumindest das bleibt Ihnen beim Anbau der Silphie zu 100 Prozent erspart. Naja, kein sehr überzeugendes Argument, das ist uns bewusst.
Aber die anderen Argumente hören sich doch dafür umso besser an, stimmt´s?
Übrigens: Auch, wenn es keine Förderung gibt, gibt es doch ein kleines Zuckerl. Dafür hat sich der Silphie-Fan Reimund Neumaier von der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ der Regierung Niederbayern eingesetzt. Falls Sie sich entschließen, die Silphie anzubauen, bekommen Sie schöne große Schilder spendiert, die der Öffentlichkeit, also Spaziergängern und Freizeitsportlern, erklären, was hier so wunderschön blüht. Das Image der Landwirtschaft hat ja leider in den vergangenen Jahren sehr gelitten. Ein bisschen Image-Polieren mit kleinen Mini-Sonnenblumen kann auf jeden Fall nicht schaden.
Wir alle wünschen uns, dass die Bevölkerung wieder wertschätzt, was auf unseren Feldern wächst. Immerhin, und das vergessen leider so viele Menschen nur allzu gern, sorgen Sie alle jeden Tag dafür, dass die Leute etwas zu Essen auf den Tellern haben! (An dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür! Wir von Wasser-Info-Team sind uns darüber sehr bewusst, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, was Sie alle für die Allgemeinheit leisten!)
Und in Zeiten von Instagram und Facebook ist es doch immer cool, an einer positiven Außendarstellung zu arbeiten. Stellen Sie sich vor, was das für coole Instagram-Bilder werden: Sie vor Ihrem Meer aus Mini-Sonnenblumen! Wir geben zu, das ist jetzt eher etwas für die jüngere Generation der Landwirte und Landwirtinnen.
Schön anzusehen ist sie in jedem Fall – ob auf Social Media oder ganz in echt auf dem Feld.
Liebe Landwirtinnen, liebe Landwirte, konnten wir eventuell Ihr Interesse wecken?
Für weitere Informationen setzen Sie sich gerne mit uns oder der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ in Verbindung:
Kontakt AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ
Oder klicken Sie HIER: Was taugt die Silphie für Bienen und Insekten, bwagrar.de
Liebe Grüße,
Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.
und die AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ