„Hallo Frau Moser und herzlich willkommen zum WIT-Interview und vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, ein bisschen mit mir über´s Wasser zu plaudern!“
(Für alle, die unsere Interview-Reihe noch nicht kennen: Unsere Interviews finden nach wie vor online statt. Das ist unkomplizierter und gut für die Umwelt, weil niemand durch die Gegend fahren muss. Das Interview führte Wasser-Bloggerin Katrin Zwickl.)
„Sehr gerne, vielen Dank für die Einladung! Ich freue mich wirklich sehr – ich hab mir natürlich Gedanken gemacht, worüber wir uns heute unterhalten wollen, und ich hab mir ja auch die Interviews von meinen Kollegen und Kolleginnen durchgelesen, von denen ich die meisten persönlich kenne. Nicht alle, aber doch viele. Wir sind einfach eine große Familie.“, sagt sie und lächelt so freundlich in die Kamera, dass ich jetzt schon weiß, dass das eine richtig gute Stunde werden wird.
„Und, haben sie Ihnen gefallen?“, frag ich ein bisschen aufgeregt. „Ja, die sind unterhaltsam, und transportieren aber trotzdem wertvolle Informationen. Und sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt, das finde ich gut.“
Das Lob geht mir natürlich runter wie reinstes Trinkwasser. Die Frau Moser und ich sind beide wirklich von Anfang an in bester Stimmung und schwingen auf einer Wellenlänge.
„Vielen Dank! Das ist auch unser Ziel bei den WIT-Interviews: Unterhaltung und Information mit einer persönlichen Note versehen. So ist sowohl für Leser und Leserinnen vom Fach, als auch für die Nicht-Fachwelt was dabei. Das freut mich riesig, dass Ihnen mein Style gefällt!“
„Ja, und daher weiß ich auch, dass es eigentlich nur zwei Fragen sind, um die es heute gehen soll.“
Caroline Moser ist wirklich bestens vorbereitet. „Stimmt, es geht nur um Ihr Lieblings-Wasser-Thema und darum, den Leserinnen und Lesern eine ganz persönliche Wasser-Botschaft von Ihnen zu übermitteln.“
„Ja genau, und deshalb hab ich mir schon länger überlegt, was mein Wasser-Lieblingsthema ist, und worüber ich mit Ihnen reden will. Es gibt ja so Vieles, aber ich hab mich für heute für das Thema „interkommunale Zusammenarbeit“ entschieden.
Die hat bei uns eine große Tradition. Wir haben verschiedene Kooperationen mit unseren Nachbargemeinden. Einige unterstützen wir bei Aufgaben wie der Hochbehälterreinigung, bei anderen sind wir verantwortlich für die Eigenüberwachungsverordnung (das heißt, wir nehmen die nötigen Wasserproben und geben sie auch gleich ans Labor weiter), und wir haben zum Beispiel auch ein großes Lager, wo umliegende Gemeinden Material beziehen können. Das alles gibt es schon länger und ist historisch gewachsen.
Ich bin jetzt seit 10 Jahren Werkleiterin hier in Kaufbeuren, seitdem haben wir die Kooperationen noch weiter intensiviert. Ein großer Meilenstein war die Übernahme der technischen Betriebsführung für zwei Gemeinden. Das heißt, die Gemeinden sind weiterhin eigenständig, aber die gesamte Betriebsführung, Wasserlieferung, und alles, was mit dem Wasser zusammenhängt, wie Wartungsarbeiten, Überwachung der Quellen, Netzüberwachung, Hydranten, also eben alles, was mit der Wasserversorgung zu tun hat, das haben wir übernommen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis und geht nur mit jahrelanger Zusammenarbeit im Vorfeld. Das war ein schöner Erfolg.
Das alles geht natürlich nur mit einem guten Team. Wenn ich so aus meinem Fenster schaue, sehe ich unser Betriebsgebäude, den Fuhrpark und das Rohrlager. Wir sind finanziell selbstständig, und hier arbeitet wirklich eine tolle Mannschaft. Uns zeichnet eine große Verbundenheit zur Wasserversorgung aus, das ist ein Schatz, wenn so eine schöne Verbindung im Team besteht.“
„Das hört sich ja wirklich ganz wunderbar an!“ Ich bin richtig beeindruckt, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Wasserarbeit mit so einer freundlichen und positiven Chefin großen Spaß macht. „Wie ist es bei Ihnen mit dem Nachwuchs? Haben Sie auch Fachkräftemangel?“
„Wir beschäftigen drei Meister, einen Ingenieur als technische Führungskraft, eine Werkleitung, also mich,“, sagt sie ein bisschen zurückhaltend, und ich hab den Verdacht, sie sieht sich nicht so sehr als Chefin, sondern lieber als ein Zahnrad in einem gutgeschmierten Uhrwerk, „unsere Fachkräfte, und die kaufmännischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ich mag das gar nicht hören, wenn zwischen den kaufmännischen Angestellten und der technischen Abteilung unterschieden wird. Wir alle haben ein gemeinsames Ziel, nämlich Kaufbeuren bestmöglich mit unserem Wasser zu versorgen.
Außerdem bilden wir selber seit vielen Jahren aus. Sowohl Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik, als auch im kaufmännischen Büromanagement. Wir konnten regelmäßig Auszubildende übernehmen. Einer unserer langjährigen Mitarbeiter ist so ein „Eigengewächs“. Ein tolles Eigengewächs.“, sie schaut mit ihrem fröhlichen Lächeln in die Kamera. Die Freude an der Arbeit mit dem Wasser und an der Harmonie in ihrem Betrieb ist Frau Moser anzusehen und anzuhören. Und obwohl es eigentlich um ein sehr technisches Thema geht mit der Wasserversorgung, hat Caroline Moser eine fast schon blumige Sprache. Die Kombination gefällt mir auf Anhieb.
„Aber lassen Sie uns doch noch mal zurückkommen auf Ihr Lieblingsthema, die interkommunale Zusammenarbeit.“
„Sehr gerne. Ich erzähle jetzt einfach, und wenn Sie dazwischen Fragen haben, fragen Sie einfach, ok? Wie gesagt, zur interkommunalen Zusammenarbeit gehört eine hohe Verlässlichkeit bei allen Partnern. Das ist eben historisch gewachsen, und was auch dazugehört, ist, dass im Fall der Übernahme der Betriebsführung, die ich angesprochen hatte, der Freistaat Bayern den Anschluss gefördert hat. Wir haben eine neue Verbundleitung gebaut, und schon alleine die Baumaßnahme lief super. Wir sind fristgerecht fertig geworden, und konnten die Leitung planmäßig in Betrieb nehmen. Nur: Das war im Winter! Klassischerweise gibt es ja zu solchen Anlässen eine Einweihungsfeier. Das haben wir dann gemacht.“ Sie lacht sehr herzlich bei der Erinnerung an das Winter-Fest: „Es war eiskalt, und es lag Schnee, aber es war so eine schöne Feier! Wir haben direkt an der Gemarkungsgrenze Feuerkörbe aufgestellt, und Feuerwurst gegrillt, und es gab gebrannte Mandeln. Und ich hatte einen Eisschnitzer engagiert, der mit der Motorsäge einen Hydranten aus Eis geformt hat. So haben wir offiziell die Leitung in Betrieb genommen.“
Wow, oder? War von Ihnen schon mal jemand auf so einem sprichwörtlich coolen Winter-Wasser-Event?
„Das klingt wirklich toll! Sie sind echt so kreativ, und mit so einer Freude am Werk, das ist richtig ansteckend!“
„Ja, es macht auch wirklich Spaß. Grade unsere Verbundleitung ist ein echtes Vorzeigeprojekt, und das braucht´s: Positive Beispiele, auf denen man aufbauen kann. Hinter all dem steckt natürlich auch eine Professionalisierung. Wir sind hier auch Ansprechpartner für die Bürgermeister, man sieht uns auch mit unseren Fahrzeugen, und wir werden zum Beispiel auch bei der Entwicklung von Baugebieten hinzugezogen.
Wir wollen, dass man merkt: Das Wasserwerk kümmert sich. Einmal im Jahr haben wir auch ein Austauschtreffen mit allen Kommunen und Behörden, mit denen wir in Kooperation sind.
Neben den technischen Kooperationen arbeiten wir auch mit Schulen und dem Stadtjugendring zusammen. Wir sind fester Bestandteil des Ferienprogramms, mit Fackelwanderungen von Hochbehälter zu Hochbehälter, und mit Taschenlampen in die Schiebervorkammer. Da müssen die Fackeln natürlich draußen bleiben.“, fügt sie amüsiert hinzu.
„Und auch für Erwachsene bieten wir Führungen an, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der vhs, oder der Innung für Sanitär, Heizung und Klimatechnik. Wir wollen Aufmerksamkeit erzielen, wir wollen das Wasser und dessen Wert sichtbar machen, und wir wollen aber auch zeigen, dass dahinter auch viel Arbeit steckt. Die Zusammenarbeit mit all diesen Institutionen ist so wichtig, und es ist schön, solche Partner zu haben, wie bei uns hier in Kaufbeuren.
Was mir auch noch sehr wichtig ist, ist, dass die Wasserwirtschaft natürlich eine wichtige Sparte ist, aber am besten funktioniert alles immer in Zusammenarbeit mit den anderen Pfeilern der kommunalen Daseinsvorsorge. Optimal ist, Projekte gemeinsam zu schultern, aufeinander abzustimmen, gemeinsam die beste Lösung zu finden. Bei uns kümmert sich zum Beispiel das Wasserwerk um den sogenannten Mehrspartenanschluss, also um einen einzigen Anschluss für alle zur Erschließung nötigen Versorgungsanteile, wie Gas, Strom, und Telekommunikation.
Hier in Kaufbeuren koordinieren wir das. Die Bauherrenschaft meldet sich bei uns, und wir schauen dann, dass ein Tiefbauunternehmen kommt, und die Versorger ihre Leitungen dann einziehen können. Das ist für uns logisch und bürgerfreundlich.“
„Das ist ja wirklich ein super Service! Ich glaub, ich zieh nach Kaufbeuren!“, scherze ich. Wir unterhalten uns noch über so Vieles, die Kleinteiligkeit der bayerischen Wasserversorgung, die hohe Lebensqualität und die ländlichen Strukturen im wunderschönen Allgäu, über Bier und Kaffee, über Karma und Feuerwehreinsätze.
Nach einer Stunde frage ich die mittlerweile schon obligatorische Frage:
„Gibt es denn zum Abschluss etwas, das Sie unseren Leserinnen und Lesern ganz persönlich mit auf den Weg geben möchten?“
„Mh, naja eigentlich hab ich doch schon Vieles gesagt, oder?“, meint sie fast schon ein bisschen schüchtern.
„Ja, das stimmt. Aber Sie haben doch bestimmt etwas, das sie der Welt gerne mitteilen würden! Einige von Ihren Vorgänger:innen haben die Leserschaft dazu animiert, mehr Trinkwasser aus der Leitung zu trinken, andere haben auf den Wert des Wassers, oder auf Privatisierungsbestrebungen hingewiesen. Es gibt doch bestimmt was, dass Sie den Leuten gerne sagen möchten!“
Caroline Moser überlegt kurz: „Jetzt fällt mir was ein: Es ist Sommer, es ist Urlaubszeit – daher ist mein Apell, natürlich viel gutes Trinkwasser zu trinken. Aber wenn man aus dem Urlaub kommt, bitte die Hausinstallationen und die Leitungen durchspülen, sobald man wieder zuhause ist. Also: Wasserhahn auf! Das ist meine Empfehlung!“
„Das ist ja eine kreative Botschaft! Ich hab überhaupt den Eindruck, dass Sie trotz des eigentlich technischen Themas viele Gestaltungsmöglichkeiten haben, und die wirklich voll ausschöpfen. Das finde ich total inspirierend.“
„Danke.“, lächelt sie bescheiden in die Kamera. „Aber es ist ja auch ein schönes, lebensfrohes Thema. Da fällt es einfach leicht, engagiert und kreativ zu sein. Also, mir zumindest.“
Und das merkt man!
Liebe Frau Moser, vielen Dank für die tolle Stunde mit Ihnen, den Einblick in Ihre Arbeit im Wasserwerk Kaufbeuren und die wertvollen Infos!
Ihnen und Ihrem Wasserwerk alles Liebe und Gute und bis ganz bald,
Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.
mit Ihrer Wasser-Bloggerin Katrin Zwickl