Die Menschheit steht in diesen bewegten Zeiten großen Herausforderungen gegenüber. Von Meeresverschmutzung über Artensterben, von
Selbst im eigentlich wasserreichen Deutschland machen sich führende Wasser-Experten zunehmend Sorgen um die Wasserversorgung von Bevölkerung, Landwirtschaft, und Industrie.
Wir müssen unbedingt neue Wege gehen, Rückhaltebecken und Rigolen bauen, weniger Zubetonieren, den Wasserschutz auf allen Ebenen vorantreiben.
Die gute Nachricht: Es gibt immer mehr vielversprechende Ansätze, die alternative Möglichkeiten der Wasserversorgung ermöglichen könnten.
Eine Möglichkeit ist das sogenannte Cloudfishing. Mit Hilfe von riesigen Netzen kann beim Cloudfishing Wasser aus der Luft gewonnen werden. Nebel und Tau von der Nacht verfängt sich dabei in den Netzen, und kann so auf Felder, Wälder, und unter Trockenheit leidende Regionen verteilt werden.
Das weltweit größte Projekt, das bereits realisiert wurde, ist in Marokko zu finden. Dort stehen im Süden des Landes Cloudfisher, die in Zusammenarbeit mit der TU München entwickelt wurden, und die mehrere Dörfer und eine Schule mit sauberem Wasser versorgen.
Hier bei uns in Bayern könnten diese Netze beim Gemüseanbau hilfreich sein. Der Anbau von Gemüse ist ein sehr wasserintensiver Landwirtschaftszweig, bei dem Unmengen an Trinkwasser zur Bewässerung benötigt werden. Dabei müssten ja die Felder eigentlich nicht mit sauberem Grundwasser versorgt werden. Regenwasser, oder eben Nebelwasser, würde den Pflanzen ebenso genügen. Ganz im Gegensatz zu uns Menschen. Wir brauchen sauberes, nitratfreies Wasser für ein gesundes Leben.
Zur Zeit hört man allerorten von „konkurrierender Wassernutzung“. Alle wollen sauberes, frisches, qualitativ hochwertiges Wasser. Die Mineralwasser-Firmen, die Landwirtschaft, die Verbraucher:innen, die Industrie, ja sogar die Feuerwehren und Bauhöfe benötigen es als Löschwasser und zur Straßenreinigung. Wasser aus den umliegenden Seen und Flüssen ist logischerweise als Trinkwasser ungeeignet, und man kann es nicht mal als Löschwasser verwenden. Es würde Schläuche und Technik durch Verunreinigungen beschädigen oder verstopfen. Und wer will schon, dass das brennende Haus nicht gelöscht werden kann, weil der Schlauch wegen Sand und Dreck nicht mehr durchlässig ist?
Cloudfishing wäre so einfach, und insgesamt sehr kostengünstig. Die Netze, die in Marokko aufgebaut sind, halten Windgeschwindigkeiten bis 120 km/h stand. Also selbst ein ordentlicher bayerischer Orkan könnte den Netzen nichts oder nur wenig anhaben.
Natürlich wären auch sie ein Eingriff in das Landschaftsbild. Das ist ja hier in Bayern ein oft angeführtes Argument. Das sehen wir schon an der „10-H-Regel“ bei Windrädern. Umweltschützer halten diese Regel schon lange für sinnlos. Durch Umweltzerstörung, Bodenversiegelung, oder Monokulturen wird unser Landschaftsbild schon lange verschandelt, und der fortschreitende Klimawandel mit Dürreperioden und Starkregen wird auch in unserem schönen Bayern seine Spuren hinterlassen.
Feststeht: Wir müssen neue Wege gehen. Wir werden uns alle in vielen Bereichen einschränken und/oder verändern müssen. Wir müssen neue Gedanken, neue Pläne, neue Visionen entwickeln und zulassen.
Wenn immer wieder der Landschafts-Schutz, Tradition, oder fehlende Flexibilität Innovationen verhindern, wird es irgendwann richtig schmerzhaft für alle werden. Wollen wir wirklich zulassen, dass es irgendwann nur noch aufbereitetes, und im schlimmsten Fall gechlortes Wasser in unseren Kommunen geben wird?
Wollen wir am Ende, weil alles zu schwierig, zu verfahren, und zu kompliziert geworden ist, unsere Wasserwirtschaft privatisieren?
Wir sollten doch mittlerweile nur all zu gut wissen, dass Privatisierung immer nur die Privatisierung der Gewinne bedeutet. Die Verluste werden so weit wie möglich dem Staat überlassen, und die Gewinne in diversen Vorstandsebenen verteilt.
Wollen wir es so weit kommen lassen? Wollen wir nicht lieber dahin zurück wo uns vor vielen Jahren unser damaliger Ministerpräsident so gerne gesehen hätte? Mit Laptop und Lederhosen? Mit Start Ups, Innovationen und frischem Denken? Sind wir nicht schon lange an einem Punkt angekommen, an dem ein „weiter so“ nur noch mit großen Folgeschäden denkbar ist?
Der verstorbene Parteivorsitzende der Bayerischen Grünen, der selbst überzeugter Biobauer und Umweltschützer war, hat einmal gesagt: „In Bayern wird Politik nach drei Grundsätzen gemacht. 1. Des homma no nie so gmacht. 2. Des homma scho imma so gmacht. 3. Do kannt ja jeder daherkimma.“
Lieber Leserin, lieber Leser, wir vom Wasser-Info-Team Bayern e.V. sind überzeugt davon, dass es noch nicht zu spät ist, neue Wege zu gehen.
Wir brauchen eine mutige Politik und engagierte Menschen, die bereit sind, sich neue Szenarien vorzustellen. Dafür braucht es zuallererst einmal das nötige Bewusstsein.
Daran wollen wir arbeiten, das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben – ein Bewusstsein für den Wert des Wassers zu schaffen. Je mehr Menschen bewusst darüber nachdenken, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, immer sauberes Wasser zur Verfügung zu haben, je mehr Menschen schon in kleinen Schritten anfangen, innerhalb ihrer Möglichkeiten die Umwelt und das Wasser zu schützen, desto mehr wird diese Geisteshaltung in ein kollektives Bewusstsein einziehen.
Und irgendwann empfinden wir es vielleicht als Selbstverständlich, dass rund um die Gemüsefelder der niederbayerischen Landwirt:innen Netze zu sehen sind, die die Felder mit Tau- und Nebelwasser versorgen.
Wir finden, das ist eine sehr schöne Vorstellung. Sie auch?
Liebe Grüße,
Ihr Wasser-Info-Team Bayern e.V.