„Hi liebe Marlene, herzlich willkommen zum Interview beim WIT, und gleich mal tausend Dank, dass Du Dir Zeit nimmst für uns!“
(Das Interview führte Katrin Zwickl, Wasser-Bloggerin des WIT)
„Hallo, und danke für die Einladung!“ Marlene strahlt in die Kamera. Wie in unserer schönen neuen digitalen Welt üblich treffen wir uns online zum Videochat. Das macht aber gar nichts, Marlenes fröhlicher und herzlicher Art kann auch so ein Computerbildschirm nichts anhaben.
„Du bist ja beim Wasserzweckverband Rottenburger Gruppe die Projektkoordinatorin für Landwirtschaft und Grundwasserschutz. Hast Du Lust, Dich unseren Leserinnen und Lesern ein bisschen vorzustellen?“
„Oje, da weiß ich ja gar nicht, wo ich anfangen soll.“, sagt sie lachend, „Ich komme aus so vielen verschiedenen Bereichen. Mich interessieren einfach so viele Sachen! Aber ich erzähle einfach mal von vorn. Ich bin auf einem Bauernhof, einem Einödhof, aufgewachsen. Ich mochte das immer, und ich bin ja auch heute noch, oder eher wieder, Landwirtin. Nach dem Abitur wollte ich aber erstmal weg von Zuhause, und was ganz anderes machen. Ich hab dann BWL studiert. Ich bin eine, ich mag Zahlen, Daten, Fakten. Ich mag gern Sachen in Ordnung haben.“ Sie malt Anführungszeichen in die Luft und lächelt. „Bei der Betriebswirtschaft hat mir aber irgendwie der Sinn gefehlt. Ich hab dann in Straubing den Master im Fach Nachwachsende Rohstoffe gemacht, und dabei festgestellt, ich will in die „grüne Branche“. Schon während des Studiums habe ich im Bereich der Fernwärmeversorgung gearbeitet. Anschließend hab ich bei den Stadtwerken Neuburg an der Donau angefangen, wo ich auch zusammen mit der TU München im Bereich Stromnetzentgelte promoviert hab. Die Landwirtschaft und vor allem meine Heimat haben mich aber nie losgelassen. Und mittlerweile arbeite ich eben hier im Zweckverband Rottenburger Gruppe, und hab mit meiner Schwester zusammen die Landwirtschaft meiner Eltern übernommen.
Früher war ich auch politisch ziemlich aktiv. Als ich 24 Jahre alt war, bin ich Gemeinderätin gworden. Das war eigentlich mehr so eine Spontanaktion. Ich bring mich einfach gerne ein, und nachdem ich damals nicht so glücklich war mit der politischen Situation in Rohr i.NB haben wir beschlossen, unsere eigene Gruppierung zu bilden. Wir haben auf Anhieb drei Sitze von insgesamt 16 erreicht, das war ziemlich cool.“ Sie lacht wieder ihr herzliches Lachen. Ich kann mir total gut vorstellen, dass sie die Fähigkeit hat, richtig frischen Wind in angestaubte Strukturen zu bringen!
„Über meine Arbeit als Gemeinderätin habe ich den Wasserzweckverband kennengelernt. Vor über drei Jahren hab ich dann einen Anruf bekommen, ob ich nicht beim Zweckverband anfangen will, und ich hab ja gesagt. Kommunalpolitisch bin ich allerdings nicht mehr aktiv, weil ich dann umgezogen bin.“
Wir ratschen ein bisschen über die Arbeit in der Wasserbranche. Falls Sie, liebe Leserin, lieber Leser, junge Menschen in der Berufsfindungsphase kennen, legen Sie ihnen unbedingt die Wasserbranche wärmstens ans Herz! Die Marlene und ich finden übereinstimmend, dass es nirgends so wahnsinnig freundliche Menschen, und so einen netten Umgangston gibt, wie hier!
„Was ich an der Wasserbranche auch noch toll finde, ist, dass sich auch unsere Jüngeren so sehr einbringen. Die wollen wirklich was machen, die haben Lust, was zu bewegen. Wir alle wollen, dass was vorwärts geht.“
Sie verrät uns, dass sie es auch richtig gut findet, dass es das Wasser-Info-Team gibt, und dass wir mit dem Angebot auf unserer Homepage und unseren SocialMedia–Kanälen (ich bin sehr stolz auf das Kompliment, weil für den SocialMedia-Auftritt bin ich zuständig) das Wasser-Info-Team so erlebbar gemacht haben. Tausend Dank für die Blumen, liebe Marlene!
Dann reden wir natürlich noch über Frauen in Wirtschaft und Führungspositionen. Das Thema liegt nahe, weil in der Wasserbranche der Männeranteil (noch) riesig ist. Natürlich ändert sich das nach und nach, aber die Frauenwelt hat in vielen Bereichen einfach noch Nachholbedarf. Marlene plädiert dafür, dass „die Frauen sich viel mehr zutrauen, und sich auch gegenseitig ermutigen sollen. Wir als Frauen müssen einfach mal mit der Einstellung rangehen, ich mach das jetzt. Weil ich es kann. Weil ich kompetent bin, und Lust hab, mich einzubringen.“
Ich kann mir gut vorstellen, dass Marlene Gruber für viele Frauen ein echtes leuchtendes Vorbild sein kann. Sie strahlt wirklich auf eine wunderbare, fröhliche und bodenständige Weise ein total sympathisches Selbstbewusstsein aus.
Dann frage ich sie, wie alle unsere Interview-Gäste, nach ihrem Lieblings-Wasser-Thema. „Oje! Also, ich mach ja bei uns im Zweckverband auch die Führungen in der Ausstellung. Da gibt es ein ganzes Potpourri an Themen, die alle interessant sind. Aber ich hab natürlich meine Lieblingsstationen.
Das wichtigste Thema ist bei meiner Arbeit Landwirtschaft und Grundwasserschutz. Das ist das Wichtigste – einfach weil es speziell bei uns eine große Herausforderung ist. Aber mein Lieblingsthema ist nochmal ein anderes: Wir haben im Wissenszentrum eine Wand mit 2000 leeren 0,5 Liter-Plastikflaschen. Das ist ein Kubikmeter Wasser, und dahinter steht „WasserWertSchätzen“. Wir fragen dann unsere Besucher und Besucherinnen immer, wie viel sie bereit wären, dafür zu zahlen. Grade, wenn Kinder da sind, ist das dann immer ziemlich lustig, weil Kinder einfach so utopische Zahlen schätzen. Die sagen dann zum Beispiel so etwas wie 500 Euro, und unsere Antwort ist dann: Bei uns kostet das grade mal einen Euro und 23 Cent. Ist das nicht toll? Unser Trinkwasser ist so ein tolles, hochqualitatives Produkt, und jeder kann es sich leisten! Egal, ob arm oder reich, jung oder alt, es ist allen in der gleichen Qualität überall und zu jeder Zeit verfügbar! Das ist der wahre Wert, den wir unbedingt schätzen sollten.“
Bei dieser Gelegenheit lädt sie mich auch ins Wissenszentrum ein, das werde ich auf jeden Fall machen! Darüber gibt es dann natürlich auch einen Bericht hier auf unserer Seite.
„Du hast ja gesagt, das wichtigste Thema ist Landwirtschaft und Wasserschutz. Sollen wir darüber noch kurz sprechen? Das ist ja ein echtes Reizthema.“
„Ja, das ist richtig, es ist ein Reizthema. Aber davon sollten wir wirklich wegkommen. Ich finde, wir Landwirte und Landwirtinnen stellen uns da zu Unrecht immer ein bisschen an den Rand der Gesellschaft. Das ist so ein bisschen wie beim Frauenthema. Wir haben alle unsere Ausbildungen gemacht oder studiert. Wir dürfen selbstbewusst auftreten, und sagen, ich bin jetzt da, ich kann mich anpassen, ich bin gut in meinem Fach.
Und wir dürfen uns auch fragen: Was muss ich anders machen, wo kann ich noch was dazulernen. Ich finde, diese zwei Seiten, die sich da oft bilden, Wasserschutz/Umweltschutz und Landwirtschaft, die braucht es eigentlich gar nicht. Es ist ja unser gemeinsames Wasser!“
Marlene erzählt, was für tolle neue Projekte es in der Landwirtschaft aktuell gibt, und dass sie zum Beispiel „Feldtage“ veranstaltet, um gemeinsam Lösungsansätze zu suchen.
„Ich glaub auch nicht, dass es immer nur ums Geld geht. Ich glaub, man muss die Leute überzeugen, das bringt mehr als Geldströme. Meiner Meinung nach besteht die Lösung in Bildung und Beratung. Mit Wasserschutz schützt man ja letztendlich auch den eigenen Betrieb.“
„Gibt es denn etwas, das Du unseren Leserinnen und Lesern noch ganz persönlich sagen möchtest?“ Sie lacht wieder herzlich.
„In Bezug auf Wasser? Oder allgemein?“
„Ganz, wie Du willst.“
„Dann wünsche ich mir mutige Veränderungen, den Mut, auch mal andere Wege zu gehen, Sichtweisen auf den Kopf zu stellen. Wie beim Frauenthema wünsche ich mir, dass mehr Menschen den Mut finden, zu sich selber zu stehen. Es gibt so viele gescheite Leute, die oft nichts sagen, oder sich nicht mit den Dingen einbringen, die ihnen wichtig wären. Obwohl es der Gesellschaft so gut tun würde, wenn sich auch die Leisen mit ihren Ideen aktiv beteiligen würden.“
„Liebe Marlene, dass es Menschen wie Dich gibt, die sich einsetzen, sich engagieren, und lösungsorientiert sind, macht uns wirklich Hoffnung für die Zukunft der Welt! Vielen Dank für das tolle Interview und die wunderbare Zeit mit Dir!“
„Sehr gerne, der Dank geht voll und ganz zurück an Dich, und natürlich auch an das ganze Wasser-Info-Team!“